John Corey 03 - Nachtflug
darauf, für dich zu arbeiten.«
»Du arbeitest nicht für mich. Du arbeitest mit mir.«
»Was auch immer.« Ich fragte noch einmal: »Was erwartest du von mir?«
»Pass einfach auf und hör zu, danach kannst du tun, was du möchtest. Aber ich will nichts davon wissen.«
»Was ist, wenn ich festgenommen werde, weil ich rumschnüffle?« »Die können dich nicht festnehmen.« »Bist du dir da sicher?« »Absolut. Ich bin Anwältin.« »Vielleicht versuchen sie mich umzubringen.« »Das ist doch lächerlich.«
»Nein, ist es nicht. Unser ehemaliger CIA-Teamgefährte Ted Nash hat ein paarmal gedroht, mich umzubringen.«
»Das glaube ich nicht. Außerdem ist er tot.«
»Es gibt noch mehr von der Sorte.«
Sie lachte.
Ganz und gar nicht komisch. Ich fragte noch einmal: »Kate, was erwartest du von mir?«
»Nimm dir diesen Fall als Teilzeithobby vor.“
Was mich wieder daran erinnerte, dass Mr. Liam Griffith, mein Kollege von der ATTF, mir ausdrücklich davon abgeraten hatte. Ich fuhr an den Straßenrand und sagte: »Kate. Schau mich an.«
Sie schaute mich an.
»Du führst mich an der Nase herum, meine Süße«, sagte ich zu ihr. »Ich mag das nicht.«
»Tut mir leid.«
»Was genau erwartest du von mir, Liebling?«
Sie dachte einen Moment lang nach und erwiderte: »Pass einfach auf und hör zu. Danach entscheidest du, was du tun möchtest.« Sie rang sich ein Lächeln ab und sagte: »Sei einfach John Corey.«
»Dann sei du einfach Kate«, sagte ich.
»Ich versuch's ja. Diese Sache ist so ... so verkorkst. Ich bin regelrecht hin- und hergerissen ... Ich möchte nicht, dass wir ... dass du in Schwierigkeiten gerätst. Aber dieser Fall macht mir seit fünf Jahren zu schaffen.«
»Er macht einer Menge Menschen zu schaffen. Aber der Fall ist abgeschlossen. Wie die Büchse der Pandora. Belass es dabei.«
Sie schwieg eine Weile, dann sagte sie leise: »Ich glaube nicht, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wurde.«
»Es war ein Unglück«, erwiderte ich. »Mit Gerechtigkeit hat das gar nichts zu tun.«
»Glaubst du das?«
»Nein. Aber wenn ich mir über jeden Fall den Kopf zerbrechen würde, bei dem der Gerechtigkeit nicht Genüge getan wurde, wäre ich in Daueranalyse.«
»Das ist nicht irgendein Fall, und das weißt du auch.«
»Stimmt. Aber ich will nicht derjenige sein, der seinen Schwanz ins Feuer steckt, um festzustellen, wie heiß er wird.«
»Dann fahren wir nach Hause.“
Ich fuhr wieder auf die Straße, und nach etwa einer Minute sagte ich: »Okay, wohin soll's gehen?«
Sie lotste mich zum Montauk Highway, Richtung Westen, und danach gen Süden, zum Meer.
Die Straße endete vor einem eingezäunten Areal mit einem Maschendrahttor und einem Wachhaus. Meine Scheinwerfer fielen auf ein Schild mit der Aufschrift UNITED STATES COAST GUARD STATION - CENTER MORICHES -RESTRICTED AREA.
Ein uniformierter Küstenwächter mit Pistolenhalfter kam aus dem Wachhaus, öffnete das Tor und hob dann die Hand. Ich hielt an.
Die Typ näherte sich, worauf ich meinen FBI-Ausweis hochhielt, den er kaum eines Blickes würdigte, dann schaute er zu Kate und sagte: »Weiterfahren«, ohne nach dem Grund unseres Besuches zu fragen.
Offenbar wurden wir erwartet, und alle außer mir kannten den Grund unseres Besuchs. Ich fuhr durch das offene Tor und folgte einer geteerten Straße.
Vor uns stand ein malerischer weißer Schindelbau mit rotem Giebeldach und einem viereckigen Aussichtsturm - ein typisches altes Küstenwachgebäude.
»Park da drüben«, sagte Kate.
Ich parkte auf dem Platz vor dem Gebäude, stellte den Motor ab, und wir stiegen aus dem Jeep. Ich folgte Kate zur Rückseite des Gebäudes, die dem Wasser zugewandt war. Ich blickte über die in Flutlicht getauchte Anlage hinweg, die sich auf einer in die Moriches Bay ragenden Landzunge befand. Am Wasser standen ein paar Bootshäuser, und rechts daneben erstreckte sich ein langer Kai, an dessen Pfahlwerk zwei Boote der Küstenwache vertäut waren. Eines der Boote sah aus wie das, das an der Gedenkfeier teilgenommen hatte. Von dem Typ am Tor einmal abgesehen, wirkte der ganze Stützpunkt wie ausgestorben.
»Hier wurde unmittelbar nach dem Absturz der Kommandostand eingerichtet«, sagte Kate zu mir. Und sie fuhr fort: »Sämtliche Rettungsboote kamen durch das Moriches Inlet hierher und luden die Trümmer der Maschine ab, die dann per Lkw zu dem Hangar auf dem Marinestützpunkt Calverton gebracht wurden, wo man sie wieder zusammensetzte.« Sie fügte hinzu:
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