John Corey 03 - Nachtflug
müssen dabei zugegen sein.«
Sie nickte.
»Diese Besprechung wird an einem öffentlichen Ort stattfinden - im Windows on the World«, sagte ich.
»Möglicherweise ziehen wir in ein bundeseigenes Büro um, wenn das Video abgespielt wird.« Ich schaute sie mir genau an. Bislang hatte sie sich nur mit den möglichen Begleiterscheinungen auseinandergesetzt - Scheidung, öffentliche Bloßstellung und dergleichen mehr -, aber als wir zum Wesentlichen kamen - Windows on the World, acht Uhr dreißig, anwesende Parteien und so weiter und so fort -, wirkte sie etwas beklommen. »Egal, wie schlimm das werden wird«, sagte ich zu ihr, »letzten Endes wird etwas Gutes dabei rauskommen.«
»Ich weiß.«
»Sie sollten sich über noch was im klaren sein«, sagte ich. »Die erste Zusammenkunft ist, offen gesagt, auch die gefährlichste.«
Sie schaute mich an.
»Ich glaube, dass diese Leute verzweifelt und zu allem entschlossen sind«, sagte ich, »und daher auch gefährlich. Wenn sie irgendeine Chance haben, das Ganze zu unterbinden, bevor es ihnen über den Kopf wächst und außer Kontrolle gerät, dann morgen und bei dieser Gelegenheit, vor, während und nach der Zusammenkunft. Ist Ihnen das klar?«
Sie nickte.
»Ich habe ein paar Vorsichtsmaßnahmen getroffen«, sagte ich, »aber Sie müssen sich bewusst sein, dass alles mögliche passieren könnte. Seien Sie wachsam, bleiben Sie in meiner Nähe, oder halten Sie sich an Kate und Dom Fanelli. Gehen Sie nicht mal aufs Damenklo, ohne dass Kate mitkommt. Okay?«
»Ich habe verstanden ... Aber wieso wenden wir uns nicht an die Medien?« fragte sie mich.
»Nach dem morgigen Tag müssen wir uns nicht mehr an sie wenden - sie werden sich an uns wenden. Aber bis dahin ... in meinem Gewerbe gibt es ein ungeschriebenes Gesetz, was den Umgang mit den Medien angeht. Wir machen so was nicht.
Niemals.« Ich lächelte und sagte: »Das ist schlimmer als Verrat und Verschwörung.«
»Aber -«
»Vertrauen Sie mir. Bis Ende der Woche haben Sie so viele Medien am Hals, dass Sie bis ans Ende Ihrer Tage damit beschäftigt sind.«
»Na schön.«
»Irgendwann, morgen oder übermorgen«, sagte ich, »werden Kate und ich mit Ihnen über Zeugenschutz und eine neue Identität sprechen, falls Sie daran Interesse haben.«
Sie antwortete nicht.
Ich stand auf und sagte: »Ich muss einen Anruf erledigen. Sie dürfen zuhören.« Ich schaltete mein Handy ein, löschte »Keine Anruferkennung« und wählte. »Mein Boss, Jack Koenig«, sagte ich zu Jill.
Koenig meldete sich an seinem Handy. »Corey?«
»Ich bin wieder da.«
»Tja ... wie geht es Ihnen? Wie war's im Jemen?«
»Es war klasse, Jack. Ich wollte mich bei Ihnen bedanken.«
»Keine Ursache. Ich habe gehört, dass Sie dort gute Arbeit geleistet haben.«
»Tja, dann haben Sie was Falsches gehört. Dort darf keiner gute Arbeit leisten.«
»So viel Ehrlichkeit bin ich gar nicht gewohnt«, sagte er. »Schade. Wenn wir uns alle ehrlich eingestehen würden, woran es hapert, ließe sich vielleicht eine Lösung finden.« »Wir tun alle unser Bestes.«
»Nein, keineswegs. Aber deswegen rufe ich nicht an.« »Was kann ich für Sie tun?« »Hat sich Ted Nash bei Ihnen gemeldet?“
»Nein ... Ich ... was reden Sie da? Er ist tot.« »Ist er nicht, und das wissen Sie auch.«
Eine paar Sekunden lang herrschte Schweigen, dann fragte mich Koenig: »Wo sind Sie?«
»Jack, ich kann fünf Minuten lang telefonieren, ohne dass man mich anpeilt, also verschwenden Sie keine Zeit mit Fragen, die ich nicht beantworten werde. Beantworten Sie lieber meine Frage - hat sich Nash bei Ihnen gemeldet?«
»Ja.«
»Sind Sie morgen dabei?«
Er ging nicht darauf ein, sondern sagte: »Zunächst einmal gefällt mir Ihr Tonfall nicht. Und zum zweiten haben Sie sich beruflich nicht nur ins Abseits manövriert, sondern ins Aus. Drittens habe ich Ihnen den ausdrücklichen Befehl erteilt, nicht
- «
»Beantworten Sie meine Frage - stecken Sie in dieser Sache mit drin oder nicht?« »Nein.«
»Im Moment schon.« »Was, zum Teufel, bilden Sie sich -«
»Jack, noch können Sie die Sache bereinigen, denn sonst, das schwöre ich Ihnen bei Gott, werden Sie im Gefängnis landen.«
»Ich ... ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden.«
»Okay, entweder stecken Sie so tief drin, dass Sie nicht mehr rauskommen, oder Sie wollen abwarten, wie die Sache läuft. Wenn Sie länger warten als bis morgen um halb neun, ist der Zug abgefahren, und danach geht's geradewegs in den
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