John Corey 04 - Operation Wildfire
lange wollen Sie danach noch hierbleiben, Bain?«, fragte General Hawkins.
Madox drehte sich um und erwiderte: »Das weiß ich noch nicht. Warum?«
»Na ja, Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass in ganz Amerika allgemeine Panik ausbricht, wenn in zwei Großstädten Atombomben detonieren. Die Leute denken doch, wenn der
Feind ein paar Atombomben hat, hat er auch noch mehr. Man wird andere Großstädte evakuieren, was zu einem Riesenchaos und vermutlich zu Toten und Verletzten führt. Unsere Freunde und Angehörigen sind womöglich gefährdet... und ich kann und will nicht in ganz Amerika herumtelefonieren und den Leuten sagen, dass sie an Ort und Stelle bleiben und Ruhe bewahren sollen. Wir können nur hoffen, dass der Vergeltungsschlag - die Vernichtung des Islam - die Leute beruhigt. Aber bis dahin -«
»Jim, worauf wollen Sie hinaus?«
»Na ja ... jetzt, wo es wirklich so weit ist ... wird mir klar ... und glaube, uns allen wird erst jetzt klar ... was wirklich geschehen wird.«
»Ich weiß, dass die ganze Sache jetzt sehr plötzlich kommt, Jim«, sagte Madox. »Aber nach dem 11. September musste man so was ins Auge fassen, und deshalb haben wir damals Projekt Grün geplant.«
»Ja, ich weiß. Aber mir gibt es schon zu denken, wenn Sie hierbleiben, in Gottes freier Natur, während wir vier in Washington sitzen und unsere Angehörigen im ganzen Land verstreut sind, das womöglich im Chaos versinkt. Wo sind Ihre Angehörigen?«
»Die sind wer weiß wo. Ich rufe sie nicht an.« Und er fügte hinzu: »Meine Kinder rufen sowieso nicht zurück.«
»Das ist Ihre Sache. Aber meiner Meinung sollten Sie hinterher so schnell wie möglich nach New York kommen.«
»Warum?«
»Damit Sie etwas davon mitbekommen, Bain«, erwiderte Hawkins.
»Na schön ... Ich werde zusehen, dass ich so schnell wie möglich nach New York komme. Aber vorher muss ich den ELF-Transmitter zerstören und beseitigen, falls irgendjemand mit einem Durchsuchungsbefehl hier aufkreuzen sollte. Das ist meine Aufgabe. Sie, meine Herren müssen in Washington sein - oder an einem sicheren Ort - und Einfluss nehmen auf die Ereignisse. Einverstanden?«
Alle nickten.
Harry musterte ihre Gesichter ein weiteres Mal. Anscheinend wurde ihnen allmählich klar, worum es hier wirklich ging. Und einmal mehr erinnerten sie ihn an die Radikalinskis, die er im Lauf der Jahre vernommen hatte. Die hatten einem ununterbrochen Quatsch mit Soße erzählt, weil sie insgeheim gar keine Lust hatten, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, Bomben zu legen, Polizisten zu erschießen, Banken zu überfallen oder jemanden zu kidnappen. Ab und zu aber -vor allem, wenn ein Bain Madox das Sagen hatte - wurde ein derartiger Quatsch in die Tat umgesetzt. Und in gut fünfzig Prozent dieser Fälle verriet jemand aus der Gruppe den ganzen Plan an die Polizei oder stellte sich nach der Tat, um einen Deal mit der Justiz auszuhandeln.
Harry schaute sich sämtliche Männer an. Vielleicht kam jetzt, da die Sache aktuell war, einer dieser Typen noch vor dem Dienstag zur Besinnung. Dünn, der Berater des Präsidenten, wirkte etwas unsicher; vielleicht verpfiff er das Ganze. Der General war sich auch nicht ganz sicher, aber Harry kannte die Sorte - er würde mitmachen und sich womöglich hinterher den Schädel wegballern. Wolffer, der Typ vom Verteidigungsministerium, stand zu dem Plan und würde auch nicht davon ablassen.
Und dann war da noch Lansdale. Harry musste an Ted Nash denken, Coreys Erzfeind von der CIA, der jetzt tot war. Corey hatte einmal über ihn gesagt: »Das Beste, was man über einen CIA-Mann sagen kann, ist, dass er jeden gleichermaßen belügt.« Wenn Lansdale dagesessen und mit allem einverstanden gewesen wäre, hätte Harry ihn für einen Doppelgänger gehalten. Doch Lansdale gab Madox jede Menge Kontra, stand aber vermutlich zu dem Plan, auch wenn er nicht unbedingt zu Madox stand. Harry war der Meinung, dass sich Madox darüber im Klaren war, aber Lansdale trauen musste, weil er sonst nicht hier wäre. Genau genommen spürte Harry sogar, dass Lansdale mit Madox mehr gemein hatte als die anderen.
Und dann war da noch Madox selbst. Er war ein Typ, der alles hatte, aber irgendetwas trieb ihn dazu, alles zu riskieren. Es ging eigentlich gar nicht um Öl, Geld oder Macht. Es hatte
etwas mit Hass zu tun, wie es bei diesen Typen immer der Fall war, genau wie bei Bin Laden, Hitler, Stalin und all den Leuten, die Harry verhört und festgenommen hatte, seit er in der
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