John Corey 03 - Nachtflug
Kopf.
Ich ging hinaus auf den Patio und setzte mich in den Sessel neben ihr. Zwischen uns war ein Tisch, auf dem eine Wasserflasche und zwei Gläser standen. Ich goss mir etwas Wasser ein und schaute hinaus auf den weitläufigen Garten und den großen Swimmingpool.
Nach etwa einer Minute fragte sie mich: »Haben Sie das Video an sich genommen?«
»Nein«, erwiderte ich. »Ich möchte, dass Sie es mir geben.«
»Bleibt mir etwas anderes übrig?« fragte sie.
»Nein. Das ist Beweismaterial zu einem mutmaßlichen Verbrechen. Ich kann Sie auch von Rechts wegen zur Herausgabe zwingen. Aber ich möchte, dass Sie es mir freiwillig geben.«
»Sie können es haben.« Sie lächelte. »Eigentlich gehört es ja dem Bayview Hotel.«
»Bud hat fünfhundert Dollar Sicherheitsrücklage hinterlassen«, erwiderte ich. »Das ist bezahlt.«
»Gut. Das hat mir immer zu schaffen gemacht. Dass ich die Kassette gestohlen habe.«
Mir machte das nicht zu schaffen - deswegen war ich schließlich hier.
Sie schwieg eine Weile, dann sagte sie: »Sie sind ein cleverer Mann. Sie sind darauf gekommen.“
»Das war nicht schwer«, sagte ich bescheiden, wie ich war. Genaugenommen bin ich clever, und es war schwer.
»Ich war völlig verängstigt, als das FBI hierherkam«, sagte sie. »Ich dachte, sie fragen mich, ob ich eine Kopie von dem Video gemacht habe, bevor Bud es gelöscht hat ... aber weshalb sollten sie auf die Idee kommen? Und woher sollten sie etwas von dem Videofilm wissen ...«
Tatsächlich wussten sie, dass sich Jill Winslow ein Video aus der Hotelbibliothek ausgeliehen hatte, aber sie hatten sich darauf konzentriert, jeden Hinweis zu vernichten, dass sie dort gewesen war, und dabei war ihnen offenbar gar nicht in den Sinn gekommen, dass das weinerliche reiche Mädchen ihre Minikassette auf das geliehene Video überspielt hatte.
»Ich war damals noch nicht bereit, jemandem das Video zu zeigen«, fuhr sie fort.
»Das verstehe ich.«
»Armer Mark. Armer Bud.« Sie trank einen Schluck Wasser und sagte: »Die werden sehr wütend auf mich sein. Aus unterschiedlichen Gründen.«
»Um die geht es hier nicht mehr«, erklärte ich ihr, »wenn es jemals der Fall war. Es geht um Sie, darum, dass Sie das Richtige tun, und um Wahrheit und Gerechtigkeit.«
»Ich weiß ... aber Bud fühlt sich wohl in seiner Ehe. Und Mark ... nun ja, der fühlt sich ebenfalls wohl.« Sie stockte kurz, dann sagte sie: »Er wird am Boden zerstört sein ... blamiert...«
»Vielleicht können Sie das alles wieder hinkriegen.«
Sie lachte. »Meinen Sie das ernst?«
»Nein.«
Sie trank einen Schluck Wasser, dann sagte sie: »Und dann sind da noch Mark jr. und James. Meine Kinder.«
»Wie alt sind sie?“
»Dreizehn und fünfzehn. Vielleicht werden sie es eines Tages verstehen«, sagte sie.
»Eines Tages bestimmt. Vielleicht früher, als Sie meinen.«
Sie schaute mich an und fragte: »Komme ich ins Gefängnis.«
»Nein.«
»Habe ich keine Beweismittel unterschlagen -?«
»Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Man will Ihre Kooperation.«
Sie nickte, dann fragte sie mich: »Und Bud? Bekommt er Scherereien, weil er die Aufnahme gelöscht hat?«
»Vielleicht. Aber Sie beide können ein paar Zugeständnisse aushandeln.« Und ich fügte hinzu: »Ich nehme an, die größten Schwierigkeiten wird er mit Mrs. Mitchell bekommen.«
»Arlene wird ihm das Leben zur Hölle machen«, sagte Jill.
»Hören Sie auf, sich über andere Leute den Kopf zu zerbrechen«, sagte ich zu ihr.
Sie ging nicht darauf ein. Jill Winslow setzte sich auf und schaute zu ihrem Haus, dann über den angelegten Garten und den Pool. »Das hier war ein Gefängnis, in dem ich lebenslänglich einsaß«, sagte sie.
Ich erwiderte nichts. Wie schon gesagt, es fällt einem schwer, Mitleid mit einem reichen Mädchen zu haben, das auf einer Yacht sitzt und Champagner trinkt - beziehungsweise am Pool. Aber von schlechten Ehen verstand ich etwas und wusste, dass es keine Rolle spielte, wie viel Geld man hatte oder wie berühmt man war - eine schlechte Ehe ist der große Gleichmacher über alle Klassenschranken hinweg.
»Was soll ich jetzt machen?« fragte sie eher sich selbst als mich. Dann schaute sie mich an und fragte lächelnd: »Glauben Sie, ich kann beim Film Karriere machen?«
Ich erwiderte ihr Lächeln, antwortete aber nicht. Ich schaute auf meine Uhr. Ich musste von hier weg, bevor der schwarze Helikopter auf dem Rasen der Winslows landete oder ein Wagen mit Ted Nash und
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