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John Corey 03 - Nachtflug

John Corey 03 - Nachtflug

Titel: John Corey 03 - Nachtflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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geduscht, bevor Sie heimgefahren sind?« Und ich fügte hinzu. »Sie waren voller Sand und Salz.« Von den Körpersäften gar nicht zu sprechen.
    »Wir haben geduscht.«
    »Und er hat zuerst geduscht?«
    »Ich ... ich glaube, ja.«
    »Und Sie haben sich das Video noch einmal angesehen, als er unter der Dusche war?«
    »Ich glaube, ja ... es ist fünf Jahre her. Wieso?«
    Ich glaubte, sie wusste, warum ich fragte, deshalb hakte ich nach, um es ihr leichter zu machen: »Was haben Sie an diesem Nachmittag gemacht, nachdem Sie um halb fünf dort abgestiegen sind und bevor Sie um sieben zum Strand fuhren?«
    »Wir haben ferngesehen«, erwiderte sie.
    »Was haben Sie sich angesehen?«
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    Ich schaute sie an und sagte: »Mrs. Winslow, Sie haben mich bislang noch nicht angelogen.«
    Sie wandte den Blick ab, tat so, als dächte sie nach, und sagte dann: »Jetzt fällt's mir wieder ein. Wir haben uns einen Film angesehen.«
    »Eine Videokassette?«
    »Ja ...«
    »Ein Mann und eine Frau. «
    Sie schaute mich an, ohne etwas zu erwidern.
    »Sie haben sie in der Leihbücherei im Hotel geholt.“
    »Oh ... ja ...« Wir schauten einander unverwandt an, dann, so als wollte sie das Schweigen beenden, sagte sie leichthin: »Sehr romantisch. Aber ich glaube, Bud hat sich gelangweilt.« Und sie fragte: »Haben Sie den Film mal gesehen?«
    »Nein. Aber ich würde ihn gern von Ihnen ausleihen, wenn ich darf.«
    Danach herrschte eine ganze Zeitlang Schweigen, während sie die Tischplatte anstarrte und ich sie anschaute. Sie kämpfte offensichtlich mit sich, und ich ließ sie den Kampf austragen. Das hier war einer der Momente im Leben, in dem alles auf eine simple Entscheidung hinauslief, und auf ein paar wenige Worte. Ich hatte das schon oft erlebt, mit einem Zeugen oder einem Mordverdächtigen, aber sie müssen die Entscheidung selbst treffen - ich versuchte sie ihnen mit allem, was ich bis zu diesem Moment gesagt hatte, lediglich leichter zu machen.
    Ich wusste, was ihr durch den Kopf ging - Scheidung, Schande, öffentliche Demütigung, Kinder, Freunde, Familie, vielleicht sogar Bud. Und wenn ihre Gedanken weiter in die Zukunft schweiften, dann dachte sie vielleicht auch an eine öffentliche Aussage, an Anwälte, das landesweite Medienecho und vielleicht sogar an gewisse Gefahren.
    Als sie wieder das Wort ergriff, brachte sie kaum mehr als ein Flüstern zustande. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Mrs. Winslow«, erwiderte ich, »es gibt nur zwei Menschen auf der Welt, die wissen, wovon ich rede. Ich bin der eine, Sie sind der andere.«
    Sie erwiderte nichts.
    Ich nahm das Heftpflasterpapier, schnippte es ihr über den Tisch zu. »So eins haben wir in Zimmer 203 gefunden«, sagte ich. »Haben Sie sich geschnitten?«
    Sie antwortete nicht.
    »Oder haben Sie das Pflaster dazu benutzt, um den fehlenden Plastikstreifen an der ausgeliehenen Videokassette zu überkleben? Auf diese Weise haben Sie Ihr Video auf Ein Mann und eine Frau überspielt. Während Bud unter der Dusche war.« Ich ließ ein paar Sekunden verstreichen und sagte dann: »Nun, Sie können mir natürlich erklären, dass das nicht stimmt, aber dann muss ich mich fragen, warum Sie das Video behalten haben, das Sie sich aus der Hotelbibliothek geholt haben. Oder Sie könnten mir erklären, dass es zwar stimmt, dass Sie den Film mit Ihrem Video überspielt haben, aber die Kassette später vernichtet haben. Aber das haben Sie nicht getan.«
    Jill Winslow holte tief Luft, und ich sah, dass ihr die Tränen übers Gesicht rannen. Sie schaute mich an und sagte: »Ich glaube ... ich glaube, ich sollte Ihnen die Wahrheit sagen ...«
    »Ich kenne die Wahrheit bereits. Aber ja, ich würde Sie gern von Ihnen hören.«
    »Eigentlich gibt es gar nichts zu sagen.«
    Sie stand auf, und ich dachte schon, sie wollte mich zur Tür bringen, stattdessen aber atmete sie tief durch und fragte: »Möchten Sie die Aufnahme sehen?«
    Ich stand auf und spürte, wie mein Herz einen Takt schneller schlug. »Ja«, erwiderte ich. »Ich würde mir die Aufnahme gern ansehen.«
    »Na schön ... aber ... wenn Sie sie gesehen haben ... verstehen Sie hoffentlich, warum ich sie niemandem zeigen ... oder geben konnte ... Ich habe darüber nachgedacht... oft sogar ... Ich habe erst im Juli darüber nachgedacht, als ich die Gedenkfeier im Fernsehen sah ... all diese Menschen ... aber spielt es denn eine Rolle, wie sie gestorben sind?«
    »Ja, durchaus.«
    Sie nickte, dann sagte sie:

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