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John Corey 03 - Nachtflug

John Corey 03 - Nachtflug

Titel: John Corey 03 - Nachtflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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fragen, weil Sie die Antwort nicht hören wollen.«
    Ich holte tief Luft, ging aber nicht darauf ein. Am liebsten hätte ich ihm die feixende Fresse eingeschlagen, aber ich riss mich zusammen.
    »Ich würde es Ihnen ohnehin nicht sagen«, fuhr er fort. »Ein Gentleman genießt und schweigt, nicht so wie Sie und Ihre Kumpel vom NYPD, wenn Sie betrunken sind und sich über sämtliche Frauen auslassen, mit denen Sie gevögelt haben, samt Namen und Ortsbeschreibung. Wie zum Beispiel Ihr dummer Freund Fanelli.«
    Ich ließ es ihm vorerst durchgehen und fragte ihn: »Warum wollten Sie sich mit mir treffen? Um Ihre wundersame Auferstehung kundzutun? Damit ich mir Ihre kindischen Witze anhöre? Das ist sehr grausam, Ted. Geben Sie mir Ihre Knarre, damit ich mich umbringen kann.«
    Ted Nash schwieg eine Weile, dann zündete er sich eine weitere Zigarette an und blies den Rauch in den Wind.
    »Ich habe Sie hierherbestellt«, sagte er, »weil Sie sowohl meinem als auch Ihrem Dienst Schwierigkeiten bereiten. Sie stecken Ihre Nase in Sachen, die Sie nichts angehen, und offenbar haben Sie im Jemen nichts dazugelernt.«
    »Was sollte ich denn lernen, Meister?«
    »Dass man Befehlen Folge leistet.«
    »Wie sieht's mit Ihnen aus?«
    Ohne darauf einzugehen, fragte er mich: »Was machen Sie hier im Bayview Hotel?«
    »Ich bin im Urlaub, Blödmann.“
    »Nein, das sind Sie nicht. Und lassen Sie das dumme Zeug. Versuchen Sie's noch mal.«
    »Ich bin im Urlaub, Arschloch.«
    Die Anrede schien ihm auch nicht zu gefallen, aber er bat mich nicht darum, es noch mal zu versuchen. Er schaute mich an, deutete zum Himmel und sagte: »Das war mein Fall. Nicht Ihrer. Nicht Kates. Nicht der von Dick Kearns und auch nicht der von Marie Gubitosi. Mein Fall. Er ist abgeschlossen, Sie sollten es dabei belassen, sonst, Mr. Corey, könnten Sie, ganz offen gesagt, ein unseliges Ende nehmen.«
    Ich war ein bisschen überrascht und beunruhigt, dass er über Dick und Marie Bescheid wusste. »Wollen Sie mir drohen?« fragte ich. »Das haben Sie schon mal gemacht, und das war einmal mehr, als ich es jedem anderen hätte durchgehen lassen.«
    Er schnippte seine Zigarette in die Brandung, schlüpfte in seine Schuhe, zog dann seine Windjacke aus und ließ mich sein Schulterholster sehen, in dem eine Glock steckte. Er band sich die Ärmel um die Taille und sagte: »Laufen wir ein Stück.«
    »Sie laufen. Und zwar immer weiter.«
    »Ich glaube, Sie haben vergessen, wer bei diesem Treffen das Sagen hat.«
    Ich drehte mich um und ging den Strand entlang zu der Stelle, wo ich mein Auto hatte stehenlassen.
    »Wollen Sie nicht wissen, was aus diesem Paar geworden ist?« rief er mir hinterher.
    Ich zeigte ihm über die Schulter den Vogel. Wenn er schießen wollte, hätte er es meiner Meinung nach schon getan. Nicht dass ich glaubte, er wäre nicht dazu fähig, mir eine Kugel in den Rücken zu jagen, aber ich hatte das Gefühl, dass er nicht dazu befugt war, und falls doch, musste er vorher feststellen, was ich wusste.
    Im Rauschen der Brandung konnte ich ihn nicht hören, aber mit einem kurzen Blick aus dem linken Augenwinkel sah ich, dass er neben mir herging, etwa zehn Schritte entfernt. »Wir müssen reden«, sagte er.
    Ich ging weiter. Vor mir sah ich die ersten Strandhäuser außerhalb des Parks.
    Er versuchte es noch mal. »Es ist besser, wenn wir hier reden, inoffiziell. Entweder das, oder man wird Sie bei einer Anhörung vernehmen.« Und er fügte hinzu: »Möglicherweise droht Ihnen ein Strafverfahren. Und Kate ebenfalls.«
    Ich drehte mich um und ging auf ihn zu.
    »Halten Sie Abstand«, sagte er.
    »Sie haben doch die Knarre.«
    »Ganz recht, und ich möchte sie nicht benutzen müssen.«
    Ich kam bis auf anderthalb Meter an ihn ran, dann wich er zurück und zog seine Glock. »Zwingen Sie mich nicht dazu, sie zu benutzen.«
    Ich blieb stehen und sagte: »Nehmen Sie das Magazin aus der Knarre, Ted, laden Sie einmal durch und stecken Sie die Knarre wieder ins Holster.«
    Er tat nicht, wie ihm geheißen, aber, was noch besser war, er schoss auch nicht. »Männer, die Mumm haben, brauchen keine Knarren, wenn sie mit andern Männern reden wollen. Entladen Sie sie, dann können wir reden.«
    Er schien hin- und hergerissen zu sein, dann hob er die Waffe, nahm das Magazin heraus und steckte es in die Hosentasche. Anschließend zog er den Schlitten zurück und warf eine Patrone aus, die in den Sand fiel. Er steckte die Glock ins Holster, stand da und funkelte mich

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