John Corey 04 - Operation Wildfire
hatten wir auch Funkgeräte, und die kommen weitaus billiger als ein paar Hundert Telefonmasten auf felsigem Boden.«
Mr. Madox ging nicht darauf ein. Vermutlich dachte er im Moment scharf nach, fragte sich vielleicht, ob das nur eine müßige Frage war oder ob ich auf irgendetwas hinauswollte.
»Wie ich im Kampfeinsatz feststellen musste«, sagte er zu mir, »sind Funkgeräte nicht zuverlässig. Jedenfalls werden die Anrufkästen nur selten genutzt, da wir jetzt alle Handys und erstklassige Walkie-Talkies haben. Außerdem werden die Masten zur Stromversorgung der Strahler benötigt, die an ihnen befestigt sind.«
»Richtig.« Und für die Abhörgeräte und Videokameras ebenfalls. »Hey, was ist in dem weißen Gebäude dort?«
»Die Unterkünfte.«
»Ach, richtig. Für Ihre Armee. Ich sehe auch Ihren Fuhrpark da draußen. Das ist ja ein Wahnsinnsanwesen.«
»Vielen Dank.«
»Und das Steingebäude dort?«
»Dort ist mein Stromgenerator.«
»Ich sehe aber drei qualmende Schornsteine.«
»Ja, drei Generatoren.«
»Verkaufen Sie Strom nach Potsdam?«, fragte ich.
»Ich lege großen Wert auf Reserven.«
»Reserven?«
»Ja. Und Gott ebenfalls. Deswegen haben wir zwei Eier.«
»Aber nur einen Schwanz. Was sagt uns das?«
»Das habe ich mich schon oft gefragt.«
»Ich auch.« Eigentlich müsste er mich jetzt fragen, weshalb ich all diese Fragen stellte, aber er machte es nicht. Stattdessen sagte er: »Nun ja, danke, dass Sie vorbeigekommen sind. Noch einmal, es tut mir leid ... Es tut mir leid um ... wie war doch gleich der Name?«
»Harry Muller.«
»Ja. Im Wald muss man vorsichtig sein.«
»Das ist mir klar.«
»Gibt es sonst noch was?«
»Ich brauche nur noch ein paar Minuten.«
Er lächelte höflich. »Das haben Sie beim letzten Mal auch gesagt«, erinnerte er mich, »und dann sind Sie noch eine ganze Weile geblieben.«
Ohne darauf einzugehen, trat ich vom Fenster zurück und schaute mich in dem Büro um. Es war ein großer Raum mit Eichenmöbeln, getäfelt mit hellem Pinienholz.
Über Madox' Schreibtisch hing ein gerahmtes Foto von einem Öltanker, an dessen Bug die Worte GOCO BASRA prangten. Auf einem weiteren Foto war ein brennendes Ölfeld zu sehen.
»Der Golfkrieg«, sagte Madox zu mir. »Aber vielleicht sollte ich sagen, der erste Golfkrieg?« Und er fügte hinzu: »Ich hasse es, gutes Öl verbrennen zu sehen, vor allem, wenn mir keiner Geld dafür gibt.«
Ich gab keinen Kommentar dazu ab.
Normalerweise bringe ich mit meinen kurzen Fragen und noch kürzeren Antworten jeden Verdächtigen aus der Fassung, aber dieser Typ war cool wie ein Kadaver auf Eis. Allerdings spürte ich in seinem Verhalten ein leichtes Unbehagen. Er zündete sich sogar eine Zigarette an, blies diesmal aber keine Rauchringe.
Keiner von uns sagte etwas, dann ging ich zu einer Wand, die voller gerahmter Urkunden und Fotos hing.
Sie stammten alle vom Militär - Auszeichnungen, Belobigungen, eine ehrenvolle Entlassung, seine Ernennung zum Second Lieutenant, die Beförderungen und so weiter und so fort, dazu eine Reihe von Fotos, meistens von Madox in diversen Uniformen, etwa ein halbes Dutzend davon in Vietnam aufgenommen.
Ich schaute mir eines an, auf dem sein Gesicht in Nahaufnahme zu sehen war. Die Haut war mit Tarnfarben bemalt, außerdem war sie schmutzig, und über dem rechten Auge war ein frischer Riss, aus dem ein Blutfaden rann. Das ganze Gesicht glänzte vor Schweiß, und die Augen, die aus den geschwärzten Zügen blickten, wirkten noch falkenartiger und stechender.
»Diese Fotos erinnern mich daran, wie viel Glück ich habe, noch hier zu sein«, sagte er zu mir.
Tja, dachte ich, mal sehen, ob du immer noch Gl ück hast. »Ich sehe drei Purple Hearts.«
»Ja. Zwei leichtere Verletzungen, aber das dritte Purple Heart wäre mir beinahe posthum verliehen worden.«
Ich fragte nicht nach irgendwelchen Einzelheiten, und er rückte von sich aus nicht damit heraus, sondern sagte nur: »Ein Schuss aus einem AK-47, durch die Brust.«
Offensichtlich waren keine lebenswichtigen Organe getroffen worden, aber möglicherweise hatte es zu Blutverlust im Gehirn geführt.
»Ich war auf meinem dritten Diensteinsatz und habe mein Glück überstrapaziert«, sagte er.
»Richtig.« Harry hatte nicht so viel Glück gehabt.
»Aber wissen Sie was? Ich würde es noch mal machen.«
Ich überlegte, ob ich ihn daran erinnern sollte, dass es ein Zeichen von Irrsinn war, wenn man immer wieder das Gleiche machte und jedes Mal mit
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