John Corey 03 - Nachtflug
dir eine Nachricht. Komm schon, ich habe nicht viel Zeit.«
»Okay, hier ist die einzige Jill Winslow, die vom Alter und vom Wohnort her passt. Bereit?«
»Bereit.«
»Jill Penelope Winslow, verheiratet mit Mark Randall Winslow - woher nehmen diese hochwohlgeborenen Angelsachsen bloß diese Namen? Sie ist neununddreißig Jahre alt, offenbar nicht berufstätig. Er ist fünfundvierzig, Investmentbanker bei Morgan Stanley, arbeitet in Manhattan. Sie wohnen an der Quail Hollow Lane Nummer 12, Old Brookville, Long Island, New York. Kein weiterer Grundbesitz. Laut Verkehrszulassungsstelle haben sie drei Autos - ein Lexus SUV, eine Mercedeslimousine und einen BMW Z3. Willst du Näheres wissen?«
»Ja.« Er nannte mir die Modelle, die Farbe und die Kennzeichen, und ich schrieb mir alles auf.
»Der BMW ist auf ihren Namen zugelassen«, sagte er.
»Okay.«
»Was die Telefonnummern angeht, habe ich verschiedene Quellen ausprobiert«, fuhr er fort, »hatte aber kein Glück. Vermutlich kann ich dir bis Montag eine Nummer besorgen. Ich habe zivil- und strafrechtlich nachgecheckt, aber sie sind sauber. Keine Jill Penelope Winslow im Scheidungs- oder Sterberegister, aber deine Jill Winslow und diejenige, auf die ich mich konzentriert habe, sind möglicherweise nicht die gleiche Person. Daher kann ich ohne Mädchenname, Geburtsdatum oder Sozialversicherungsnummer -«
»Ich weiß, wie das geht. Danke.«
»Bloß damit du's weißt. Ich habe mich am Sonntagmorgen trotz eines leichten Katers schwer dahintergeklemmt. Du hättest letzte Nacht in dem Club sein sollen. Dieses Schätzchen, Sally -
«
»Sarah. Okay, tu mir einen Gefallen und schick mir per E-Mail die anderen Winslows, die in Frage kommen könnten. Ich ziehe hier aus und bin heute nicht per Handy zu erreichen, aber du kannst eine Nachricht hinterlassen. Ich müsste heute Abend wieder in meinem Apartment sein.«
»Ich habe eine Flasche Sekt für dich und Kate dagelassen.«
»Das ist sehr aufmerksam.«
»Genaugenommen ist es ein halber Karton, den ich nicht gebraucht habe. Wann kommt sie heim?«
»Am Montag.«
»Klasse. Du musst doch inzwischen schon fast blind sein.« Er lachte.
»Okay, ich muss los.«
»Fährst du nach Old Brookville?«
»Yeah.«
»Sag mir Bescheid, ob ich die richtige Jill Winslow hatte. Okay?“
»Du bist der erste, der es erfährt, gleich nach mir.«
»Yeah. Bist du dicht dran?«
»Ich glaube, ja.«
»Die letzten zehn Meter sind die Pest.«
»Ich weiß, Ciao.«
»Ciao.«
Ich legte auf, ging unter die Dusche und wusch das Salz ab. Als ich mich abtrocknete, klingelte das Telefon. Nur ein Mensch auf der Welt wusste, wo ich war, und mit dem hatte ich gerade gesprochen, folglich musste es jemand vom Hotel sein. Ich nahm den Hörer ab und sagte »Hallo«.
»Mr. Corey?« sagte eine Frauenstimme. »Ich bin gerade am Ausziehen«, sagte ich. »Machen Sie meine Rechnung fertig.«
»Ich bin nicht vom Hotel«, sagte sie. »Ich möchte mit Ihnen sprechen.«
Ich ließ mein Handtuch fallen und fragte: »Worüber?«
»Über TWA 800.«
»Was ist mit TWA 800?«
»Ich kann am Telefon nicht sprechen. Können wir uns treffen?«
»Nein, es sei denn, Sie verraten mir, worum es geht und wer Sie sind.«
»Ich kann am Telefon nicht sprechen. Können wir uns heute Abend treffen? Ich habe das, was Sie meiner Meinung nach suchen.«
»Was suche ich denn?«
»Auskünfte. Vielleicht auch eine Videokassette.«
Ich antwortete ein paar Sekunden lang nicht, dann sagte ich: »Ich habe alles, was ich brauche. Aber trotzdem danke.“
Sie ging nicht darauf ein, was ich schon vorher gewusst hatte, sondern sagte: »Heute Abend um acht, im Cupsogue Beach County Park, bei der Meerenge. Ich rufe nicht noch mal an.« Sie legte auf.
Ich versuchte es mit der Rückruftaste. Eine Bandaufnahme teilte mir mit, dass die Nummer, die ich erreichen wollte, auf diese Weise nicht angewählt werden könnte.
Ich schaute auf die Uhr am Nachtkästchen - 15:18. Nicht genügend Zeit, um nach Old Brookville und wieder zurück zum Cupsogue Beach zu fahren.
Besser gesagt, warum sollte ich mich mit jemandem nach Einbruch der Dunkelheit an einem einsamen Ort treffen? Wenn es sein muss, muss es sein, aber dann muss man mit Mikro und Sender ausgestattet sein, einen Unterstützungstrupp haben und dran denken, dass man seine Knarre mitnimmt.
In diesem Fall jedoch waren das müßige Überlegungen, da ich auf eigene Faust handelte, und meine Glock war im Diplomatengepäck irgendwo zwischen
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