John Corey 03 - Nachtflug
Sergeant Roberts und sagte zu ihm: »Rufen Sie Mr. Winslow um halb sieben an, und teilen Sie ihm mit, dass der Rumtreiber gefasst wurde. Alles ist wieder bestens in Heilewelt. Es ist ein guter Tag zum Golfen.«
Sergeant Roberts kicherte und erwiderte: »Viel Glück mit Mrs. Winslow.«
»Danke.«
Um 6:45 glitt ein automatisches Tor an der Dreifachgarage der Winslows auf, und ein grauer Mercedes kam heraus und fuhr die lange Auffahrt herunter. Am Ende der Auffahrt bog der Wagen in meine Richtung, und ich konnte einen kurzen Blick auf Mark Winslow werfen, der selbst durch die Windschutzscheibe eine geradezu blendende Stumpfheit ausstrahlte. Ich rutschte tief in meinen Sitz, bis er vorbeigefahren war.
Ich wollte Jill Winslow nicht zu früh aus dem Bett scheuchen, deshalb wartete ich noch eine Weile.
Leichter Dunst stieg von den weitläufigen Rasenflächen der großen Häuser rund um mich auf, Vögel sangen, und über einer Reihe von Bäumen in der Ferne ging die Sonne auf. Ein seltsames Tier überquerte die Straße. Vielleicht ein Fuchs. Ich hielt Ausschau nach einer Wachtel, wusste aber nicht genau, wie eine Wachtel aussah oder wie man feststellen konnte, dass sie hohl war. Kaum zu glauben, dass Midtown Manhattan nur dreißig Meilen von diesem Urwald entfernt war; ich konnte es kaum abwarten, wieder Beton unter den Füßen zu spüren.
Ich schaute zum Haus der Winslows. Ich hoffte regelrecht, dass sich Mrs. Winslow gegenüber Nash und Griffith nicht gänzlich offenbart hatte - trotz Nashs Quatsch von wegen dem Lügendetektor -, und dass sie bereit war, ihre Seele und ihr Gewissen zu erleichtern, auch wenn das hieß, dass sie all das hier aufgeben musste. Unwahrscheinlich. Aber man kann nie wissen, solange man nicht danach fragt.
Ein paar Autos fuhren vorbei, und Menschen schauten mich an. Daher ließ ich den Motor an, bevor sie die Cops riefen, und stieß auf die lange Auffahrt. Ich hielt auf einem mit Kopfsteinen gepflasterten Parkplatz vor dem Haus. Es war 7:32. Ich nahm mein Polizeifunkgerät, stieg die Treppe empor und klingelte an der Tür.
Wie oft hatte ich das als Polizist bei der Mordkommission schon gemacht? An wie vielen Türen hatte ich schon geklingelt, um jemandem eine schreckliche Nachricht zu überbringen, beziehungsweise gefragt, ob ich einen Moment reinkommen und ein paar Routinefragen stellen dürfte? Wie viele Durchsuchungsbefehle hatte ich schon überreicht, wie viele Haftbefehle vollstreckt?
Ab und zu hatte ich einen Kondolenzbesuch abgestattet, und manchmal hatte ich gute Nachrichten überbracht.
Zur Gewohnheit wurde es nie, aber es wurde auch nicht besser.
Ich hatte keine Ahnung, was hier geschehen würde, aber ich war mir sicher, dass in der nächsten Stunde ein paar Leben einen anderen Lauf nehmen würden.
45
Ich hörte ein elektronisches Quäken, dann drang etwas, das sich wie eine Frauenstimme anhörte, aus dem Lautsprecher über mir, dessen Tonqualität noch etwas schlechter war als die der Lautsprecher im Jack in the Box. »Wer ist da?« fragte sie.
Ich blickte auf und sah eine auf mich gerichtete Überwachungskamera. »Detective Corey, Mrs. Winslow«, antwortete ich. Ich hielt meinen Ausweis vor die Kamera und hätte fast gesagt »Jumbo Jack mit Käse«, beherrschte mich aber und sagte stattdessen: »Ich habe letzte Nacht mit Ihrem Mann telefoniert.«
»Oh ... ja. Tut mir leid, er ist nicht da.«
Mir tat es nicht leid. Ich sagte: »Ich muss ein paar Minuten wegen diesem Rumtreiber mit Ihnen sprechen.«
»Nun ... in Ordnung ... einen Moment.«
Ich wartete, und ein paar Minuten später wurde die wuchtige Haustür geöffnet.
Jill Winslow war in der Tat eine attraktive Frau. Sie war Ende dreißig, hatte braune Haare und einen Pagenschnitt, wie man das, glaube ich, nennt. Sie hatte große braune Augen, ein hübsches Gesicht, das sehr fotogen war, und sie hatte eine schöne Bräune, aber meine war besser.
Mrs. Winslow trug einen züchtigen, knöchellangen weißen Morgenmantel, und mittels Röntgenblick und meiner nicht ganz jugendfreien Phantasie erkannte ich gleich, dass sie einen gutgebauten Körper hatte. Sie lächelte nicht, machte aber auch keine finstere Miene, daher lächelte ich, worauf auch sie sich ein Lächeln abrang. Ich hielt meinen Bundesausweis noch mal hoch und sagte: »Tut mir leid, dass ich Sie so früh besuche, aber ich werde Sie nicht lange aufhalten.“
Sie nickte und winkte mich rein.
Ich folgte ihr durch das große, sehr formell wirkende Foyer in eine
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