John Corey 03 - Nachtflug
der Gerechtigkeit Genüge getan. Wenn du das Richtige aus den richtigen Gründen machen willst, dann nur zu, aber erwarte nicht, dass ich deinen Idealismus teile.«
Sie schwieg eine Zeitlang, dann erwiderte sie: »Ich nehme deine Hilfe zu deinen Bedingungen an. Mit deinem Zynismus können wir uns ein andermal befassen.«
Ich mag es nicht, wenn andere Leute - Frauen vor allem -meinen hart erarbeiteten Zynismus angreifen. Ich weiß, was mich in Schwung hält. Und in den kommenden Tagen und Wochen brauchte ich jede Menge Schwung.
18
Ich ging mit zurück zum Foyer von Federal Plaza 26 und sagte zu ihr: »Ich muss ein paar Anrufe machen. Wir sehen uns später.«
Sie schaute mich an und sagte: »Du hast diesen abwesenden Blick, den du immer kriegst, wenn du irgendwas im Sinn hast.«
»Ich bin bloß ein bisschen träge von der Pasta. Versuch mich bitte nicht zu durchschauen. Das macht mir angst.« Sie lächelte, gab mir einen Kuss und ging zu den Aufzügen.
Ich ging hinaus zu einer Telefonzelle am Broadway und fischte ein paar Münzen aus meiner Hosentasche. Ich kann mich noch daran erinnern, als man vor einem Münztelefon anstehen musste, aber jetzt hat jeder ein Handy, sogar die Penner -obdachlose Menschen -, und die Telefonzellen sind so leer wie die Beichtstühle in St. Patrick's.
Ich warf einen Quarter ein und wählte die Handynummer meines Expartners Dom Fanelli, der bei Manhattan South arbeitete.
»Hallo?« meldete er sich.
»Dom.«
»Hey, Paisano! Lang, lang ist's her. Wo steckst du? Lass uns heut Abend ein Bier zischen.«
»Bist du im Büro?«
»Yeah, was gibt's? Jeder möchte dich gern sehen. Lieutenant Wolfe vermisst dich. Er hat sich einen neuen Briefbeschwerer besorgt.«
»Du musst mir einen Gefallen tun.«
»Schon geschehen. Komm vorbei.«
»Ich kann nicht. Was ich brauche -“
»Bist du heute Abend frei? Ich hab 'n neuen Laden in Chelsea entdeckt - Tonic. Unglaubliche Ärsche gibt's dort.«
»Ich bin verheiratet.«
»Ohne Scheiß? Seit wann?«
»Du warst bei der Hochzeit.«
»Richtig. Wie geht's Kate?«
»Kate geht's großartig. Sie lässt dir schöne Grüße ausrichten.«
»Sie hasst mich.«
»Sie liebt dich.«
»Egal.«
Schwer zu glauben, dass dieser Mann einen messerscharfen Verstand hatte, wenn es um kriminalistische Arbeit ging. Aber so war es. Genaugenommen hatte ich allerhand von ihm gelernt. Zum Beispiel, wie man sich doof stellt. »Wie geht's Mary?« fragte ich ihn.
»Weiß ich nicht. Was hast du denn gehört?« Er lachte über seinen eigenen Witz, wie so oft, und sagte zu mir: »Mal allen Ernstes, ich hab in meinem ganzen Eheleben noch nie eine Freundin betrogen.«
»Du bist der reinste Prinz. Okay, was -«
»Wie läuft's in der Federal Plaza 26?«
»Klasse. Was mich an was erinnert - ich habe neulich Captain Stein gesehen, und er wartet immer noch darauf, dass du deine Papiere einreichst und rüber zur Task Force kommst. Du kannst den Job haben, wenn du willst.«
»Ich dachte, ich hätte die Papiere geschickt. O Gott! Hoffentlich habe ich nicht die Chance verpasst, fürs FBI zu arbeiten.«
»Ist ein toller Job. Hast du's denn nicht irgendwann mal satt, dass die Leute sich ständig ermorden?«
»Ich hab's satt, wenn sie es satt haben.“
»Richtig. Kannst du dich noch erinnern -?«
»Ach, eh ich's vergesse. Diese beiden Hispanos, die dir ein paar Löcher verpasst haben. Ich habe möglicherweise einen Hinweis auf sie.«
»Was für einen Hinweis?«
»Überlass das mir. Du hast genug am Hals. Ich rufe dich an, wenn wir soweit sind.«
»Wenn du dran denkst.«
Er lachte, dann wurde er ernst. »Jedes Mal, wenn ich dran denke, wie du da auf der Straße gelegen hast und beinahe verblutet wärst -«
»Nochmals danke, dass du mir das Leben gerettet hast. Danke auch, dass du mich bei der Antiterror-Task Force untergebracht hast, wo ich Kate kennengelernt habe. Habe ich irgendwas vergessen?«
»Ich glaube nicht. Wir zählen die Gefallen nicht, die wir einander tun, John. Das weißt du doch. Wenn du jemand brauchst, der dir einen Gefallen tun soll, bin ich da, und wenn ich jemanden brauche, bist du für mich da. Also, was kann ich für dich tun?«
»Hab ich vergessen.«
Er lachte und fragte mich: »Irgendwas Neues im Fall Khalil?«
»Nein.«
»Die Arschgeige taucht irgendwann auf, wenn du am wenigsten damit rechnest.«
»Danke. Schau -« Das Telefon klickte, und ich warf einen weiteren Quarter ein. »Kannst du dich noch an Marie Gubitosi erinnern?« fragte ich
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