John Corey 04 - Operation Wildfire
Manchmal verlieren Menschen ihr Handy oder beschädigen es. Manchmal ist die eine oder andere Telefongesellschaft in dieser Gegend schwer zu empfangen, manchmal versagt das Handy, und mitunter ist auch der Akku leer. Ich würde mir keine großen Gedanken machen, wenn jemand eine Zeitlang per Handy nicht erreichbar ist. Wenn ich das täte, müsste ich meinen, meine Kinder wären von Marsianern entführt worden.«
Ich lächelte. »Richtig. Wir machen uns deswegen auch keine großen Gedanken.«
»Gut.« Er setzte beide Füße auf den Boden und beugte sich vor. »Sonst noch etwas?«
»Ja, was für ein Scotch ist das?«
»Eine Privatmarke, ein Single Malt. Möchten Sie eine Flasche mitnehmen?«
»Das ist sehr großzügig, aber ich darf keine Geschenke annehmen. Hier darf ich allerdings eine Flasche trinken, ohne dass ich gegen den dienstlichen Ehrenkodex verstoße.«
»Möchten Sie noch einen für die Fahrt?«
»Ich glaube, bei diesen Straßen habe ich schon nüchtern meine liebe Mühe, zum Point zu finden«, antwortete ich. Dann machte ich ihm einen Vorschlag. »Ms. Mayfield und ich würden uns Ihren Wachmännern gern anschließen, wenn sie ihre Suchaktion starten. Danach könnten wir vielleicht hier übernachten. Wäre das möglich?«
»Nein, das verstößt gegen die Clubregeln. Außerdem steht dem Personal nach einem langen Wochenende eine wohlverdiente Pause zu.«
»Ich brauche nicht viel Personal, und Miss Mayfield und ich können uns ein Zimmer teilen.«
Er überraschte mich. »Sie sind lustig«, sagte er. »Leider kann ich Sie nicht über Nacht einladen. Aber wenn Sie in einem hiesigen Motel absteigen möchten, lasse ich Sie von einem meiner Angestellten nach South Colton geleiten. Möglicherweise sind Sie auf dem Weg hierher schon dort vorbeigekommen.«
»Ja, ich glaube schon.« Ich vermutete, dass er durch den Scotch ein bisschen lockerer wurde und mich deshalb amüsant fand, daher sagte ich: »Ich möchte Sie nicht von Ihren Anrufen abhalten, aber wenn Sie einen Moment Zeit haben, würde ich gern wissen, was es mit diesem Club auf sich hat.«
Er ging nicht darauf ein.
»Es hat zwar nichts mit dem Vermissten zu tun, aber die Hütte hier sieht wirklich klasse aus. Wie fing das Ganze an? Was machen Sie hier? Jagen, angeln?«
Bain Madox zündete sich eine weitere Zigarette an, lehnte sich zurück und schlug die Beine wieder übereinander. »Nun«, sagte er, »zunächst zum Namen. Im Jahr 1968 wurde ich zum Second Lieutenant der US Army ernannt und war in Fort Benning, Georgia, stationiert, bevor ich mich nach Vietnam einschiffte. In Benning gab es eine Reihe von Ablegern des Offiziersclubs - kleinere Nebenclubs, in denen sich junge Offiziere treffen konnten, ohne den hohen Tieren im Hauptclub in die Quere zu kommen.«
»Großartige Idee. Ich war Polizist, bevor ich zur ATTF kam, und eins kann ich Ihnen sagen: Ich bin nie in die Bars gegangen, in denen die hohen Tiere rumhingen.«
»Genau. Nun, es gab da einen Club im Wald an einem Ort namens Custer Hill, der Custer Hill Officers Club hieß. Das Gebäude war ein bisschen spartanisch und ähnelte einer Blockhütte.«
»Aha. Ich begreife, worauf Sie hinauswollen.«
»Ja. Und an mehreren Abenden die Woche kamen ein paar Dutzend Offiziere dort zusammen, tranken Bier, aßen schlechte Pizza und unterhielten sich über das Leben, den Krieg, über Frauen und ab und zu auch über Politik.«
Ich hatte den Eindruck, dass Mr. Madox weit weg war, in Gedanken wieder in jener Zeit und an jenem Ort weilte. Bis auf das Knistern des allmählich erlöschenden Feuers herrschte Stille.
Er kehrte zurück und fuhr fort: »Es war eine schlimme Zeit für das Land und die Army. Die Disziplin war zum Teufel gegangen, die Nation war gespalten, in den großen Städten gab es Unruhen, dazu die Attentate, schlechte Nachrichten von der Front und ... Klassenkameraden, Leute, die wir kannten, fielen in Vietnam oder kamen schrecklich verwundet zurück ... körperlich, geistig und seelisch gebrochen ... und darüber redeten wir.«
Er trank seinen Scotch aus, zündete sich noch eine Zigarette an und sagte: »Wir kamen uns ... verraten vor. Wir hatten das Gefühl, dass unsere Opfer, unser Patriotismus, unser Dienst am Vaterland und unser Glauben keine Rolle mehr spielten und von einem Großteil unserer Landsleute verabscheut wurden.« Er schaute uns an und fügte hinzu: »In der Weltgeschichte ist das nichts Neues, aber für Amerika war es etwas Neues.«
Weder Kate noch ich gaben
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