John Corey 04 - Operation Wildfire
langsamer voran. Dafür gibt es gute Gründe, aber mein Gefühl und meine Erfahrung als Cop sagten mir, dass fast alles, was man wissen muss und herausfinden wird, in zwei Tagen vonstatten geht. Vielleicht in drei.
Was man mit dieser Zeit und den Erkenntnissen anfängt, darin unterscheidet sich ein erfolgreich abgeschlossener Fall von einem heillosen Kuddelmuddel aus Bossen, die sich in alles einmischen, bekloppten Staatsanwälten, Verdächtigen samt ihren Anwälten und schwachsinnigen Haftrichtern. Wenn man diesen Leuten Zeit zum Nachdenken lässt, verfällt man vor lauter Analysen in eine Art Paralyse.
Während ich meinen aufmunternden Morgengedanken nachhing, kam Kate, die den Gästebademantel und Pantoffeln trug, mit einer Tasse Kaffee auf die Terrasse. Sie gähnte, lächelte und sagte: »Guten Morgen.«
»Guten Morgen, Mrs. Rockefeller.« Ob verheiratet oder nicht, das Morgenprotokoll après Sex verlangte einen Kuss, ein Kompliment und eine Anspielung auf die Liebesnacht, die romantisch sein sollte, ohne schmierig zu klingen, und deutlich, ohne schweinisch zu klingen.
Ich brachte all das fertig, worauf wir Arm in Arm auf der Terrasse standen, Kaffee tranken und auf die Kiefern und das Herbstlaub schauten.
Die Sonne ging auf, und Nebel lag über dem abschüssigen Gelände, das zum oberen Saranac Lake führte. Es war still, und die Luft roch nach feuchter Erde und Holzrauch. Mir wurde klar, warum Harry diese Gegend hier gemocht hatte, und ich stellte mir vor, wie er am Samstagmorgen aufgewacht war und einen ganz ähnlichen Anblick genossen hatte, bevor er zum Custer Hill Club aufgebrochen war.
»Wenn wir hier fertig sind, sollten wir vielleicht eine Woche freinehmen und uns eine Hütte am See mieten«, sagte Kate. »Wäre das nicht schön?«
Wenn dieser Fall schlecht ausging, mussten wir meiner Meinung nach keine Woche Urlaub nehmen - dann hatten wir jede Menge Freizeit.
»Ich glaube, das wäre vielleicht eine ganz passende Ehrenbezeigung für Harry«, fügte Kate hinzu.
»Das wäre sehr schön.«
Kate fror, deshalb gingen wir wieder in den Großen Saal. Auf einer Couch nahe dem Kamin saß ein anderes Paar. Wir füllten unsere Tassen nach und setzten uns auf die Couch gegenüber. Meine Körpersprache gab deutlich zu erkennen, dass ich nicht die Absicht hatte, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Der Typ -ein bärtiger Gentleman mittleren Alters - gab mir das Gleiche zu verstehen. Seine Frau oder Freundin jedoch lächelte und sagte: »Hi. Ich bin Cindy. Das ist Sonny, mein Verlobter.«
Sonny wirkte ganz und gar nicht sonnig. Genau genommen wirkte er grantig. Vielleicht hatte er gerade die Rechnung bekommen. Cindy wiederum war frohgemut und freundlich und hätte vermutlich auch mit einem Goldfisch im Glas geredet.
Kate und Cindy plauderten über das Point, die Adirondacks und alles Mögliche. Grantig und ich schwiegen. Das Feuer fühlte sich gut an. Cindy und Grantig stammten von Long Island, und er war laut Cindy »im Verlagsgewerbe«. Cindy war PR-Frau, und so hatten sie sich kennengelernt. Gott sei Dank erzählte sie die Geschichte nicht, aber ich war davon überzeugt, dass einer von beiden betrunken gewesen sein musste. Kate sagte, sie sei Anwältin, was teilweise stimmte, und sie erklärte ihnen, ich sei staatlich geprüfter Sozialarbeiter und betreute muslimische Einwanderer, was komisch war, aber Grantig nur ein leicht missbilligendes Schnauben entlockte.
Irgendwie kamen die beiden Damen aufs Einkaufen zu sprechen, und Cindy teilte Kate mit, dass es in Lake Placid gute Geschäfte gebe. Ich bekam glasige Augen und meinte, Grantig ginge es genauso, bemerkte dann aber, dass er Kate anschaute, deren Bademantel oben leicht geöffnet war. Der Mann war eindeutig ein Schwein.
Was das anging, musste ich feststellen, dass auch Cindy ziemlich hübsch war, mit langen blonden Haaren, haselnussbraunen Augen, nordischen Zügen und klasse ... Ausstrahlung und so weiter und so fort. Sie wirkte etwa zwanzig Jahre jünger als ihr sogenannter Verlobter, und ich konnte mir nicht vorstellen, was sie an ihm reizte, von der Ausbuchtung in seiner Hose vielleicht mal abgesehen. Ich meine damit seine Brieftasche.
Grantig raffte sich schließlich auch zu einem Gespräch auf und sagte zu mir: »Ich habe eine gute Idee, was Einwanderer angeht. Egal, wo du geboren bist, bleib dort.« Er stand auf, warf einen letzten Blick auf Kates Ausschnitt, diesmal aus einem besseren Winkel, und sagte zu ihr, nicht zu mir: »War schön,
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