John Corey 03 - Nachtflug
erinnern?«
Sie nickte.
»Und vor ein paar Wochen«, fuhr ich fort, »habe ich mit Liam Griffith gesprochen. Können Sie sich an den erinnern?“
Wieder nickte sie.
»Wer hat Sie seinerzeit noch vernommen?« fragte ich.
»Ein Mann, der sich als Mr. Brown von der nationalen Verkehrssicherheitskommission vorstellte«, erwiderte sie.
Ich beschrieb Jack Koenig und erklärte ihr auch, dass er den Eindruck vermittelte, er hätte eine Stahlrute im Hintern stecken. »Ich bin mir nicht sicher«, erwiderte sie. »Wissen Sie das denn nicht?«
»Sonst noch jemand?« erkundigte ich mich, ohne auf ihre Frage einzugehen.
»Nein.«
»Haben Sie eine Aussage unterschrieben?«
»Nein.«
»Wurde eine Video- oder Kassettenaufnahme von Ihrer Aussage gemacht?«
»Nein ... meines Wissens nicht. Aber der Mann, der sich Griffith nannte, machte sich ein paar Notizen.«
»Wo fand diese Vernehmung statt?«
»Hier.«
»Hier im Haus?«
»Ja. Als mein Mann zur Arbeit war.«
»Aha.« Ungewöhnlich, aber nicht einmalig bei einem hilfsbereiten und geheimen Zeugen. Offensichtlich wollte man sie nicht in eine Einrichtung des Bundes vorladen.
»Und der Gentleman, mit dem Sie seinerzeit zusammen waren?« fragte ich.
»Was ist mit ihm?«
»Wo wurde der vernommen?«
»Ich glaube, seine Vernehmung fand in seinem Büro statt. Warum fragen Sie?“
»Ich überprüfe die Verfahrensweise und die Richtlinien.«
Ohne darauf einzugehen, fragte sie mich: »Was für neue Erkenntnisse sind denn aufgetaucht, und was wollen Sie von mir wissen?«
»Ich darf nicht darüber sprechen, welche neuen Erkenntnisse aufgetaucht sind. Und von Ihnen brauche ich ein paar Klarstellungen.«
»Als da wären?«
»Nun ja, ich muss zum Beispiel den neuesten Stand der Dinge wissen, was Ihre Beziehung zu Ihrem Freund angeht.« Und seinen Namen.
Sie wirkte ein bisschen unleidlich oder verärgert und erwiderte: »Ich weiß nicht, inwieweit das jetzt noch relevant sein soll, aber wenn Sie es denn unbedingt wissen müssen: Ich habe mich seither nicht mehr mit Bud eingelassen.«
Bud. »Aber Sie sehen ihn noch und sprechen mit ihm.«
»Ab und zu. Wenn wir uns bei Partys über den Weg laufen, oder im Club. Es ist unvermeidlich und peinlich.«
»Ach, das weiß ich. Ich laufe in Manhattan ständig meiner Exfrau und ehemaligen Freundinnen über den Weg.«
Ich lächelte, und sie lächelte ebenfalls.
»Haben Sie mit ihm gesprochen?« fragte sie.
»Nein. Ich wollte erst mit Ihnen sprechen. Ist er immer noch unter der gleichen Adresse zu erreichen?«
»Ja. Gleiche Adresse. Gleiche Frau.«
»Gleicher Job?«
»Gleicher Job.«
»Wissen Sie vielleicht, ob er in der Stadt ist?«
»Ich glaube, ja. Ich habe ihn beim Grillfest am Labor Day gesehen ...« Sie schaute mich an und sagte: »Wenn ich ihn sehe ... weiß ich nicht, warum ...“
»Sie wissen nicht, was Sie in ihm gesehen haben.«
Sie nickte. »Es war die Sache nicht wert.«
»Hinterher scheint es die Sache nie wert gewesen zu sein. Aber seinerzeit fand man es gut.«
Sie lächelte. »Vermutlich.«
»Sie sind wahrscheinlich enttäuscht, weil er dem FBI Ihren Namen genannt hat. Sie meinen, er hätte Sie decken müssen.«
Sie zuckte die Achseln und sagte: »Ich glaube nicht, dass er das hätte tun können. Sie waren sehr überzeugend - beinahe drohend ... aber ein stärkerer Mann hätte vielleicht ...« Sie lachte und sagte: »Ich glaube, er hat etwa drei Minuten lang standgehalten.«
Ich lächelte und sagte: »Naja, wir wollen nicht zu hart zu Bud sein. Als guter Staatsbürger hat er das Richtige getan.«
»Bud tut das, was für Bud richtig ist.« Sie dachte einen Moment lang nach, dann sagte sie: »Wenn das FBI zuerst zu mir gekommen wäre und ihn gesucht hätte, hätte ich mich vielleicht genauso verhalten. Aber bei dem, was hinterher geschah, wurde mir klar, dass er ein ...«
»Ein Waschlappen.«
Sie lachte. »Ja, ein Waschlappen. Und ein Feigling - und ganz und gar kein Gentleman.«
»Warum?«
»Nun ja ... ich wollte zum Beispiel, dass wir uns melden und uns wegen dem, was wir gesehen und auf Video aufgenommen haben, mit dem FBI in Verbindung setzen. Er nicht. Nachdem man ihn ausfindig gemacht hatte, hat er dann dem FBI erklärt, dass ich diejenige gewesen sei, die sich nicht melden wollte. Es war einfach furchtbar ... er war nicht gerade ermutigend, und er dachte nur an sich selbst.«
»Er muss Anwalt sein.“
Wieder lachte sie, ein sanfter, kehliger Laut. Ich glaube, ich baute gerade eine Beziehung zu
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