John Corey 03 - Nachtflug
aus, dass er Mitglied im gleichen Country Club war wie die Winslows, und wenn ich wollte, war ich in zehn Minuten dort und konnte mich nach Bud erkundigen. Aber meiner Meinung nach brauchte ich Bud nicht. Das, was ich wollte, war hier.
»Gibt es sonst noch irgendwas?« fragte sie.
»Das wär's in etwa«, erwiderte ich. »Bis auf ein paar genauere Angaben dazu, wie lange Sie im Hotelzimmer waren, nachdem Sie vom Strand zurückgekommen sind. Sie haben sich das Video angesehen. Gehen Sie das mit mir durch.«
»Nun ja ... wir haben es uns angesehen ... wir haben den Teil, als wir auf der Decke in den Dünen waren, schnell vorlaufen lassen ... und angefangen, als wir zum Strand rannten ... dann haben wir diesen Teil von dem Zeitpunkt, als wir am Strand miteinander geschlafen haben, bis zu der Stelle abgespielt, als wir den Lichtschweif sahen ... wir haben das zurückgespult und noch einmal in Zeitlupe ablaufen lassen ... man konnte so einen Schimmer am Horizont sehen ... dann dieses emporsteigende Licht ... in Zeitlupe kann man die Rauchfahne sehen, und uns wurde klar, dass wir auch die Blinklichter des Flugzeugs sahen, das gerade ...«
»Wie lange war die Aufnahme?«
»Die Szene am Strand dauerte etwa fünfzehn Minuten, angefangen damit, als wir hinuntergingen, bis zu der Stelle, als Bud zurückrannte und sich die Kamera schnappte. Danach kamen fünfzehn Minuten Dunkelheit, als die Kamera auf dem Rücksitz lag und man uns reden hörte.«
»Okay. Und der Teil auf der Decke, als Sie mit der Aufnahme anfingen?«
Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Ich wollte das gar nicht sehen. Es gab keinen Grund dazu.«
»Richtig. Sie haben das Video also abgespielt, auf Pause gedrückt, zurückgespult, es in Zeitlupe durchlaufen lassen und so weiter?«
»Ja. Es war ... unglaublich.«
»Hypnotisch. Faszinierend.«
»Ja.«
»Was haben Sie gemacht, nachdem Sie sich die Aufnahme angesehen hatten?«
»Bud hat sie gelöscht.«
»Einfach so? Sie sagten doch, Sie wollten sie nicht löschen.«
»Ich wollte nicht... wir haben uns gestritten, aber ... er wollte sie löschen. Er wollte auch so schnell wie möglich aus dem Zimmer weg, falls uns jemand vom Strand hatte kommen sehen. Ich hielt das nicht für wahrscheinlich, aber er wollte aufbrechen und nach Hause fahren. Unsere Handys klingelten jetzt, weil inzwischen alles im Fernsehen kam, und die Leute, die wussten, dass wir da draußen waren, versuchten uns zu erreichen, aber wir nahmen keine Anrufe entgegen. Dann ging Bud ins Badezimmer, um seine Frau anzurufen - er war angeblich mit Freunden angeln.“
»Vielleicht hat er mit dem Wasser in der Badewanne rumgeplanscht und gebrüllt: Schlagt euch zur Küste durch, Kameraden «, bemerkte ich.
Sie lächelte und sagte: »So clever ist er nicht. Aber er war paranoid.«
»Auf Nummer Sicher zu gehen ist nicht paranoid«, sagte ich.
Sie zuckte die Achseln und sagte: »Zu der Zeit dachte ich, wir würden schon den einen oder anderen Ausweg finden. Es war einfach Pech, dass wir beide unter einem Vorwand drüben im Osten waren, als es passiert ist. Mark hat mich einmal über Handy zu erreichen versucht, aber ich bin nicht rangegangen. Als ich in meinem Auto saß und heimfahren wollte, habe ich die Nachricht abgehört, die da lautete: Jill, hast du von dem Flugzeugabsturz da draußen gehört? Ruf mich an. Ich habe erst meine Freundin in East Hampton angerufen, bei der ich angeblich war, aber sie hatte nichts von ihm gehört. Also rief ich Mark zurück und erklärte ihm, dass ich völlig erschüttert sei und heimkäme.«
Sie lächelte und sagte: »Es war nicht einmal knapp.«
»Wenn ich mich ein bisschen in Küchenpsychologie ergehen darf«, sagte ich, »dann wollten Sie ertappt werden. Oder Sie haben sich zumindest nicht um die Folgen geschert.«
»Selbstverständlich habe ich das.«
»Ich spreche aus Erfahrung, wenn ich sage, dass ertappt zu werden leichter ist, als Schluss zu machen. Es läuft auf das gleiche hinaus, aber wenn man ertappt werden will, genügt der unterbewusste Wunsch. Schluss zu machen dagegen erfordert jede Menge Courage.«
Sie verfiel wieder in ihren Hausdamentonfall und fragte kurz und knapp: »Was hat das mit Ihrem Besuch zu tun?«
»Möglicherweise alles.“
Sie warf einen Blick zur Wanduhr und sagte: »Ich sollte mich allmählich für die Kirche fertigmachen.«
»Sie haben noch Zeit. Ich möchte Sie etwas fragen - ich nehme an, nachdem Sie und Bud sich das Video angesehen haben, haben Sie
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