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John Corey 03 - Nachtflug

John Corey 03 - Nachtflug

Titel: John Corey 03 - Nachtflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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Liebesgeschichte, aber auch eine traurige. Sie erinnert mich ein bisschen an Casablanca.« Und sie fügte hinzu.
    »Das ist eine englisch synchronisierte Version.«
    »Äh ...« Ich dachte schon, mir wäre in unserem Gespräch vorhin etwas entgangen und ich bekäme jetzt einen französischen Film zu sehen, doch dann sagte sie: »Aber das werden wir nicht sehen. Jedenfalls nicht während der ersten vierzig Minuten oder so, die ich überspielt habe. Wir sehen Das Schwein und die Schlampe, mit Bud Mitchell und Jill Winslow. Regie Jill Winslow.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, deshalb hielt ich den Mund. Bud Mitchell.
    Ich warf ihr einen kurzen Blick zu und erkannte an ihrer Miene wie auch an ihrem Tonfall, dass sie sich während ihrer kurzen Abwesenheit grundsätzlich gesagt hatte: »Es wird höchste Zeit, dass ich reinen Tisch mache, und pfeif auf die Folgen.« Sie wirkte beinahe ruhig und irgendwie erleichtert, als wäre eine schwere Last von ihr genommen worden. Aber ich sah auch, dass sie ein bisschen nervös war, was durchaus verständlich war, wenn man bedachte, dass sie im Begriff war, sich mit einem Mann, den sie erst vor knapp einer Stunde kennengelernt hatte, einen nicht jugendfreien Film anzuschauen, in dem sie selbst auftrat.
    Sie spürte, dass ich sie anschaute, ging auf Blickkontakt und sagte: »Das ist keine Liebesgeschichte. Aber wenn Sie es durchstehen, können Sie sich die letzte Stunde von Ein Mann und eine Frau ansehen. Der ist wirklich besser als der Film, den ich gemacht habe.«
    Ich dachte, ich sollte etwas sagen, daher sagte ich: »Schauen Sie, Mrs. Winslow, ich bin nicht hier, um über Sie zu urteilen, und Sie sollten nicht zu hart zu sich selber sein. Eigentlich brauchen Sie gar nicht hier zu sitzen, wenn ich mir das -«
    »Ich möchte aber hier sitzen.« Sie drückte auf einen Knopf am Beistelltisch, und die Vorhänge gingen zu. Klasse.
    Wir saßen in dem abgedunkelten Zimmer, und Jill Winslow drückte auf ein paar Knöpfe an der Fernbedienung, worauf die Kassette anlief. Zuerst kam ein bisschen Musik, dann der Titel des Films in beiden Sprachen, dann der Vorspann. Etwa auf halber Länge des Vorspanns tauchte plötzlich ein anderes, unschärferes Bild mit schlechtem Ton auf, und es dauerte einen Moment, bis ich Jill Winslow erkannte, die im Schneidersitz auf einer dunklen Decke hockte und braune Shorts und ein blaues Top trug. Auf der Decke stand eine Kühlbox, und während ich zusah, entkorkte sie eine Weinflasche.
    In der unteren rechten Ecke des Videos war das Datum eingeblendet, 17. Juli 1996, und die Zeit, 19:33. Die zweite Ziffernfolge lief rasch durch, und dann war es 19:34.
    Ich erkannte natürlich den Ort - es war die Senke zwischen den Sanddünen, die ich am Abend der Gedenkfeier zum ersten Mal mit Kate gesehen hatte und anschließend allein, als ich dort geschlafen und einen erotischen Traum mit Kate, Marie, Roxanne und einer verschleierten Jill Winslow gehabt hatte; der Schleier war jetzt weg. Und schließlich gestern Abend, beim Rendezvous mit Ted Nash.
    »Das ist im Cupsogue Beach County Park«, sagte Jill zu mir. »Aber ich nehme an, das wissen Sie.«
    »Ja.«
    Die Szene war bei schwindendem Sonnenlicht aufgenommen, aber es war noch so hell, dass man alles deutlich sehen konnte. Viel Ton gab es nicht, aber ich hörte den Wind, der vom Mikrofon der Kamera erfasst worden war.
    Dann sah ich den Rücken eines Mannes, der eine braune Hose und ein Sporthemd trug, ins Bild kommen.
    »Das ist selbstverständlich Bud«, sagte Jill zu mir. Bud holte zwei Weingläser aus der Kühlbox, setzte sich neben Jill, und sie goss ihnen Wein ein.
    Jetzt, als sie miteinander anstießen, konnte ich Buds Gesicht sehen, und er sagte: »Auf die Sommerabende und auf uns beide.«
    »Ach, bitte«, sagte Jill zu mir oder auch zu sich selber.
    Ich schaute mir den Typ genau an. Er sah gut aus, aber seine Stimme und sein Gehabe wirkten etwas waschlappig. Ich war ein bisschen enttäuscht von Jill.
    Sie musste meine Gedanken gelesen haben, denn sie fragte: »Was habe ich an ihm bloß attraktiv gefunden?«
    Ich ging nicht darauf ein.
    In dem Video schaute Jill Bud an und sagte: »Kommst du öfter hierher?«
    Bud lächelte und erwiderte: »Zum ersten Mal. Was ist mit dir?“
    Sie lächelten einander an, und ich stellte fest, dass sie ein bisschen kamerascheu waren.
    Jill sagte zu mir: »Ich weiß noch, dass ich bei mir gedacht habe: Warum schlafe ich mit einem Mann, von dem ich nicht viel halte?

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