John Corey 03 - Nachtflug
Rosenthals Assistentin. Sie erinnerte sich anscheinend an mich und schenkte mir ein verkniffenes Lächeln. »Guten Morgen«, sagte ich. »Ist Mr. Rosenthal da?«
»Für gewöhnlich ist er sonnabends da«, erwiderte sie, »aber heute Morgen kommt er etwas später.“
»Vermutlich hat er verschlafen«, sagte ich. »Darf ich einen Ihrer Computer benutzen?«
Sie deutete auf einen freien Schreibtisch.
Ich checkte meine E-Mail, die ein paar belanglose Mitteilungen enthielt, dazu eine Nachricht von Kate, die da lautete: »Ich habe versucht, dich daheim zu erreichen. Sag mir bitte Bescheid, ob du heil angekommen bist. Ich komme am Montag heim :) Gleiche Fluginfo. Ich nehme mir am Flughafen ein Taxi. Du fehlst mir :(, und ich kann es kaum erwarten, dich wiederzusehen. Alles Liebe, Kate.«
Ich lächelte. :)
Ich tippte meinerseits: »Liebe Kate - bin wohlbehalten angekommen. Ich bin zur Zeit nicht daheim. Mache ein paar Tage Fronturlaub am Strand.«
Ich dachte einen Moment lang nach. Mit diesem Schmus tu ich mich immer schwer, daher hielt ich mich einfach an ihre Vorgabe und tippte: »Du fehlst mir :(, und ich kann's kaum abwarten, dich wiederzusehen :) Ich seh zu, dass ich dich am Flughafen abhole. Alles Liebe, John.«
Ich schickte den Text in den Cyberspace, bedankte mich bei Susan und verließ das Büro. Unten fragte ich Peter, wo er sich die Haare stylen ließ, und er nannte mir einen Salon in Westhampton Beach.
Ich fuhr in die Ortschaft, fand Peters Friseursalon und ließ mir den ersten anständigen Haarschnitt seit mehr als einem Monat verpassen. »Kennen Sie Peter?« fragte ich Tiffany, die junge Frau, die mir die Haare schnitt. »Den Rezeptionisten im Bayview Hotel?«
»Klar. Der hat tolle Haare.« Und sie fügte hinzu. »Tolle Haut ebenfalls.«
»Was ist mit mir?«
»Sie haben eine hübsche Bräune.“
»Ich war im Jemen.«
»Wo is'n das?«
»Auf der arabischen Halbinsel.«
»Ehrlich? Wo is 'n das?«
»Weiß ich nicht genau.«
»Im Urlaub?«
»Nein. Ich war in einem gefährlichen und streng geheimen Einsatz im Auftrag der Regierung dort.«
»Ehrlich? Möchten Sie ein bisschen Haarspray?«
»Nein, danke.«
Ich bezahlte Tiffany und erkundigte mich, wo ich mir eine Badehose kaufen könnte. Sie verwies mich an ein Sportartikelgeschäft, eine Querstraße weiter.
Ich ging zu dem Laden und kaufte mir eine weite, grüne Badehose, ein schwarzes T-Shirt und Strandsandalen. Tres Hamptons.
Anschließend fuhr ich zum Hotel zurück und ging in die Lobby, um mich zu erkundigen, ob irgendwelche Nachrichten für mich eingetroffen waren, und weil ich feststellen wollte, ob Peter meine neue Friseur auffiel, aber der war nicht im Dienst. Für mich lag keine Nachricht vor, daher ging ich in mein Zimmer und zog meine neuen Badesachen an, und ich dachte sogar daran, die Preisschilder abzuschneiden.
Ich hörte die Mitteilungen auf meinem Handy ab, aber niemand hatte angerufen, und mein Pieper war nach wie vor nicht geladen.
Ich dachte an Roxanne und ließ ein paar Dollar für die Putzfrau da, dann verließ ich mein Zimmer.
Ich fuhr zum Cupsogue Beach County Park, stellte mein Auto am Parkplatz ab und lief zum Strand. Es war ein warmer, strahlender Sonnentag, an dem ein sanfter Wind wehte.
Ich verbrachte den Vormittag mit Schwimmen, bekam ein paar Septembersonnenstrahlen ab, rannte barfuß am Strand entlang und summte die Filmmusik von Die Stunde des Siegers.
Bis Mittag waren ein paar Leute am Strand, hauptsächlich Familien, die das möglicherweise letzte schöne Wochenende des ausklingenden Sommers genossen.
Ich war so gut in Form wie seit Jahren nicht mehr und nahm mir vor, auch so zu bleiben, damit Kate meine goldene Bräune und meinen Surferknabenkörper bewundern konnte, wenn sie heimkam. Ich fragte mich, ob sie in Daressalam in Topform geblieben war. Ich konnte nur hoffen, dass ich nicht irgend so was Ähnliches wie »Du hast ein bisschen zugelegt, meine Süße« sagen musste.
Vermutlich sollte ich das nicht sagen, bis wir miteinander geschlafen hatten.
Ich rannte zur Westspitze des Parks, wo die Meerenge diese Wallinsel von Fire Island trennt, auf der sich der Smith Point County Park befindet, in dem die Gedenkfeier stattgefunden hatte. Durch diese Meerenge war Captain Spruck am Abend des 17. Juli 1996 hinaus auf den Ozean gesegelt und hatte etwas gesehen, das ihm seither zu schaffen machte.
Es war einer dieser goldenen Sommertage, an denen man über den Lauf der Jahreszeiten nachdenkt, aber auch über
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