John Corey 03 - Nachtflug
Nash: »Das Windows on the World. Kraftfrühstück.«
»Ist dort nicht ein bisschen zu viel Publikum für das, was wir zu besprechen haben?« erwiderte Nash.
»Ich habe gesagt, an einem öffentlichen Ort, und Sie haben gesagt, es geht um ein informelles Sondierungsgespräch - und um ein Entgegenkommen mir gegenüber. Was ist also das Problem?«
»Ich habe es Ihnen doch gesagt. Zu viel Publikum.«
»Sie machen mich misstrauisch, Ted.«
»Paranoid trifft's eher.«
»Hey, bin ich Ihnen nicht abends allein am Strand begegnet? Das ist nicht paranoid - das ist bloß dumm. Aber diesmal möchte ich schlau sein.« Und ich fügte hinzu: »Die Aussicht ist klasse.«
»Ich möchte das wirklich lieber in einem Büro machen. In irgendeinem Büro. Bei Koenig. Stein. Suchen Sie sich eins aus.«
»Versuchen Sie mich am Telefon hinzuhalten? Wir sehen uns morgen um halb neun. Im Windows on the World. Sie spendieren das Frühstück.« Ich beendete das Gespräch. Arschloch.
Es war ein langer Nachmittag. Meine Frau sollte am Kennedy-Flughafen eintreffen, wo sie von einem, möglicherweise auch von zwei Empfangskomitees erwartet wurde, und meine Starzeugin war draußen auf der Straße.
Jill rief mich an und sagte: »Ich habe mit Mark gesprochen. Er hat gesagt, das FBI sei heute in sein Büro gekommen und habe sich nach meinem Verbleib erkundigt.«
»Wann war das?«
»Das hat er nicht gesagt.«
Ich vermutete, dass sie gestern schon bei ihm zu Hause gewesen waren, was ihn zu diesem seltsamen Anruf veranlasst hatte. Außerdem war ich mir nicht sicher, ob ihn das FBI aufgesucht hatte - wahrscheinlich eher die CIA mit FBI-Ausweisen.
Jill fuhr fort: »Sie wollten ihm nicht sagen, worum es geht -nur, dass ich Zeugin bei etwas gewesen sei und sie mit mir sprechen müssten.«
»Hat er Sie gefragt, bei was Sie Zeugin gewesen sind?«
»Hat er. Und ich habe ihm alles erzählt. Von Bud, unserem Schäferstündchen am Strand und dem Video.«
»Wie hat er es aufgenommen?«
»Nicht allzu gut. Aber seine fünf Minuten waren vorbei, und ich habe die Verbindung einfach unterbrochen.«
»Ich möchte, dass Sie zurückkommen, sofort«, sagte ich zu ihr. »Stellen Sie Ihr Handy ab.«
»In Ordnung. Ich bin in rund fünfzehn Minuten da.«
Die Dinge kamen ein bisschen früher als vorgesehen in Bewegung, aber es war gar nicht so schlecht, wenn Ted Nash wusste, dass John Corey Jill Winslow gefunden hatte, allerdings nur solange er nicht wusste, wo wir waren. Im wesentlichen lief es darauf hinaus, dass Mr. Winslow einen sehr schlechten Tag hatte. Ich mochte mir die Telefonanrufe zwischen Nash und dem- oder denjenigen, die vor fünf Jahren beschlossen hatten, sich auf eine Verschwörungs- und Vertuschungsaktion einzulassen, nicht vorstellen.
Aber Ted Nash meinte, er hätte eine Chance, diese Sache noch umzubiegen - entweder am Flughafen, indem er mich und Kate schnappte, oder morgen bei dem Treffen.
Unterdessen belog und betrog er jeden, der in diese Sache verwickelt war, versuchte sich in Schadensbegrenzung, versuchte mich zu finden und ging oft aufs Klo. Und wenn er rausfand, dass ich eine Kopie des Videos hatte, würde er sich wünschen, er wäre wieder tot.
Ich hörte mein Handy ab, auf dem eine Nachricht vom Objekt meiner Überlegungen war, von Mr. Nash. Ich rief ihn zurück, und er sagte: »Ich habe mit ein paar Leuten gesprochen und wollte nur bestätigen, dass das Treffen morgen stattfindet.«
Er klang ein bisschen besorgter als beim letzten Mal, als ich mit ihm gesprochen hatte. Offensichtlich hatte er mit beunruhigten Menschen konferiert. »Ich werde da sein«, sagte ich.
»Was ... was wollen Sie besprechen?« fragte er.
»Alles Mögliche.«
»Ich möchte Sie eins fragen - haben Sie irgendwelche handfesten Beweise, die dazu führen könnten, dass dieser Fall wiederaufgerollt wird?«
»Zum Beispiel?«
»Ich frage Sie.«
»Oh ... na ja, möglicherweise habe ich da etwas. Warum?«
»Werden Sie diesen Beweis morgen mitbringen?«
»Wenn Sie möchten.«
»Das wäre gut.« Und er fragte: »Haben Sie irgendwelche Zeugen, die Sie bei der Zusammenkunft dabeihaben wollen?«
»Schon möglich.«
»Sämtliche Zeugen, die Sie haben, wären bei der Zusammenkunft willkommen.“
»Lesen Sie von einem Text ab?«
»Nein. Ich will Ihnen nur sagen, dass Sie mitbringen können, wen Sie wollen.«
»Dann kann ich also einen Frühstücksgast mitbringen? Sie zahlen?«
Ich konnte regelrecht sehen, wie er einen Bleistift zerbrach. »Ja«, sagte er,
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