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John Corey 03 - Nachtflug

John Corey 03 - Nachtflug

Titel: John Corey 03 - Nachtflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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setzte mich.
    In Zeitlupe lief kein Ton, aber es gab sowieso nichts zu hören, und so starrte ich wie gebannt auf das, was ich da sah, denn ich wusste genau, was gleich passieren würde.
    Das glühende Licht schien jäh den Kurs zu ändern und hielt auf die blinkenden Lichter zu, aber ein deutlicherer Hinweis darauf, dass es beidrehte, war die sich verwindende Rauchfahne.
    Ein paar Sekunden später war ein heller Lichtblitz am Himmel zu sehen, der in Zeitlupe sonderbar aussah: wie ein aufflackerndes Bengalisches Feuer. Ein paar Sekunden danach breitete sich ein riesiger Feuerball am schwarzen Himmel aus - wie eine hellrote Blume, die im Zeitraffer aufblüht. Ich hielt das Bild bei 20:31 und 14 Sekunden an und starrte darauf.
    Jill und Bud standen fast aufrecht da, wie erstarrt, und hatten sich der roten Glut am Himmel zugewandt. Ich drückte auf Zeitlupe und sah zu, wie der Feuerball größer wurde. Ich konnte sehen, dass das brennende Flugzeug tatsächlich weiter stieg, dann sah ich zwei Ströme aus brennendem Treibstoff in Richtung Ozean sinken, und als sie sich dem Meer näherten, bemerkte ich auch, dass sich der brennende Treibstoff auf dem glatten, glasigen Wasser spiegelte, und ja, das Spiegelbild wirkte wie zwei aufwärts steigende Lichtstreifen, aber es handelte sich unverkennbar um brennendes Kerosin, das vom Himmel abwärts strömte, einem eigenen Spiegelbild entgegen. Das ist oben. Richtig?
    Ich schaute auf den Sekundenzähler, und etwa dreißig Sekunden nach Beginn der Abfolge von Ereignissen drückte ich auf die Abspieltaste und schaltete den Ton wieder hinzu.
    Am Bildschirm bewegte sich jetzt wieder alles in Normaltempo, auch Jill und Bud, die sich eigentlich überhaupt nicht bewegten, sondern nur wie gebannt auf das Feuer am Himmel starrten.
    Ich sah jetzt brennende Trümmer vom Himmel fallen. Dann hörte ich die erste Explosion, als die Schallwelle das Mikrofon der Kamera erreichte, ein dumpfer, gedämpfter Knall, auf den ein, zwei Sekunden später eine zweite, viel lautere Explosion folgte. Ich sah, wie Jill und Bud etwa eine halbe Sekunde, bevor ich die heftigere Explosion hörte, zusammenzuckten, weil der Schall sie eher erreichte als das Mikrofon.
    Ich ging wieder auf Zeitlupe und schaute mir die Nachwirkungen der Katastrophe an - der Hauptteil des Flugzeuges, der tatsächlich noch dreihundert Meter weiter gestiegen war, bis der Treibstoff in den Triebwerken verbraucht war, kreiselte jetzt abwärts. Ich konnte weder alles sehen noch verstehen, was da vor sich ging, nicht einmal in Zeitlupe, und den herabstürzenden Bug der Maschine sah ich überhaupt nicht, aber ich meinte zu sehen, wie die linke Tragfläche abbrach, und ich sah, wie der mächtige Rumpf der 747 vom Himmel fiel und ins Meer stürzte.
    Der Himmel war jetzt wieder klar, abgesehen von dem Qualm, der vom Feuerschein auf dem glatten Ozean erleuchtet wurde.
    Das Pärchen am Strand stand wie erstarrt da, als hätte jemand die Pausentaste der Welt gedrückt, nur dass die Brandung in Zeitlupe an den Strand schwappte und ein orange-rotes Feuer am Horizont glühte.
    Ich drückte auf die Abspieltaste, worauf die Brandung wieder schneller wurde und Flammen auf dem Wasser tanzten.
    Jetzt ergriff Bud zum ersten Mal an diesem Abend die Initiative. Er nahm Jill am Arm und sagt irgendetwas, worauf sie sich umdrehten und zu der Kamera auf der Düne rannten. Er war schneller als sie, hielt auch ihretwegen nicht inne oder warf einen Blick zurück, um festzustellen, ob sie mitkam. Der Mann war ein ausgemachtes Arschloch, aber das war das Unwichtigste, was man diesem Video entnehmen konnte.
    Ich starrte auf den brennenden Treibstoff am Horizont. Weder Jill noch Bud konnten es zu dem Zeitpunkt wissen, aber dort waren binnen eines Wimpernschlags 230 Männer, Frauen und Kinder umgekommen. Doch ich wusste es, und ich spürte, wie sich mein Magen zusammenkrampfte, wie mein Mund trocken wurde und mir das Wasser in die Augen stieg.
    Bud und Jill verschwanden am Fuß der Düne, dann tauchten ihre Köpfe und Schultern wieder auf, als sie den sandigen Hang hinauf stürmten, erst Bud, dann Jill.
    Die Kamera war auf maximale Brennweite eingestellt, daher waren ihre Gesichter verschwommen, aber ich konnte ihre Züge erkennen. Ich hielt das Bild an und schaute ihn an, als er die Hände nach der Kamera ausstreckte Der Mann sah aus, als wäre er außer sich vor Angst. Ich schaute auf sie, und auch sie wirkte verschreckt, hatte die Augen weit aufgerissen, aber ich

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