John Corey 04 - Operation Wildfire
wie Madox diese Tat begangen haben könnte, und kam zu dem Schluss, dass er mindestens einen Komplizen gebraucht hatte -vermutlich Carl und vielleicht noch jemand anderen, obwohl ich bezweifelte, dass Madox zwei Zeugen dabeihaben wollte.
Harry war unter Drogen gesetzt und an den Knöcheln gefesselt gewesen. Sie hatten ihn in das Schlafabteil seines Campers verfrachtet und ihn hierher gefahren. Möglicherweise hatten sie ein zweites Fahrzeug dabei, mit dem sie sich absetzten.
Wenn man also davon ausging, dass Madox nicht mehr als einen Komplizen dabeihaben wollte und Harry unter Drogen stand und nahezu besinnungslos war, dann dürfte es für ihn nicht ganz einfach gewesen sein, Harry aufrecht hinzustellen und ihm in den Rücken zu schießen, damit es so aussah, als wäre er wandern gewesen.
Ein Mann konnte einen Betäubten nicht aufrecht halten, während der andere schoss, folglich musste man Harry auf die Knie zwingen, worauf Carl - oder Madox - das Fernglas nahm und ihn mit dem straff um den Hals gespannten Riemen aufrecht hielt. Dann kniete sich der Schütze hin und jagte Harry eine Kugel durch Rückgrat und Herz.
Als Harry vornüberkippte, ließ der Komplize das Fernglas los, worauf es an der Stelle liegenblieb, wo ich es auf dem Foto gesehen hatte. Anschließend lösten beide Männer die Fesseln an Harrys Knöcheln und brachten seine Arme und Beine in eine Lage, die darauf hindeutete, dass er von einem Hochrasanzgeschoss getroffen und aus dem Stand vornüber gestürzt war. Danach hatten sie vermutlich die Spuren mit Kiefernzweigen verwischt. Sie hatten nur nicht bedacht, dass der Feldstecher höchstwahrscheinlich unter der Leiche liegen würde und von der Kugel beschädigt worden wäre, die den Körper durchschlug und an der Brust wieder austrat.
Ansonsten hatten sie ihre Sache gut gemacht, falls man diesen Begriff bei einem kaltblütigen Mord gebrauchen wollte.
»Wollen Sie den Camper sehen?«, fragte uns Schaeffer.
Ich nickte und gab ihm die Fotos zurück.
Er führte uns um das gelbe Absperrband herum und durch den Wald.
In der Nähe des Geländewagens, wo die Polizei eine Wendestelle geschaffen hatte, stießen wir wieder auf den Pfad. Schaeffer ließ uns von einem seiner Männer drei Meilen weiter zu einer kleinen Lichtung fahren, auf der der Camper stand.
Wir stiegen aus, und ich schaute mir Harrys Camper an, den ich noch nie gesehen hatte. Es war ein alter Chevy Pick-up, auf dessen Ladefläche ein Campingabteil montiert war. Er war zwar alt, wirkte aber tadellos sauber und gepflegt.
»Wir haben ihn eingestäubt und nach Fingerabdrücken abgesucht, sind mit dem Staubsauger drüber gegangen und haben Schmutzproben aus dem Reifenprofil entnommen«, sagte Schaeffer. »Heute Nachmittag schleppen wir ihn zur Straße, befördern ihn auf einen Tieflader und bringen ihn zu einer gründlichen Untersuchung in die forensische Werkstatt in Albany. Selbstverständlich suchen wir nach Hinweisen darauf, dass sich noch andere Leute in dem Fahrzeug aufgehalten haben.« »Klingt so, als ob es Ihrer Meinung nach ein vorsätzlicher Mord war«, sagte ich.
»Gehen wir doch mal davon aus.«
Ich stellte mir vor, wie Harry betäubt und gefesselt im Campingabteil lag und irgendjemand, möglicherweise Carl, am Steuer saß. Madox fuhr mit einem seiner Fahrzeuge voraus - einem Jeep, einem Kleinbus oder einem Geländewagen.
Ich fragte Schaeffer nach Reifenspuren auf dem Weg. »Wie Sie sehen, ist das hartes Erdreich«, erwiderte er. »Außerdem hat es zwei Wochen nicht geregnet, und auf dem Weg liegen lauter Blätter und Kiefernzweige. Nein, wir haben keine brauchbaren Reifenspuren sichern können.«
»Hat man beim Einstäuben Hinweise darauf gefunden, dass die glatten Flächen abgewischt wurden?«, fragte Kate.
»Nein. Wenn man eine Straftat begehen will, hat man Handschuhe an. Möglicherweise finden wir ein paar interessante Fasern, aber die Täter, die so was planen und halbwegs schlau sind, verbrennen alles, was sie getragen haben.« Und er fügte hinzu: »Im Getränkehalter befindet sich eine offene Cola-Dose, die wir auf DNA-Spuren untersuchen werden, aber ich glaube nicht, dass unsere Täter Cola getrunken haben. Wenn wir DNA-Spuren finden, dann stammen sie vermutlich von Harry.«
Schaeffer schaute sich auf der Lichtung um, blickte dann den Pfad entlang und sagte: »Okay, hier ist also der Camper. Ich glaube, dass mindestens zwei Täter beteiligt waren, und zwei Fahrzeuge - der Camper und ein Fluchtfahrzeug -,
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