John Corey 04 - Operation Wildfire
mal jemand einen Jagdunfall auf oder in der Umgebung dieses Wegs, beziehungsweise auf dem Grundstück des Custer Hill Clubs?«, fragte Kate.
Schaeffer hatte den Blick auf den schmalen Weg gerichtet und erwiderte: »Darüber denke ich schon nach, seit Detective Corey das Thema gestern zur Sprache gebracht hat. Ich habe auch herumgefragt, und die Antwort lautet ja, vor etwa zwanzig Jahren, als das Grundstück des Custer Hill Clubs erschlossen wurde.« Und er teilte uns mit: »Es ist etwa fünf Meilen nördlich des Grundstücks passiert. Einer meiner Altgedienten hat sich dran erinnert.«
»Was kam dabei heraus?«, fragte Kate.
»Ein Jagdunfall, Schütze unbekannt.«
»Und das Opfer?«
»Wurde nie identifiziert«, erwiderte er und klärte uns auf: »Männlich, um die vierzig, sauber rasiert, gut genährt und so weiter und so fort. Ein Schuss in den Kopf. Es war Sommer, und das Opfer trug Shorts, T-Shirt und Wanderstiefel. Kein Ausweis. Er war mindestens zwei Wochen tot, als man die Leiche fand, und ein paar Tiere hatten sich daran zu schaffen gemacht. Man hat das Gesicht fotografiert, ist aber mit den Bildern aus verständlichen Gründen nicht an die Öffentlichkeit gegangen. Fingerabdrücke wurden genommen, aber keine guten, und anhand der Dateien, die es damals gab, konnten sie niemandem zugeordnet werden.«
»Ist das nicht ein bisschen verdächtig?«, wandte Kate ein. »Ich meine, ein Schuss in den Kopf, kein Ausweis, keine Vermisstenanzeige und vermutlich auch kein Fahrzeug, das in der Gegend gefunden wurde.«
»Na ja, schon. Es ist verdächtig. Aber nach Aussage von meinem Mann, der sich daran erinnert hat, gab es keinerlei Spuren oder Hinweise, die auf eine Straftat hindeuteten, und weil sie sich die Sache leicht machen wollten, haben der Sheriff und der Leichenbeschauer auf Unfall entschieden und gewartet, ob sich irgendwelche Erkenntnisse ergaben, die das Gegenteil bewiesen. Wir warten immer noch«, fügte er hinzu, stockte kurz und sagte dann: »Selbst jetzt, bei diesem offenkundigen Mord, würde ich diesen Toten nicht unbedingt mit dem Custer Hill Club in Verbindung bringen wollen, wo damals noch nicht mal jemand gewohnt hat.«
»Lassen Sie die Fingerabdrücke noch mal über den Computer laufen«, sagte ich zu ihm.
Schweigend fuhren wir weiter. Meiner Meinung nach konnte es natürlich sehr wohl einen Zusammenhang geben. Das Opfer, wenn es denn ermordet worden war, könnte ein Wanderer gewesen sein, der auf dem Bauplatz des Custer Hill Clubs etwas gesehen hatte, das er nicht hatte sehen sollen - oder es war vielleicht jemand, der dort gearbeitet und zu viel gesehen oder mitbekommen hatte. Über ELF zum Beispiel. Oder irgendwas anderes.
Ich wollte Bain Madox nicht zum bösen Genie machen, das für alles verantwortlich war, was in den letzten zwanzig Jahren auf der Welt schiefgelaufen ist - Flutkatastrophen, Hungersnöte, Seuchen, Erdbeben, meine zehn Pfund zu viel und meine Scheidung. Aber dieser Typ hätte mit Sicherheit eine Art globalen Ränkeschmied spielen können. Ich meine, die Regel lautet folgendermaßen: Wenn etwas aussieht wie eine Ente, watschelt wie eine Ente und quakt wie eine Ente, dann ist es eine Ente.
Und dann erledige ich die Ente.
32
Major Schaeffer stieß vom Waldweg auf ein unlängst gerodetes Stück Land. »Wir mussten den Weg verbreitern, damit wir wenden konnten«, erklärte er.
Wir stiegen aus und folgten ihm weitere zwanzig Meter zu einem mit gelbem Band abgesperrten Bereich. Auf dem Pfad hatte man die Umrisse von Harrys Leiche mit Leuchtspray markiert. Mitten in der Markierung pickte ein Blauhäher am Boden herum.
Die Sonne stand jetzt höher, und ihre Strahlen drangen zwischen den Bäumen hindurch und fielen auf den beschaulichen Waldweg. Vögel zwitscherten, und Eichhörnchen flitzten in den Bäumen herum und ließen Eicheln fallen. Ein leichter Wind raschelte in dem ständig herabsegelnden Laub. Nun ist Herbst, und das Obst fällt...
Es gibt keinen guten Ort zum Sterben, aber ich nehme an, wenn man nicht in seinem Bett stirbt, dann war dieser Ort so gut wie jeder andere. 383 Auf der anderen Seite des abgesperrten Bereichs sah ich einen Geländewagen der Staatspolizei am Weg stehen.
»Diese Jungs sind aus der anderen Richtung gekommen«, sagte Schaeffer. »Die suchen immer noch nach einer Patronenhülse, aber der Täter hat weder eine Hülse noch irgendwas anderes hinterlassen. Und auch die Kugel, die den Körper des Opfers durchschlug, haben wir noch nicht
Weitere Kostenlose Bücher