John Corey 04 - Operation Wildfire
gefunden.«
Ich nickte. Wenn man davon ausging, dass es sich bei der Mordwaffe um ein Jagdgewehr mit Hochrasanzmunition handelte, dann standen die Chancen, mitten im Wald die Kugel zu finden, nicht allzu gut. Außerdem lagen im Wald vermutlich so viele Kugeln herum, dass man unmöglich feststellen konnte, welche das Opfer getötet hatte. Selbst wenn man bei einem ballistischen Vergleich die Geschossspuren einem von Madox' Gewehren zuordnen könnte, wäre damit nichts weiter bewiesen, als dass Madox oder einer seiner Gäste im Wald auf der Jagd gewesen waren. Kurzum, die Wälder waren ein idealer Ort, um einen Mord zu begehen.
»Vorerst bleibt das Band noch im Umkreis von fünfzehn Metern gespannt«, fuhr Schaeffer fort. »Aber ich lasse es heute enger ziehen, denn morgen gibt's keinen Grund mehr, auf die Unversehrtheit des Tatorts zu achten. Für morgen ist Regen angekündigt«, teilte er uns mit und fügte hinzu: »Ich glaube, wir und die Spurensicherung haben alles getan, was wir konnten. Hier ist nichts.«
Wieder nickte ich, während ich auf die Leuchtfarbenumrisse starrte. Ein Gefährte hatte sich zu dem Blauhäher gesellt.
»Wenn Sie sich den Weg anschauen«, sagte Schaeffer, »dann sehen Sie, dass er einigermaßen gerade verläuft, daher kann man sich nur schwer vorstellen, dass ein Jäger, der auf diesem Pfad unterwegs ist, einen Menschen mit einem Hirsch verwechseln kann. Und wenn der Jäger im Wald war, wäre es das reinste Wunder, wenn die Kugel zwischen all den Bäumen durchgeflogen ist, ohne einen zu treffen.«
»Richtig«, pflichtete ich ihm bei. »Sieht ganz nach Mord aus.«
»Leider haben wir einmal davon abgesehen, dass es so gut wie unmöglich ein Unfall gewesen sein kann, nicht die geringsten Hinweise darauf, dass es ein Mord war«, erinnerte er mich. »Es wurde nichts geraubt, und das Opfer hatte keine Beziehungen zu Einheimischen, die zu einem Rachemord geführt haben könnten, was hier oben manchmal vorkommt.«
Ich ging nicht darauf ein. Major Schaeffer vermutete offensichtlich, dass Harrys Tod etwas mit seinem Auftrag zu tun hatte und Bain Madox der Mörder war, aber solange er keinen handfesten Beweis dafür hatte, wollte er keine entsprechenden Schritte in die Wege leiten.
»Wollen Sie die Fotos sehen?«, fragte uns Schaeffer.
»Bitte«, sagte ich, obwohl ich es nicht wollte.
Er zog einen Stapel Fotos aus der Manteltasche und reichte sie mir. Kate stand neben mir, als ich sie durchblätterte.
Harry war mit dem Gesicht voran zu Boden gestürzt, was ich bereits wusste, und hatte infolge des Aufpralls der Kugel die Arme ausgebreitet, wie anhand der Umrisse auf dem Pfad zu erkennen war.
Die Eintrittswunde am Rücken konnte ich kaum sehen, aber auf den Nahaufnahmen bemerkte ich einen Blutfleck mitten auf seiner Tarnjacke.
Ich starrte auf eine Nahaufnahme, auf der die linke Seite von Harrys Gesicht samt der offenen Augen zu sehen war.
Ich bemerkte den Lederriemen um seinen Hals, an dem das Fernglas hing, das neben der linken Schulter lag, nicht weit vom Gesicht entfernt.
»Lag das Fernglas an dieser Stelle, als Sie die Leiche gefunden haben?«, fragte ich Schaeffer.
»Ja. Diese Fotos wurden aufgenommen, bevor wir irgendetwas berührt oder von der Stelle bewegt haben.« Und er fügte hinzu: »Möglicherweise hatte er das Fernglas in der Hand oder hat durchgeschaut, als er erschossen wurde, was meiner Meinung nach eine Erklärung dafür wäre, dass es nicht unter seiner Brust lag. Oder es wurde durch die Wucht des Aufpralls nach vorn geschleudert, als die Kugel in den Oberkörper einschlug.«
Möglich, aber nicht wahrscheinlich. Erstens hatte Harry nicht durch das Fernglas geschaut, bevor er von den Leuten, die ihn hierherbrachten, ermordet wurde. Zweitens sprachen die Gesetze der Physik dafür, dass der Feldstecher an Harrys Brust dorthin zurückgeschwungen wäre, wo er ursprünglich hing, bevor er zu Boden ging. Aber sicher war ich mir dessen nicht.
»Sie haben ja im Leichenschauhaus seine persönlichen Habseligkeiten gesehen«, fuhr Schaeffer fort. »Seine Videokamera wurde in der rechten Außentasche seiner Jacke gefunden, die Kamera in der linken. In der rechten Cargo-Tasche seiner Hose war das Vogelbestimmungsbuch, in der linken eine Drahtschere.«
Major Schaeffer, der sein Notizbuch zurate zog, zählte alles auf, was man gefunden hatte und wo - Schlüsselkette, Brieftasche, Glock, Ausweise und so weiter und so fort.
Während Schaeffer sprach, versuchte ich nachzuvollziehen,
Weitere Kostenlose Bücher