John Corey 03 - Nachtflug
geschah, niemals Ruhe geben oder sich sicher fühlen, bis er mich umgebracht hatte.
Mir ging es mit ihm genauso.
50
Till kehrte mit ein paar Einkaufstüten zurück, die unter anderem eine Tube Zahnpasta und eine weitere Videokassette mit Ein Mann und eine Frau enthielten.
Sie setzte sich, zog ihre Schuhe aus und legte die Füße auf ein Kissen. »Ich bin es nicht gewohnt, soviel zu laufen«, stellte sie fest.
»Wenn Sie in Manhattan wohnen, müssen Sie viel laufen.«
Sie lächelte und erwiderte: »Meinen Sie, Mark wird mir einen Wagen samt Chauffeur zur Verfügung stellen, wenn wir uns auf eine Scheidung einigen?«
»Fragen Sie ihn doch, das kann nicht schaden.« Ich war froh, dass sie nach wie vor guter Dinge war. Ein neues Leben anzufangen ist aufregend, aber irgendwann bekommt man auch Angst vor der eigenen Courage. Es wurde Zeit, dass ich Mrs. Winslow instruierte, daher zog ich mir einen Sessel zurecht, setzte mich ihr gegenüber und sagte: »Ich habe morgen um halb neun eine Besprechung - dabei geht es um Sie, das Video und alles, was damit zusammenhängt.«
Sie nickte.
»Bud Mitchell ist voraussichtlich mit von der Partie.«
»Aha. Und Sie möchten, dass ich ebenfalls dabei bin.«
»Ja.«
Sie dachte einen Moment lang nach, dann sagte sie: »Wenn Sie das möchten, bin ich dabei. Wer ist sonst noch da?« fragte sie.
»Ich natürlich und vermutlich Kate«, erwiderte ich.
»Von der anderen Seite werden Ted Nash und Liam Griffith vertreten sein, die Sie vor fünf Jahren kennengelernt haben. Der dritte Mann, mit dem Sie es seinerzeit zu tun hatten, dieser Mr. Brown, ist vielleicht dabei, vielleicht aber auch nicht.«
Sie nickte und sagte: »Ted Nash mochte ich nicht besonders.«
»Das geht den meisten Leuten so - mich eingeschlossen.« Kate mochte ihn, aber nicht mehr lange. »Ich habe darum gebeten«, fuhr ich fort, »dass auch mein Boss, Jack Koenig, dabei ist, und möglicherweise auch ein Captain der Polizei namens David Stein.«
»Auf welcher Seite stehen die?«
»Das ist eine sehr gute Frage«, sagte ich. »Meiner Meinung nach treffen hier zwei Mannschaften aufeinander - die Engel und die Dämonen. Die Spieler suchen sich im Moment die Seite aus, auf der sie stehen, und es könnte unter Umständen ein paar Überläufer von der einen Mannschaft zur anderen geben. Der Mannschaftskapitän der Dämonen ist Ted Nash, und der wird nicht die Seiten wechseln. Alle anderen warten ab, was bei dieser Besprechung passiert.«
»Wer ist der Mannschaftskapitän der Engel?«
»Ich.«
Sie lächelte und sagte: »Ich bin in Ihrer Mannschaft. Und natürlich auch Ihre Frau.«
»Natürlich«, sagte ich und fügte hinzu: »Ich habe darum gebeten, dass ein Vertreter des Justizministeriums teilnimmt - er oder sie wird der Schiedsrichter sein. Womöglich sind auch Leute da, die, um bei dem Vergleich zu bleiben, nur Zuschauer sind, sich aber eventuell ins Spiel einschalten wollen. Und das Video«, ergänzte ich, »ist der Ball.«
Ein paar Sekunden lang erwiderte sie nichts, dann sagte sie zu mir: »Ich begreife immer noch nicht, wieso das so problematisch ist. Das Flugzeug wurde abgeschossen. Die Leute, die die gelöschte Videokassette mitgenommen und wiederhergestellt haben, wissen das doch. Wer will diese Sache geheim halten? Und weshalb?«
»Ich weiß es nicht.«
»Werden wir es morgen erfahren?«
»Sie verraten es uns möglicherweise, aber das Warum spielt keine Rolle. Und sie werden uns niemals sagen, wer dahintersteckt. Und darauf kommt es auch nicht an. Das einzige, worauf es ankommt, ist, dass dieses Video, Ihre Aussage und Buds Aussage an die Öffentlichkeit gelangen. Alles Weitere, das kann ich Ihnen versichern, wird sich von selbst ergeben.«
Sie nickte, dann fragte sie: »Haben die Bud tatsächlich dazu gebracht, Farbe zu bekennen?«
»Wenn sie etwas wollen, dann wird Bud das tun, was sie wollen.«
»Aber was ist mit dem Versprechen, das sie vor fünf Jahren gegeben haben - dass sie niemals unsere Namen preisgeben oder verraten, was an diesem Abend vorgefallen ist, wenn Bud und ich ihre Fragen beantworten?«
»Seither ist allerhand passiert. Machen Sie sich um Bud keine Sorgen - er macht sich auch keine um Sie.«
»Ich weiß.«
»Und seien Sie weder schuldbewusst noch peinlich berührt, wenn Sie Bud begegnen. Sie müssen mit der richtigen Einstellung in dieses Spiel gehen.«
Sie schaute auf ihre Füße und fragte mich: »Wird das Video gezeigt werden?«
»Vermutlich, aber weder Sie noch Bud
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