John Corey 03 - Nachtflug
und schaute demonstrativ nicht auf den Bildschirm.
»Ist Ihnen dabei unwohl?« fragte sie.
»Ich glaube, das habe ich schon gesagt.“
»Nun ja, mir ist dabei auch unwohl. Und wenn ich Ihnen dieses Video gebe, wie viele Menschen werden es sehen?«
»So wenig wie möglich.« Und ich fügte hinzu: »Es werden lauter Profis sein, ausgebildete Ordnungshüter und Ermittler des Justizministeriums - Männer und Frauen, die schon alles Mögliche gesehen haben.«
»Sie haben mich noch nicht beim Sex auf Video gesehen.«
»Ich glaube, die interessieren sich nicht für Sex. Die interessieren sich für die Szene mit dem explodierenden Flugzeug, und ich interessiere mich ebenfalls dafür. Wenn Sie vielleicht vorspulen könnten, würde ich sie mir gern ansehen. Sofort.«
»Wollen Sie mich denn nicht beim Sex sehen?«
»Schauen Sie, Jill -«
»Für Sie Mrs. Winslow.«
»Äh ... tut mir leid. Mrs. Winslow -«
»Jill ist okay.«
Allmählich wurde mir wirklich unwohl, und ich überlegte, ob ich es womöglich mit einer Irren zu tun hatte, aber dann sagte sie: »Verstehen Sie, weshalb ich das mache?«
»Durchaus. Ich verstehe vollkommen, warum Sie das Video nicht rausrücken wollten. Offen gestanden, hätte ich's mir an Ihrer Stelle auch zweimal überlegt. Aber wir können und werden die Aufnahme überarbeiten, die Gesichter unkenntlich machen und uns nach besten Kräften darum bemühen, Ihre Privatsphäre zu schützen. Wir werden uns auf das Geschehen rund um das Flugzeug konzentrieren -«
»Dazu kommen wir noch. Passen Sie auf.«
Ich hörte, wie Jill am Bildschirm sagte: »Ich bin klebrig. Los, wir gehen baden.«
Ich blickte wieder zum Bildschirm und sah, wie sie sich aufsetzte. Buds Gesicht tauchte zwischen Mrs. Winslows Schenkeln auf, und er sagte: »Ich glaube, wir sollten lieber gehen. Wir duschen im Hotel.«
»Ich wünschte, ich hätte auf ihn gehört«, sagte Jill zu mir.
Am Bildschirm stand sie auf der Decke und blickte zu der Düne hinauf, die aus der Senke aufragte. Sie hielt das Bild an, nahm die Füße vom Kaffeetisch und beugte sich zu dem großen Bildschirm vor. »Ich sehe jünger aus«, sagte sie. »Vielleicht auch ein bisschen dünner. Was meinen Sie?«
Ich schaute auf ihren prachtvollen nackten Körper, der von den letzten Sonnenstrahlen in goldenes Licht getaucht wurde.
»Tja, was meinen Sie?« fragte sie noch mal.
Ich hatte es allmählich ein bisschen satt, dass sie nicht auf meinen ritterlichen Vorschlag einging, die kleine Bumserei zu überspringen und zum großen Bums vorzuspulen, daher versuchte ich es anders rum und sagte: »Ich glaube, Ihr Gesicht ist überhaupt nicht gealtert, und außerdem sind Sie eine sehr schöne Frau. Was Ihren Körper angeht, der sieht auf Video klasse aus, und ich bin mir sicher, dass er nach wie vor klasse ist.«
Sie ging nicht darauf ein, sondern starrte weiter auf den Bildschirm. Schließlich sagte sie: »Das war das erste und letzte Mal, dass wir uns gefilmt haben. Ich habe mich noch nie nackt auf einem Foto oder Film gesehen. Und ich habe mich ganz bestimmt noch nie beim Sex auf Film gesehen. Haben Sie so was schon mal gemacht?«
»Nicht im Freien.«
Sie lachte. »Haben Sie töricht ausgesehen?«
»Ja.«
»Wie habe ich ausgesehen?«
»Kein Kommentar.«
»Möchten Sie diese Kassette?«
»Ja.“
»Dann beantworten Sie meine Frage. Habe ich beim Sex auf Video dämlich ausgesehen?«
»Ich glaube, jeder sieht ein bisschen albern aus, wenn er beim Sex gefilmt wird, die Profis ausgenommen.« Und ich fügte hinzu: »Fürs erste Mal war das gar nicht schlecht. Bud allerdings hat sich sichtlich unwohl gefühlt. Darf ich jetzt die Fernbedienung haben?«
Sie reichte sie mir und sagte: »Wir wollten die Aufnahme ins Hotel mitnehmen und sie abspielen, um uns wieder anzumachen. Aber ich glaube, das hätte mich eher abgetörnt.«
Das hier war möglicherweise das erste Mal in meiner zwanzigjährigen Dienstzeit als Ordnungshüter, dass ich das Gefühl hatte, ich brauchte einen Anstandswauwau beim Sichten von Beweismaterial. Ich drückte auf die Abspieltaste und Jill Winslows prachtvoller nackter Körper erwachte wieder zum Leben. Sie kletterte die Düne hinauf und verschwand dann aus dem Bild, aber ich konnte ihre Stimme hören. »Komm schon. Stell die Kamera hier auf und lass uns baden gehen.«
Bud erwiderte nichts, ging aber auf die Kamera zu und verschwand dann. Der Bildschirm wurde einen Moment lang schwarz, dann war der herrliche, lila-rote Himmel bei
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