John Corey 03 - Nachtflug
Knast.«
»Haben Sie den Verstand verloren?«
»Schauen Sie, ich gebe Ihnen eine Chance, weil ich Sie grundsätzlich mag und schätze. Aber Sie müssen sich mit Ihren Vorgesetzten in New York und Washington beraten. Legen Sie alles dar und treffen Sie eine vernünftige Entscheidung. Ich möchte Sie bei der Zusammenkunft morgen sehen, und mir wäre es lieber, wenn Sie einen Heiligenschein hätten.«
Er dachte offenbar schnell und scharf nach, was ziemlich schwierig ist, wenn man ein paar Minuten zuvor in Gedanken noch ganz woanders war. »Ich werde da sein«, sagte er.
»Gut. Vergessen Sie den Heiligenschein nicht. Und bringen Sie David Stein mit.«
»Sind Sie sich darüber im klaren, John«, sagte er zu mir, »dass Sie jederzeit damit rechnen müssen, dass Sie nicht heil zu der Zusammenkunft kommen, und selbst wenn Sie es schaffen, stehen die Chancen, dass Sie heil zu Ihrem nächsten Ziel kommen, auch nur bei fünfzig Prozent.«
»Ich wette zehn zu eins, dass meine Chancen wesentlich besser stehen.«
»Ich will Ihnen ja gar nicht drohen, ich will Sie nur warnen. Sie wissen ja, dass ich immer große Hochachtung vor Ihnen hatte, weil Sie ehrlich sind und wegen Ihrer Arbeit ... und auch auf persönlicher Ebene mag ich Sie.«
Genaugenommen war mir das nie aufgefallen, aber ich meinte zu spüren, dass der Wind ein bisschen die Richtung gewechselt hatte, was letztlich der Zweck meines Anrufs war. »Das gilt auch meinerseits, Jack. Treffen Sie die richtige Entscheidung. Es ist nie zu spät.«
Er ging nicht darauf ein.
»Ich muss Schluss machen«, sagte ich. »Aber eins noch ...«
»Ja?«
»Es gab ein verfluchtes Video, und es gab auch eine verfluchte Rakete.«
Darauf ging er auch nicht ein, sondern sagte: »Willkommen daheim.“
»Danke. Aber jetzt wird's höchste Zeit, dass Sie heimkommen.« Damit unterbrach ich die Verbindung.
»Reden Sie immer so mit Ihrem Vorgesetzten?« sagte Jill zu mir.
»Nur, wenn ich ihn an den Eiern habe.«
Sie lachte.
Mittlerweile war es gegen drei Uhr nachmittags, und Jill und ich saßen beim Tee in unserem Zimmer. Irgendwie, ohne dass ich es in Wort fassen konnte, passten der Tee und die Sandwichhäppchen gut zu dem rosa Hemd.
Jill checkte ihr Handy, auf dem zwei Nachrichten waren. Sie hörte eine Zeitlang zu, rief sie dann nochmals ab und reichte mir das Telefon. Die erste Nachricht lautete: »Hallo, Mrs. Winslow? Hier ist Ted Nash, an den Sie sich sicher von unseren Gesprächen vor fünf Jahren erinnern. Soweit ich weiß, gab es ein paar neue Entwicklungen bezüglich der Angelegenheit, die wir seinerzeit besprochen haben. Sie sollten sich unbedingt darüber im klaren sein, dass die Vereinbarung, die wir damals trafen, insofern hinfällig ist, als Sie mit einer Person gesprochen haben, die von Rechts wegen nicht befugt ist, sich mit dieser Angelegenheit zu befassen. Es ist äußerst wichtig, dass Sie mich so bald wie möglich anrufen, damit wir das besprechen können, bevor Sie etwas tun oder sagen, das Sie, Ihren Freund, Ihr persönliches Leben und Ihre rechtlichen Sicherheitsgarantien gefährdet.« Er gab Mrs. Winslow seine Handynummer durch und sagte: »Bitte rufen Sie mich noch heute an, damit wir diese dringende Angelegenheit besprechen können.«
Ich warf einen kurzen Blick zu Jill, die mich anschaute.
»Ich bin davon überzeugt, dass er diesmal höflicher klingt als vor fünf Jahren«, sagte ich zu ihr.
Sie rang sich ein Lächeln ab.
Die nächste Nachricht lautete: »Jill, hier ist Bud. Ich habe wegen der Sache, die vor fünf Jahren passiert ist, einen sehr unangenehmen Anruf hier in meinem Büro erhalten. Du erinnerst dich doch sicher, Jill, dass wir beide uns und anderen Leuten versprochen haben, die Sache für uns zu behalten, und dass sie es genauso halten. Jetzt sagt mir jemand, dass du mit anderen Leuten darüber reden willst. Das darfst du nicht machen, Jill, und du weißt auch, warum du das nicht machen darfst. Wenn es dir egal ist, was das für dich bedeutet oder auch für mich, dann denk an deine Jungs und an Mark, und auch an Arlene, die du magst, wie ich weiß, und auch an meine Kinder. Es wäre für viele Menschen eine absolute Katastrophe, Jill. Was geschehen ist, ist geschehen. Das ist vergessen und vorbei. Egal, was du zu irgendjemand sagst, beziehungsweise zu den Medien, ich muss erklären, dass du nicht die Wahrheit sagst. Jill, wenn du eine Kopie von dem Video gemacht hast, solltest du sie vernichten.«
Bud machte noch eine Weile weiter, und
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