John Corey 03 - Nachtflug
gefunden hätten, die die Rakete abgefeuert hätten.«
»Noch nicht. Wie heißt der Typ?«
»Leslie Rosenthal. Direktor des Bayview Hotel.«
»Warum bist du der Sache nicht weiter nachgegangen?«
»Na ja, wenn man einen Treffer landet, trifft's einen manchmal selber. Mr. Rosenthal, aber vielleicht war's auch jemand anders vom Hotelpersonal, mit dem ich telefoniert habe, rief seine Kontaktperson beim FBI an, oder das FBI hat möglicherweise von sich aus nachgehakt -jedenfalls werde ich am nächsten Tag in ein Büro im achtundzwanzigsten Stock von Federal Plaza Nummer 26 zitiert, in dem ich noch nie gewesen bin. Zwei Typen vom OPR, die ich vorher noch nie gesehen hatte und seither auch nicht mehr gesehen habe, erklärten mir, dass ich in diesem Fall meine Dienstbefugnisse überschritten hätte.«
Ich nickte. Das OPR ist das Office of Professional Responsibility beim FBI, also das Büro für dienstliches Verantwortungsbewusstsein, was ganz nett klingt, tatsächlich aber eine lupenreine Orwellsche Bezeichnung ist. Das OPR ist vergleichbar mit der Abteilung für interne Angelegenheiten bei der New Yorker Polizei: Schnüffler, Spitzel und Spione. Ich hatte zum Beispiel keinerlei Zweifel, dass Mr. Liam Griffith ein OPR-Typ war. »Haben dir diese Typen eine Versetzung nach North Dakota angeboten?« sagte ich zu Kate.
»Das wäre sicher eine Möglichkeit gewesen. Aber sie blieben ganz ruhig und versuchten das Ganze als kleinen Ermessensirrtum meinerseits hinzustellen. Sie lobten mich sogar für meine Initiative.«
»Bist du befördert worden?«
»Man hat mir höflich, aber nachdrücklich empfohlen, dass ich mich einordnen sollte. Sie teilten mir mit, dass andere Agenten mit dieser Spur befasst seien und dass ich mit der Vernehmung der Augenzeugen fortfahren und mich mit dieser Aufgabe begnügen sollte.«
»Du bist gut davongekommen. Einer meiner Vorgesetzten hat mal einen Briefbeschwerer nach mir geschmissen.«
»Wir sind da ein bisschen subtiler. Auf jeden Fall habe ich den Wink verstanden, und ich wusste auch, dass ich auf etwas gestoßen war.«
»Und warum bist du der Sache dann nicht weiter nachgegangen?«
»Weil ich mich an meine Befehle gehalten habe. Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?«
»Ach, die wollten dich bloß auf die Probe stellen, um zu sehen, aus welchem Holz du geschnitzt bist. Die wollten von dir hören, dass du die Sache nicht fallenlässt.«
»Yeah, richtig.« Sie dachte einen Moment lang nach und sagte: »Zu dem Zeitpunkt habe ich logischerweise angenommen, wenn irgendwas dabei herauskäme, würde das in einem internen Memo auftauchen, gefolgt von einer Pressekonferenz. Vor fünf Jahren dachte ich nicht an eine Verschwörung oder ein Vertuschungsmanöver.«
»Jetzt aber schon.«
Sie ging nicht darauf ein, sondern sagte zu mir: »Jeder, der mit diesem Fall befasst war, war tief betroffen, aber ich wusste, dass die Leute, die die Augenzeugen vernahmen, auf besondere Weise betroffen waren. Wir waren die einzigen, die mit den Leuten sprachen, die diesen Vorfall gesehen hatten, über zweihundert Personen, die etwas beschrieben, was ihrer Meinung nach eine Rakete oder ein Flugkörper gewesen sein könnte, und keiner von uns konnte das, was wir von den Zeugen gehört hatten, mit dem Abschlussbericht oder der CIA-Animation in Einklang bringen.« Und sie fügte hinzu: »Die Bosse bei der ATTF hatten einige Schwierigkeiten mit den Leuten, die die Vernehmungen durchgeführt haben, und ich war nicht die einzige, die in dieses Büro zitiert wurde.«
»Interessant. Wie seid ihr bei den Vernehmungen vorgegangen?« fragte ich.
»Anfangs war es das reinste Chaos«, erwiderte Kate.
»Innerhalb von vierundzwanzig Stunden wurde eine Task Force aus Hunderten von New Yorker Polizisten und FBI-Mitarbeitern von Manhattan an die Ostküste von Long Island verfrachtet. Es gab nicht genügend Unterkünfte, daher schliefen einige Agenten in ihren Autos, andere in den Anlagen der Küstenwache, wo man Schlafsäle eingerichtet hatte, und einige Agenten fuhren abends nach Hause, wenn sie in der Nähe wohnten. Ich habe zwei Nächte lang mit vier anderen Frauen in einem Büro der Küstenwachstation an der Moriches Bay geschlafen, bis man für mich und einen anderen FBI-Agenten ein Hotelzimmer besorgte.«
»Wer war das?«
»Frage mich nicht nach den Namen der Leute, mit denen ich gearbeitet habe.“
Eigentlich wollte ich die Namen von FBI-Leuten gar nicht erfahren, da die sowieso nicht mit mir sprechen
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