John Corey 03 - Nachtflug
für das Video, falls es je eins gegeben hat.«
»Naja ... wenn das der Fall ist, dann sollten wir es zumindest feststellen. Schau, John, ich habe nie gedacht, dass wir das Rätsel um TWA 800 lösen können. Ich wollte nur ... dieses Paar finden und mit den beiden reden ...«
»Warum?«
»Das weiß ich erst, wenn ich mit ihnen rede.«
»Das klingt, als könnte es von mir stammen.«
Sie lächelte. »Du hast eben großen Einfluss auf meine Denkweise.«
»Desgleichen«, sagte ich.
»Ist mir gar nicht aufgefallen.«
Die Vorspeisen kamen, und ich fragte sie: »Meinst du, Mr. Rosenthal ist noch im Bayview Hotel?«
»Ich weiß es. Ich erkundige mich jedes Jahr. Ich habe ihn überprüft und weiß, wo er wohnt und so weiter.« Sie schaute mich an und sagte: »Ich arbeite nicht an dem Fall. Aber ich halte die Akten auf dem neuesten Stand.«
»Welche Akten?«
Sie tippte sich an den Kopf. »Die da oben.«
»Sag mir, was sonst noch da oben ist.«
»Das habe ich doch gestern gemacht. Jetzt solltest du lieber fragen, wenn du irgendetwas brauchst.« Und sie fügte hinzu: »Du musst erst die richtigen Fragen finden, bevor du an Antworten kommst.«
»Okay, soweit ich das verstanden habe, möchtest du, dass ich an diesen Fall wie ein Detective rangehe, der gerade den Marschbefehl gekriegt hat - soll heißen, der gerade von dem Verbrechen verständigt wurde. Aber das ist ein alter Fall, und mit alten Fällen hatte ich nie was zu tun. Ich habe meine Fälle normalerweise immer übernommen, wenn das Blut an der Leiche noch nicht mal geronnen war.«
»Bitte, ich esse.« Sie schob mir eine Gabel voll Salat zu.
»Iss das.«
Ich sperrte den Mund weit auf, und sie stopfte mir das Zeug hinein.
»Stell mir eine andere Frage«, sagte sie. »Okay. Hast du jemals mit Ted über diese Sache gesprochen?« »Nicht ein einziges Mal.«
»Nicht mal beim Abendessen oder beim einen oder anderen Glas.«
»Ich hätte nicht mal darüber gesprochen, wenn ich mit ihm im Bett gewesen wäre.«
Ich ging nicht darauf ein, sondern sagte: »Ich rufe ihn an.«
»Er ist tot, John.«
»Ich weiß. Ich höre das einfach immer wieder gern.«
»John, das ist nicht komisch«, hielt sie mir vor. »Auch wenn du ihn vielleicht nicht gemocht hast, aber er war ein guter und engagierter Agent. Sehr klug und tüchtig.«
»Gut. Ich rufe ihn an.«
Der Hauptgang kam, und ich bestellte mir noch ein Bier und machte mich über meine Pasta her. »Nimm dir ein bisschen Gemüse von mir«, sagte Kate.
»Also, Jeffrey Dahmer lädt seine Mutter zum Essen ein, und sie sitzt kauend da und sagt: Jeffrey, ich mag deine Freunde nicht. Sagt er: Na ja, dann doch nur das Gemüse. «
»Das ist ekelhaft.«
»Normalerweise lachen alle.« Ich wurde ernst und sagte: »Demnach nehme ich an, dass du auch mit Liam Griffith nicht darüber gesprochen hast.“
»Ich habe mit niemandem gesprochen. Mit Ausnahme der Typen im achtundzwanzigsten Stock, die mir erklärt haben, dass mich die Sache nichts angeht.«
»Richtig. Deshalb hast du mich drauf angesetzt.«
»Wenn du es so möchtest. Alles läuft darauf hinaus, dass wir dieses Paar finden. Wenn man sie findet und wenn sich herausstellt, dass es eine Sackgasse war - dass sie weder etwas gesehen noch auf Video aufgenommen haben -, dann war es das. Alles weitere - die Augenzeugen, die Spuren und Hinweise - ist schon zigmal durchgehechelt worden. Aber dieses Pärchen ... wer immer sie auch gewesen sein mögen, die den Objektivdeckel einer Videokamera auf der Decke liegenließen ...« Sie schaute mich an und fragte: »Meinst du, dass dort ein Video aufgenommen wurde, und meinst du, dass dabei all das auf Film gebannt wurde, was die Augenzeugen ihren Aussagen zufolge gesehen haben?«
»Das hängt selbstverständlich davon ab«, erwiderte ich, »wohin die Kamera gerichtet war und ob sie überhaupt eingeschaltet war. Und dann kommt's immer noch auf die Filmqualität an, und so weiter und so fort. Aber sagen wir mal, dass zufällig alles zusammenkam und dass die letzten Sekunden von TWA-Flug 800 aufgezeichnet wurden. Nehmen wir sogar mal an, dass der Film noch existiert. Na und?«
»Was meinst du damit? Zweihundert Augenzeugen würden sich diesen Film ansehen und -«
»Und desgleichen das FBI und die CIA und deren Filmexperten. Jemand muss diesen Film interpretieren.«
»Den müsste niemand interpretieren. Der spräche für sich.«
»Aha?« Ich sagte zu ihr: »Auf einem Amateurvideo, in der Dämmerung vor dunklem Abendhimmel
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