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John Corey 03 - Nachtflug

John Corey 03 - Nachtflug

Titel: John Corey 03 - Nachtflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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der Jahrestag dieser Tragödie erwähnt.«
    »Was schreiben sie darüber? Ein Unfall durch das amerikanische Militär? Oder waren es die Juden?«
    »Sie sind sich nicht ganz sicher. Sie trauern um die Toten und suchen nach Erklärungen.«
    »Yeah, ich auch.«
    »Okay, John«, sagte Kate.
    »Ich versuche mich ja nur ein bisschen warmzulaufen.«
    »Warum versuchst du nicht ein bisschen den Mund zu halten?«
    Schweigend fuhren wir in Richtung Federal Plaza 26, und ich las den Sportteil.
    Die Bundesregierung und all ihre Bediensteten haben sehr viel Feingefühl, was die Rechte und das Wohlbefinden sämtlicher Minderheiten, frischgebackener Einwanderer, amerikanischer Ureinwohner, Hundewelpen, Wälder und gefährdeter Schleimklumpenarten angeht. Mir hingegen geht dieses Feingefühl ab, und mein progressives Denkvermögen ist irgendwann um die Zeit stehengeblieben, als die Dienstvorschriften für die Polizei umgeschrieben wurden und man fortan kein Geständnis mehr aus einem Verdächtigen rausprügeln durfte.
    Jedenfalls kommunizierten Special Agent Mayfield und ich miteinander, wenn auch nicht auf der gleichen Wellenlänge, und mir war im letzten Jahr aufgefallen, dass wir auch voneinander lernten. Sie gebrauchte das S-Wort häufiger und bezeichnete immer mehr Leute als Arschlöcher, während ich mehr Einfühlungsvermögen in die inneren Nöte von Leuten entwickelte, die Scheißkerle und Arschlöcher waren.
    Wir kamen zur Federal Plaza 26, wo ich Abdul bezahlte und ihm fünf Dollar Trinkgeld gab, weil ich ihn so in die Klemme gebracht hatte.
    Wir betraten das Foyer des vierzigstöckigen Gebäudes durch den Eingang am Broadway und gingen zu den Sicherheitsaufzügen.
    Federal Plaza beherbergt einen ganzen Wust von Regierungsbehörden, die reinste Buchstabensuppe, deren eine Hälfte die Steuern eintreibt, damit sie die andere Hälfte ausgeben kann. Die Stockwerke zweiundzwanzig bis achtundzwanzig, in denen sich die Büros diverser Polizei- und Nachrichtendienste befinden, sind nur über spezielle Aufzüge zu erreichen, die durch dickes Plexiglas, hinter dem Wachposten stehen, vom Foyer getrennt sind. Ich zeigte dem Wachmann meinen Ausweis viel zu schnell vor, als dass er ihn hätte sehen können - ich mache das immer so -, und gab dann einen Zifferncode in das Tastenfeld ein, worauf sich die Plexiglastür öffnete.
    Kate und ich traten ein und gingen zu den sieben Aufzügen, die zu den Stockwerken zweiundzwanzig bis achtundzwanzig führen. Keiner der Wachmänner wollte sich unsere Ausweise genauer ansehen.
    Wir stiegen in einen leeren Aufzug und fuhren in den sechsundzwanzigsten Stock. »Sei darauf gefasst, dass wir getrennt in das Büro von jemand zitiert werden.«
    »Wieso? Meinst du, man ist uns gestern Abend gefolgt?“
    »Wir werden's erfahren.«
    Die Fahrstuhltür öffnete sich im sechsundzwanzigsten Stock. In dem kleinen Foyer waren keine Wachmänner, und vielleicht war das auch nicht nötig, wenn man schon so weit gekommen war.
    Allerdings waren Überwachungskameras an der Decke angebracht, aber derjenige, der die Monitore beaufsichtigte, verdiente wahrscheinlich sechs Kröten die Stunde und hatte keinen Schimmer, auf was oder wen er achten sollte. Vorausgesetzt er war wach.
    Allerdings mussten Kate und ich erneut einen Zifferncode in ein Tastenfeld eingeben, um auf unseren Flur zu gelangen.
    Die Sicherheitsvorkehrungen für die Stockwerke zweiundzwanzig bis achtundzwanzig an der Federal Plaza 26 waren also, um fair zu sein, gut, aber nicht hervorragend. Ich meine, ich hätte auch ein Terrorist sein können, der Kate eine Knarre in den Rücken rammte, und ich war ohne allzu viel Mühe in diesen Flur gelangt.
    Genaugenommen waren die Sicherheitsvorkehrungen hier wie auch wahrscheinlich überall sonst in den letzten zwei Jahrzehnten trotz eindeutiger Hinweise, dass ein Krieg im Gang war, kaum verbessert worden.
    Die Öffentlichkeit nahm nur am Rande war, dass wir uns im Krieg befanden, und den Regierungsbehörden, die diesen Krieg führen sollten, war weder offiziell noch von anderer Seite in Washington erklärt worden, dass das, was auf der Welt vor sich ging, tatsächlich ein Krieg gegen die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten war.
    Washington und die Medien hatten sich dazu entschlossen, jeden Terroranschlag als ein einzelnes Vorkommnis zu betrachten, das in kaum einem oder gar keinem Zusammenhang zu anderen stand, obwohl jeder Beschränkte oder Politiker, wenn er lang genug darüber nachdachte, ein gewisses

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