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John Corey 03 - Nachtflug

John Corey 03 - Nachtflug

Titel: John Corey 03 - Nachtflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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aufgrund der Erschütterung und des Explosionsdrucks die »Nasenpartie losgelöst« habe und weggebrochen sei.
    Aber weil man sich damit nicht begnügen wollte, versuchte man danach in Bild und Kommentar zu erklären, was die Augenzeugen tatsächlich gesehen hatten, auch wenn der Sprecher nicht erwähnte, dass es über zweihundert Zeugen gab.
    Wenn ich diese Animation und den Kommentar richtig verstand, wollte die CIA damit sagen, dass die zweihundert Augenzeugen das Flugzeug nicht im Moment der Explosion wahrgenommen hatten; was ihre Aufmerksamkeit auf sich zog, war vielmehr das Geräusch der Explosionen, das dreißig bis vierzig Sekunden später zu ihnen drang. Als sie dann aufblickten, sahen sie zweierlei: das in Brand geratene Flugzeug, das zunächst höher stieg, bevor es ins Meer stürzte, und/oder den ausströmenden, brennenden Treibstoff, der sich möglicherweise auf dem ruhigen Wasser spiegelte. Mit anderen Worte, jeder, der dieses Ereignis sah, nahm es in umgekehrter Reihenfolge wahr.
    Anschließend tauchten wieder ein paar Zeugen auf dem Bildschirm auf, und der erste sagte: »Wie kann ein Flugzeug, das von vierzehntausend auf siebzehntausend Fuß steigt, aussehen wie eine mit hoher Geschwindigkeit aus dem Wasser aufsteigende Rakete?«
    Ein ehemaliger Nationalgardist sagte: »Der Schweif, den ich gesehen habe, hat etwa drei, vier, fünf Sekunden gebraucht, um auf vierzehntausend Fuß zu steigen. Er flog mit Überschallgeschwindigkeit.«
    Ein Typ, den ich aus der Pressekonferenz der FIRO kannte, die ich drei Abende zuvor gesehen hatte, wurde vor seinem Haus auf Long Island interviewt, wo er gestanden hatte, als er das Unglück sah. Er sagte: »Diese Animation hat keinerlei Ähnlichkeit mit dem, was ich gesehen habe. Nicht einmal annähernd.«
    Eine Frau, die auf einer Brücke interviewt wurde, auf der sie an diesem Abend gestanden hatte, sagte: »Ich habe den brennenden Treibstoff gesehen, der vom Himmel fiel, aber erst, nachdem ich den Lichtschweif sah, der sich nach oben bewegte.«
    Ich dachte wieder an Captain Sprucks Worte: Da ist oben. Richtig?
    Ich hielt das Video an, lehnte mich zurück und dachte nach.
    Die CIA-Animation warf mehr Fragen auf, als sie beantwortete, sie entbehrte jeder Logik und sie widersprach mittels Zeichentrick dem, was die Leute schworen, gesehen zu haben. Je weniger man sagt und zeigt, desto besser ist es manchmal. Möglicherweise hätte ich die offizielle Darstellung geglaubt - ungeachtet der Augenzeugen -, wenn dieses überflüssige Machwerk der CIA nicht gewesen wäre.
    Ich drückte auf die Abspieltaste, und das Band lief weiter.
    Kate, die einen knappen Teddy trug, kam ins Wohnzimmer. »Komm zu Bett, John.«
    »Ich bin nicht müde.«
    Sie holte einen Schemel, setzte sich neben mich und nahm meine Hand. Die letzten Minuten des Videos sahen wir uns gemeinsam an.
    Der Schluss der Pseudo-Dokumentation war nicht ganz klar, endete sie doch mit Fragen und ließ die Möglichkeit einer Fortsetzung offen.
    Ich schaltete den Videorecorder aus, und wir saßen in dem dunklen, stillen Zimmer hoch über den Straßen von New York.
    »Was meinst du?«
    »Meiner Meinung nach ist dieses Video zu etwa vierzig Prozent unrichtig und zu vierzig Prozent manipulativ. Wie ein Oliver-Stone-Film.«
    »Und der Rest?« fragte sie.
    »Gerade so viel Wahrheit, dass man ins Grübeln kommt. Was ist mit dem verschwundenen Schnellboot?« fragte ich.
    »Das gibt's wirklich«, erwiderte sie. »Ein paar einwandfreie Radarbeobachtungen berichten von einem Boot, das sich unmittelbar nach der Explosion mit hoher Geschwindigkeit -dreißig Knoten - von der Absturzstelle entfernte.« Und sie fügte hinzu: »Die meisten Privatboote in der Gegend fuhren zur Absturzstelle, um zu sehen, ob sie helfen konnten. Die Militärboote blieben auf Position, bis man ihnen befahl, sich zur Absturzstelle zu begeben. Die Küstenwache und das FBI gaben an diesem Abend einen öffentlichen Aufruf an alle Bootseigner durch, die sich in der Gegend befanden, und baten sie, sich zu melden, ihre Position anzugeben und zu schildern, was sie sahen. Jeder hat es getan, bis auf dieses eine Boot, das als Dreißig-Knoten-Boot bekannt wurde.«
    »Dann ist das also das Boot, von dem vermutlich die Rakete abgefeuert wurde.«
    »So lautet die Theorie.«
    »Vielleicht haben die Leute auf diesem Boot das gleiche gemacht wie das Pärchen am Strand und sind deshalb abgehauen«, wandte ich ein. »Ich bin mir sicher, dass an diesem Sommerabend jede Menge

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