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John Corey 03 - Nachtflug

John Corey 03 - Nachtflug

Titel: John Corey 03 - Nachtflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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starrte ihn nur an und ging in Gedanken sämtliche Gründe durch, aus denen ich ihn von Anfang an nicht hatte leiden können. Warum ich Euer Gnaden hasse? Lass mich kurz aufzählen. Zum einen, weil er ständig diesen rotzigen Tonfall anschlug. Zum andern, weil er einen immerzu hämisch-süffisant angrinste.
    Er warf einen Blick auf seine Uhr und fragte mich: »Wollten wir uns nicht um acht Uhr an der Meerenge treffen?«
    »Lassen Sie den Scheiß.«
    »Ich habe mit jemandem gewettet, dass Sie aufkreuzen. Nur ein Idiot würde unbewaffnet zu einem nächtlichen Treffen mit jemandem, den er nicht kennt, an einen abgelegenen Ort kommen.«
    »Nur ein Idiot würde sich mit mir allein treffen. Ich hoffe doch, Sie haben Unterstützung.«
    Er ging nicht darauf ein, sondern fragte: »Wie war's im Jemen?«
    Ich antwortete nicht.
    »Ich habe gehört, dass Kate eine schöne Zeit in Tansania hatte«, sagte er.
    Wieder ging ich nicht darauf ein. Meiner Meinung nach war er jetzt so nah, dass ich ihn niederschlagen konnte, bevor er an seine Knarre kam, und er musste es gespürt haben, denn er ging ein paar Schritte weg. Er blickte sich um und sagte: »Herrliche Nacht. Es ist großartig, am Leben zu sein.« Er lachte.
    »Gewöhnen Sie sich nicht daran«, sagte ich.
    Er schaute mich an und fragte: »Sind Sie gar kein bisschen überrascht, dass ich lebe?«
    »Ich bin eher stinkig als überrascht.«
    Er lächelte und sagte: »Deswegen bezeichnet man uns auch als Schatten.«
    »Wie lange mussten Sie warten, bis Sie diesen Spruch anbringen konnten?«
    Er schien ein bisschen eingeschnappt zu sein, weil ich seine einstudierten Sprüche nicht recht zu würdigen wusste, zog aber seinen Text weiter durch und sagte: »Ich habe Ihnen noch gar nicht zu Ihrer Hochzeit gratuliert.«
    »Sie waren tot. Wissen Sie noch?«
    »Hätten Sie mich zu Ihrer Hochzeit eingeladen?«
    »Wahrscheinlich, wenn ich gewusst hätte, wo Sie begraben sind.«
    Er schmollte ein bisschen, drehte sich um und stieg den Hang hinab in Richtung Ozean. Er bedeutete mir, ihm zu folgen. »Kommen Sie, ich möchte ein bisschen am Strand entlanglaufen.«
    Ich ging hinter ihm her und versuchte den Abstand zwischen uns zu verringern, aber er rief mir über die Schulter zu: »Kommen Sie mir nicht zu nahe. Zehn Schritte.«
    Arschloch. Ich folgte ihm zum Strand, wo wir uns in Richtung Westen hielten, auf die Meerenge zu. Er zog seine Docksider aus, lief am Wasser entlang und ließ sich die Brandung über die Füße spülen. »Nasse Sache«, sagte er.
    Was im CIA-Jargon so viel heißt wie jemand umbringen. »Ach, bitte«, sagte ich, »tun Sie nicht so schlau.“
    »Sie haben meine Klugheit nie zu würdigen gewusst. Aber Kate.«
    »Sie können mich mal.«
    »Können wir vielleicht ein halbwegs intelligentes Gespräch führen, ohne dass Sie sagen, Sie können mich mal ?«
    »Tut mir leid. Ficken Sie sich meinetwegen ins Knie.« »Sie machen mich wütend.«
    »Ich mache Sie wütend. Was glauben Sie, wie sauer ich bin, dass Sie am Leben sind?«
    »Mir geht es mit Ihnen genauso«, erwiderte er.
    Wir gingen am Meer entlang, nebeneinander, zehn Schritte voneinander entfernt, aber ich zog nach links und schloss zu ihm auf. Er bemerkte es und sagte: »Sie kommen mir zu nahe.«
    »Bei der Brandung kann ich Sie nicht hören.«
    »Noch einen Schritt mehr, Corey, und Sie werden sehen, was für eine Waffe ich bei mir habe.«
    »Früher oder später seh ich das sowieso.«
    Er blieb stehen, wandte sich an mich und kehrte dem Ozean den Rücken zu. »Nur damit das klar ist. Ich bin bewaffnet, Sie nicht. Sie sind hierhergekommen, weil Sie ein paar Erklärungen haben wollten. Ich werde Ihnen diese Erklärungen liefern. Was danach geschieht, liegt teilweise auch an Ihnen. Unterdessen aber habe ich das Sagen.«
    Ich verlor allmählich die Ruhe. »Sie haben nicht das Sagen, Teddy«, sagte ich zu ihm. »Selbst wenn Sie eine Scheiß-Uzi hätten, hätten Sie nicht das Sagen. Sie sind ein arroganter, herablassender, von sich selbst eingenommener, narzisstischer -«
    »Schauen Sie aufs Wasser, Corey. Was sehen Sie da?«
    »Ich werde Sie bäuchlings darin treiben sehen, bevor die Nacht vorbei ist.«
    »Dazu wird es nicht kommen. Jedenfalls nicht mit mir.“
    Wir standen am Strand, etwa fünf Schritte voneinander entfernt, während die Brandung immer stärker wurde und immer lauter an den Strand klatschte. Über den Lärm hinweg sagte Nash: »Sie glauben, ich hätte mit Kate geschlafen, wollen mich aber nicht danach

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