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John Corey 03 - Nachtflug

John Corey 03 - Nachtflug

Titel: John Corey 03 - Nachtflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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Grundsätzlich sieht es also so aus, dass der einzige Hinweis auf die offizielle Ursache des Absturzes das Fehlen jeglicher Hinweise auf irgendwas anderes ist.«
    »Vermutlich könnte man das so sagen.«
    »Ich hab's doch gesagt.«
    »Schauen Sie, Mr. Corey, ich hätte, um ganz offen und ehrlich zu sein, liebend gern Hinweise auf eine Bombe oder Rakete gefunden. Desgleichen Boeing, TWA und die Versicherungsunternehmen. Wissen Sie warum? Weil ein technischer Defekt nahelegt, dass jemand seine Arbeit nicht anständig gemacht hat. Dass man bei der Bundesluftfahrtbehörde den potentiellen Schwachpunkt nicht erkannt hat. Dass die Sicherheitsingenieure bei Boeing die Sache hätten voraussehen müssen. Dass man bei TWA bei der Wartung mehr und besser auf dieses potentielle Problem hätte achten müssen.« Er schaute mir in die Augen und sagte: »Im tiefsten Grunde unseres Herzens haben wir uns alle gewünscht, dass es sich um eine Rakete handelte, weil wegen einer Rakete niemand der Luftfahrtindustrie die Schuld geben könnte.«
    Wir blieben ein paar Sekunden lang auf Blickkontakt, dann nickte ich schließlich. Ich hatte vor fünf Jahren darüber nachgedacht und konnte mich entsinnen, dass ich zum gleichen Schluss gelangt war. Ich könnte hinzufügen, dass Leute, die viel fliegen, lieber das höchst unwahrscheinliche Risiko, von einer Rakete getroffen werden, in Kauf nehmen würden, als sich Sorgen um Sicherheitsmängel des Flugzeugs machen zu müssen. Auch mir wäre es, wenn ich ehrlich war, lieber, wenn es eine Rakete gewesen wäre.
    »Flugzeuge fallen nicht einfach vom Himmel«, sagte Mr. Siben zu mir. »Es muss einen Grund dafür geben, und für ein Flugzeugunglück gibt es vier mögliche Ursachen -«
    Er listete seine Punkte auf und zählte sie diesmal an den Fingern ab. »Erstens, ein Pilotenfehler, was sich aber mit einer Explosion in der Luft nicht vereinbaren lässt und wozu auch keine Erkenntnisse anhand des Flugschreibers oder Cockpit-Recorders vorliegen. Zweitens, höhere Gewalt - Blitzschlag oder Witterungseinflüsse, was an diesem Abend nicht in Frage kommt -, beziehungsweise ein Einschlag schneller Partikel, also ein Meteorit, was als entfernte Möglichkeit in Betracht käme, desgleichen Weltraum sehr Ott, also Trümmer von einem Satelliten oder einer Booster-Rakete. Das wäre möglich, aber es gibt keinerlei Materialspuren, die darauf hindeuten, dass das Flugzeug von etwas getroffen wurde. Drittens, ein Anschlag -« Er war jetzt beim Mittelfinger angelangt, und wenn ich empfindlich gewesen wäre, hätte ich meinen können, er wollte mir damit sagen: »Sie mit Ihrer Rakete können mich mal.«
    Er fuhr fort: »Viertens, technischer Defekt.« Er schaute mich an und sagte: »Ich habe mein ganzes berufliches Ansehen in die Waagschale geworfen und auf einen technischen Fehler gesetzt, und ich habe gewonnen. Wenn Sie glauben, es war ein Raketenangriff, möchte ich die Beweise sehen.«
    »Haben Sie schon mal mit einem Augenzeugen gesprochen?«
    »Nein.«
    »Das sollten Sie aber.«
    Ohne auf den Vorschlag einzugehen, sagte er zu mir: »Ich will Ihnen noch was sagen, das gegen einen Raketenangriff spricht. Da wir uns schon mal in Theorien ergehen, warum sollte ein Terrorist ein Flugzeug so weit vom Flughafen entfernt abschießen? Mit einer leicht zu bedienenden und mühelos zu beschaffenden, von der Schulter aus abgefeuerten Rakete mit Hitzesuchkopf - was man beim Militär als Rakete bezeichnet, die man abfeuert und vergisst, weil sie von selbst ins Ziel findet - hätte man dieses Flugzeug im Umkreis von fünf Meilen um den Flughafen jederzeit herunterholen können. Um dieses Flugzeug aber aus dreizehntausend Fuß Höhe und acht Meilen vor der Küste abzuschießen, dazu braucht man eine hochmoderne, kompliziert zu bedienende Boden-Luft-Rakete mit Radar- oder Infrarotleitsystem, die nahezu unmöglich zu beschaffen ist. Richtig?«
    »Richtig.«
    »Da haben Sie's also.«
    »Ich hab's kapiert.«
    Kate sagte zu mir: »Ich habe eine Kopie des Abschlussberichts zu dem Fall, die du lesen kannst.«
    »Und halten Sie sich von den versponnenen Verschwörungstheoretikern und ihren Büchern, ihren Videos und ihrem Internet-Irrsinn fern.«
    Höchste Zeit, dass ich Mr. Siben beruhigte. »Na ja, ich habe nie was von dem Verschwörungszeug gelesen oder gesehen, und ich habe es auch nicht vor«, sagte ich. »Ich halte es auch nicht für wahrscheinlich, dass ich Ihren Bericht lese, der bestimmt gut fundiert und überzeugend ist. Ich

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