John Corey 03 - Nachtflug
»Sie sollten jegliches Beweismaterial mitbringen, und jede Person, mit der Sie sprechen möchten.« Und er fügte hinzu: »Im Nordturm stehen Büros zur Verfügung, falls wir uns an einen nichtöffentlichen Ort zurückziehen wollen.«
Ich beschloss, ihm den Tag vollends zu verhunzen, und sagte: »Möglicherweise möchte ich eine audiovisuelle Präsentation durchführen. Können wir ein paar Geräte zur Verfügung gestellt bekommen?« Ich bedauerte, dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte.
Er ließ eine ganze Sekunde verstreichen, dann sagte er: »Ich glaube, Sie bluffen.«
»Lassen Sie's drauf ankommen. Halten Sie einen Videorecorder und einen Fernseher bereit.«
Er schwieg eine Weile, dann sagte er: »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass die Kassette vernichtet wurde.«
»Tja, Sie haben gelogen. Sie wurde nur gelöscht.«
»Woher wissen Sie das?«
»Sie wissen genau, woher ich es weiß.«
»Sie wollen mich nur aufs Glatteis führen«, sagte er.
»Haben Sie diesen französischen Film gesehen«, sagte ich zu ihm, »Ein Mann und eine Frau?«
Ich wartete auf eine Antwort, während sämtliche Räder in seinem Kopf einrasteten und rotierten, aber er sagte nichts, daher sagte ich: »Denken Sie drüber nach.« Und ich fügte hinzu: »Sie und Griffith sind echte Stümper.“
Ich konnte mir vorstellen, dass er mit ein paar Leuten in einem Zimmer war, die ihn alle anschauten. Wenn Griffith oder Mr. Brown ebenfalls zugegen waren, deuteten sie vermutlich alle mit dem Finger aufeinander.
»Entweder ist die Frau sehr schlau, oder Sie haben sie schlauer gemacht, als sie an jenem Abend war«, sagte Nash.
»Tja, wir wissen, dass ich schlau bin. Ich wiederum halte sie für schlau. Aber bei Ihnen weiß ich es nicht mehr so recht, Ted. Beziehungsweise bei Ihren Freunden.«
Er kehrte wieder den altbekannten Rüpel raus und sagte: »Wenn wir einen Fehler machen, müssen wir manchmal dafür sorgen, dass Gras drüber wächst.«
»Apropos, wann darf ich mit Ihrem nächsten Ableben rechnen. Kommt das alljährlich vor?«
Er überraschte mich mit den Worten: »Amüsieren Sie sich?«
»Durchaus.«
»Genießen Sie es, solange Sie können.«
»Mach ich. Sie auch. Ich muss Schluss machen.«
»Moment. Erklären Sie mir, was Ihrer Meinung nach bei dieser Zusammenkunft herauskommen soll. Was versprechen Sie sich davon?«
»Wahrheit. Gerechtigkeit.«
»Und für Sie und Kate?«
»Ich wittere einen Bestechungsversuch?«
»Wären Sie bereit, einen Kompromiss in Betracht zu ziehen? Eine gute Lösung für alle Beteiligten?«
»Nein.«
»Was wäre, wenn wir Ihnen erklären, worum es bei dem Ganzen geht? Warum wir ein paar der Dinge tun mussten, die wir getan haben? Wären Sie willens, das Gesamte einzusehen und die übergeordneten Interessen zu bedenken, um die es ging?«
»Wissen Sie was? Mir ist es scheißegal, worum es bei der ganzen Sache ging, und meinetwegen können Sie Ihre Doppelmoral nehmen und Sie sich in den Arsch stecken. Sie und Ihre Freunde können mir nicht erzählen, dass auch nur eins der Scheißdinger, die ihr gedreht habt, legal, rechtmäßig oder richtig war. Ein versehentlicher Treffer durch eine eigene Rakete? Ein Terroranschlag? Ein von Außerirdischen abgefeuerter Todesstrahl aus dem All? Oder vielleicht wissen Sie's selber nicht. Egal, was es war, die Regierung schuldet dem amerikanischen Volk eine umfassende und ehrliche Erklärung. Das verspreche ich mir von der Zusammenkunft.«
»Sie sitzen tief in der Tinte, Mr. Corey«, teilte mir Ted Nash mit.
»Und Sie stecken bis zum Arsch in der Scheiße«, sagte ich. »Ich habe das Gefühl, dass ich angepeilt werde. Bis morgen.« Ich unterbrach die Verbindung, ging zur Bar und holte mir ein kaltes Bier.
Ted Nash verstand sich meisterhaft darauf, einem abwechselnd mit Todesdrohungen, Kompromissvorschlägen und Bestechungsversuchen zu kommen, um sein Ziel zu erreichen. In diesem Fall ging es ihm letztendlich darum, sämtliche Beweise aus der Welt zu schaffen, und wenn er schon mal dabei war, auch mich, Jill Winslow und möglicherweise Kate.
Und das war der Typ, den Kate mochte. Ich weiß ja, dass Frauen auf schlimme Jungs stehen, aber Ted Nash war jenseits von schlimm; er war, wenn man überhaupt einen Vergleich anstellen mochte, wie ein Vampir - manchmal charmant, meistens gruselig und immer böse. Und jetzt war er aus dem Grab wiedererstanden, um jeden umzubringen, der seine dunklen Geheimnisse aufzudecken drohte.
Und daher würde dieser Typ, egal, was morgen
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