Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Corey 04 - Operation Wildfire

John Corey 04 - Operation Wildfire

Titel: John Corey 04 - Operation Wildfire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
Vom Netzwerk:
einem anderen Ausgang rechnete.
    Das Komische dabei war natürlich, wie Ms. Mayfield angedeutet hatte , dass Bain und ich manches miteinander gemein hatten, und wenn er nicht allem Anschein nach einen Freund von mir umgebracht hätte und nicht versuchen würde, die ganze Welt zu unterwerfen oder zu vernichten, würde ich ihn wahrscheinlich mögen. Im Grunde genommen schien er auch mich zu mögen, trotz meiner neugierigen Fragen. Aber andererseits hatte ich auch nicht einen seiner Freunde umgebracht, und ich hatte ihm auch seine atomaren Weltuntergangspläne - oder was er sonst vorhaben mochte - noch nicht vermasselt. Folglich hatte er keinen Grund, mich nicht für einen prima Kerl zu halten.
    Während ich die übrigen Fotos musterte, fragte er mich: »Sind Sie schon mal im Dienst verwundet worden?«
    »Jawohl.«
    »Beim Militär oder bei der Polizei?«
    »Polizei.«
    »Dann wissen Sie ja, dass es ein traumatisches Erlebnis ist«, erklärte er mir. »Es ist so weit außerhalb der normalen, alltäglichen Erfahrung, dass man gar nicht fassen kann, was passiert ist.«
    »Ich glaube, mir war es klar.«
    »Ich meine damit, wenn man im Kampfeinsatz ist - oder im Polizeidienst -, rechnet man damit, dass man verwundet oder getötet wird, und man meint, man wäre darauf vorbereitet. Aber wenn es tatsächlich passiert, kann man einfach nicht glauben, dass es einen wirklich erwischt hat. Haben Sie nicht auch so reagiert?«, fragte er mich.
    »Ich glaube, mir war gleich klar, was passiert ist.«
    »Wirklich? Nun ja, vielleicht reagieren die Menschen unterschiedlich.« Allem Anschein nach wollte er sich weiter über das Thema auslassen. »Danach, wenn man begriffen hat, was passiert ist, gerät man in einen anderen Bewusstseinszustand.« Zur Erklärung fügte er hinzu: »Um Churchill zu zitieren: Nichts ist so befriedigend, wie angeschossen zu werden und zu überleben.«
    »Richtig. Die Alternative ist, angeschossen zu werden und zu sterben.«
    »Genau das ist der Punkt. Es ist eine Nah-Toderfahrung, und wenn man überlebt, wird man nie wieder der Alte. Aber ich meine das positiv. Man fühlt sich sehr ... euphorisch ... mächtig. Beinahe unsterblich. Haben Sie das auch so erlebt?«
    Ich dachte daran, wie ich an der West 102 nd Street in der Gosse lag, nachdem zwei lateinamerikanische Gentlemen ein Dutzend Schüsse auf mich abgegeben hatten - so jedenfalls kam es mir vor -, aber auf gut sechs Meter Entfernung nur wenig eindrucksvolle drei Treffer gelandet hatten. Außerdem konnte ich mich erinnern, wie ich mein Blut in einen Gulli hatte rinnen sehen.
    »Was haben Sie empfunden?«, fragte er.
    »Ich glaube, mir ging's ein paar Monate lang beschissen.«
    »Aber hinterher. Hat sich Ihr Leben nicht verändert?« »Ja. Meine Polizeilaufbahn war zu Ende.«
    »Nun ja«, sagte er, »das ist eine große Veränderung. Aber ich meine, ob sich dadurch nicht Ihr Blick aufs Leben verändert hat? Ihre Einstellung zur Zukunft? So als hätte Gott Großes mit Ihnen vor.«
    »Zum Beispiel? Noch mal auf mich schießen zu lassen?«
    »Nein ... ich meine -«
    »Weil ich nämlich noch mal angeschossen wurde.«
    »Wirklich? Im Dienst?«
    »Tja, ja. Im Urlaub war ich nicht.«
    »Ich dachte, Ihre Laufbahn wäre vorüber gewesen.«
    »Ich bin in meiner zweiten Laufbahn.« Und ich fügte hinzu: »Ein Libyer. Ich bin immer noch hinter ihm her.«
    »Aha.« Er schien sich von dem Thema nicht losreißen zu können. »Offenbar nehmen Sie diese Angriffe persönlich.«
    Man lässt einen Verdächtigen reden, weil er vielleicht auf irgendetwas hinauswill. Und selbst wenn er nichts über die Tat preisgibt, gibt er vielleicht etwas über sich preis. »Wenn jemand auf mich schießt«, erwiderte ich, »nehme ich das persönlich, selbst wenn er mich gar nicht kennt.«
    Er nickte und sagte: »Das ist interessant, denn im Kampfeinsatz nimmt man es nicht persönlich, und man denkt gar nicht daran, denjenigen zu suchen, der auf einen geschossen hat. Das ist das Allerletzte, was einem in den Sinn käme.«
    »Sie waren also nicht sauer auf den kleinen Kerl, der Ihnen einen verbraten hat?«
    »Überhaupt nicht. Er hat nur seinen Sold verdient. Genau wie ich.«
    »Das ist sehr nachsichtig. Und Sie kommen mir nicht gerade wie ein nachsichtiger Mensch vor.«
    Ohne darauf einzugehen, fuhr er fort. »Ich meine damit, dass Soldaten den Feind nicht als Einzelperson sehen. Der Feind ist eine große, gestaltlose Gefahr. Es spielt also keine Rolle, welche Einzelperson einen töten will

Weitere Kostenlose Bücher