John Corey 04 - Operation Wildfire
erwartet. Öffnen Sie das Scheißtor.«
Jetzt schien er sich eindeutig an mich zu erinnern - vielleicht, weil ich die gleichen Klamotten anhatte, aber wahrscheinlich
eher, weil ich ein arroganter Sack bin. »Fahren Sie zur Pförtnerhütte vor«, sagte er unverhofft zu mir. Und er fügte hinzu: »Er erwartet Sie.« Dann lächelte er.
Tja, das war nett. Aber das Lächeln war nicht nett. Ich fuhr zum Tor und sah in meinem Außenspiegel, wie sich Junior Rambo an sein Walkie-Talkie klemmte.
Das Tor glitt auf, und als ich durchfuhr, kam ein weiterer Typ aus der Pförtnerhütte und hob die Hand. Ich erwiderte seinen Gruß mit einem italienischen Salut, gab Gas und fuhr auf der kurvigen Straße in Richtung Haus.
Wieder bemerkte ich die Telefonmasten und die drei dicken Kabel, die sich von einem zum anderen zogen - und was mir gestern ein bisschen sonderbar vorgekommen war, sah jetzt verdächtig nach einer ELF-Antenne aus. Es sei denn, ich irrte mich völlig. Ich brauchte eine Dosis Bain Madox, um mich in meinem Verdacht und meinen Schlussfolgerungen zu bestärken.
Ein schwarzer Jeep kam mir entgegen, dessen Fahrer mir zuwinkte, was ich nett fand. Daher winkte ich zurück und hupte, als er in den Abwassergraben auswich.
Vor mir war der Flaggenmast, an dem das Sternenbanner und darunter der gelbe Wimpel der Siebten Kavallerie wehte. Der Wimpel, hatte ich irgendwo gelesen, bedeutete, dass der Kommandeur anwesend war, folglich war El Supremo eindeutig da.
Ich kurvte um den Flaggenmast herum, hielt unter dem Portal, stieg aus, schloss mein Auto ab und stieg auf die Veranda. Die Haustür war nicht abgesperrt, daher ging ich ins Foyer und warf einen Blick zu dem Balkon empor.
Niemand war in der Nähe, und mir fiel ein, dass das Hauspersonal nach dem langen Wochenende frei hatte, was entweder darauf hindeutete, dass Mr. Madox entweder ein aufgeklärter Arbeitgeber war oder dass er allein sein wollte.
An der Wand hielt General Custer noch immer seine letzte Stellung, und jetzt bemerkte ich an der Wandtäfelung über dem Gemälde ein faseroptisches Fischauge, mit dem man den ganzen Raum einsehen konnte. Möglicherweise war es mir unterbewusst
schon beim ersten Mal aufgefallen, und vielleicht war mir deshalb der blöde Fischwitz eingefallen. Vielleicht auch nicht.
Ich trat näher an das Gemälde, als wollte ich es betrachten, dann noch näher, bis ich so dicht an der Wand stand, dass mich das Fischauge nicht mehr erfassen konnte.
Ich warf erneut einen Blick zum Balkon, holte dann meinen kleinen Fusselroller aus der Jacke, zog das Papier ab, ließ ihn auf den Teppich fallen und rollte ihn mit dem Fuß ein Stück hin und her. Dann hob ich ihn wieder auf und steckte ihn in die Tasche. Wenn der blöde Hund in der Nähe gewesen wäre, hätte ich ihn ebenfalls entfusselt.
Ich mag Spuren, wenn andere Leute sie sammeln, auswerten und mir das Ergebnis melden. Aber manchmal muss man so was auch selber machen. Meiner Ansicht nach war nicht viel Zeit für eine kriminaltechnische Untersuchung, aber vielleicht fand jemand den Fusselroller in meiner Tasche, falls ich einen Jagdunfall erleiden sollte.
Ich hörte hinter mir ein Geräusch, drehte mich um und sah Carl die Treppe herunterkommen. Wir gingen auf Blickkontakt, aber ich konnte nicht erkennen, ob er gesehen hatte, dass ich den Teppich entfusselte.
Carl blieb auf der letzten Stufe stehen, starrte mich an und fragte: »Wollen Sie mit Mr. Madox sprechen?«
»Mit Ihnen will ich jedenfalls nicht sprechen, Carl.«
Er ging nicht darauf ein. »Sie müssen zum Haus begleitet werden, und auch ins Haus.«
»Ja. Ich weiß. Wegen der Versicherung. Soll ich's noch mal probieren?«
Ich glaube, er mochte mich nicht und war vermutlich immer noch sauer, weil er mir Cafe au lait hatte machen müssen.
»Glücklicherweise empfängt Mr. Madox«, sagte er.
»Was empfängt er? Kosmische Botschaften?«
»Er empfängt Gäste.«
Ich schaute Carl an, der ein großer Kerl war, wie ich schon bei meinem vorigen Besuch bemerkt hatte. Er war nicht mehr der
Jüngste, aber er wirkte durchtrainiert, und was ihm an Jugend abging, machte er mit Sicherheit durch Erfahrung wieder wett. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie er den Fernglasriemen um Harrys Hals schlang und ihn beim Knien aufrecht hielt, während ihm sein Boss eine Kugel ins Rückgrat jagte.
Ich kannte eine ganze Reihe taffer alter Soldaten, und irgendwie erwartet man, dass sie nach wie vor taff sind, was sie innerlich vielleicht auch
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