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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham
Autoren: Das Gesettz
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zwei Klappstühle, eine Reihe alter Aktenschränke und sah aus wie das Büro irgendeines unbedeutenden Verwaltungsangestellten, den man für diesen Abend von seinem Platz vertrieben hatte.
    Die beiden Bewacher wogen jeder etwa hundertdreißig Kilo, ihre Nacken maßen mindestens einen halben Meter in der Breite, und ihre Köpfe waren vorschriftsmäßig geschoren. Nach fünf unbehaglichen Minuten hatte Butch genug. Er ging ein paar Schritte auf sie zu und provozierte sie mit der furchdosen Frage: »Und was genau macht ihr zwei hier drin?«
    »Anweisungen befolgen«, sagte der eine.
    »Wessen Anweisungen?«
    »Die der Anstaltsleitung.«
    »Merkt ihr eigentlich nicht, wie bescheuert ihr ausseht? Wir sind die Familie des Verurteilten, wir warten darauf, dass wir ein paar Minuten mit unserem Bruder verbringen können, in diesem beschissenen kleinen Loch ohne Fenster, mit Betonwänden und einer einzigen Tür, und ihr steht hier Wache, als wären wir gefährlich. Merkt ihr nicht, wie bescheuert das ist?«
    Die Stiernacken schienen sich noch weiter auszudehnen. Die Gesichter liefen puterrot an. Wäre Butch ein Insasse gewesen, hätten sie ihn jetzt zusammengeschlagen. Aber er war keiner. Er war ein Bürger, ein ehemaliger Strafgefangener, der alle Polizisten, Beamten, Aufseher, Wärter und Wach- und Sicherheitsleute jeder Art von ganzem Herzen hasste. Wer eine Uniform trug, war automatisch sein Feind.
    »Sir, bitte setzen Sie sich«, sagte einer der beiden kühl.
    »Nur falls ihr das noch nicht kapiert habt, ihr Deppen, ihr könnt diesen Raum von der anderen Seite der Tür aus genauso gut bewachen wie hier drinnen. Ich schwör's. Ganz im Ernst. Ich weiß, ihr seid wahrschein lich nicht dafür ausgebildet, das zu kapieren, aber ihr könntet durch diese Tür gehen und eure fetten Ärsche draußen parken, dann wäre hier drin immer noch alles sicher, aber wir hätten ein bisschen unsere Ruhe. Wir könnten uns mit unserem kleinen Bruder unterhalten, ohne darüber nachdenken zu müssen, dass ihr Komiker alles mitbekommt.«
    »Lass jetzt besser gut sein, Kumpel.«
    »Nur los, einfach durch die Tür gehen, sie von außen zumachen, dann immer schön ein Auge drauf haben und fein Wache halten. Ich bin sicher, ihr kriegt das hin. Ich weiß, ihr passt ganz toll auf uns auf.«
    Natürlich rührte sich keiner der beiden, und Butch setzte sich schließlich auf einen Klappstuhl neben seine Mutter. Nach einer halben Stunde, die ihnen endlos vorkam, trat der Gefängnisleiter mit seinem ganzen Stab ein und stellte sich vor. »Die Exekution ist immer noch für eine Minute nach Mitternacht anberaumt«, sagte er in offiziellem Ton, als wäre er in einer Routinebesprechung. »Wir rechnen nicht mit einem Anruf aus dem Büro des Gouverneurs.« Kein Hauch von Mitgefühl.
    Inez schlug beide Hände vors Gesicht und fing leise an zu weinen.
    »Die Verteidiger bemühen sich wie immer, in letzter Minute noch etwas zu bewirken, aber unsere Anwälte haben uns gesagt, dass mit einer Begnadigung nicht zu rechnen ist.«
    Leon und Butch blickten zu Boden.
    »Wir lockern die Vorschriften ein wenig bei solchen Gelegenheiten. Sie dürfen so lange hier drinnen bleiben, wie Sie möchten, und wir bringen Raymond kurz herein. Es tut mir leid, dass es so weit gekommen ist. Wenn ich etwas für Sie tun kann, lassen Sie es mich wissen.«
    »Sorgen Sie dafür, dass diese zwei Dumpfbacken verschwinden.« Butch zeigte auf die Aufseher. »Wir wären gern unter uns.«
    Der Gefängnisleiter zögerte einen Augenblick, sah sich im Raum um und sagte dann: »Kein Problem.« Er ging und nahm die Aufseher mit. Fünfzehn Minuten später öffnete sich die Tür erneut, und mit einem breiten Grinsen trat Raymond herein, um direkt auf seine Mutter zuzusteuern. Nach einer langen Umarmung und ein paar Tränen drückte er seine Brüder kräftig und berichtete, dass sich die Dinge zu ihren Gunsten entwickelten. Sie zogen die Stühle zum Sofa und setzten sich eng zusammen. Raymond ergriff die Hände seiner Mutter.
    »Wir werden die Arschlöcher kurz vor dem Ziel stoppen«, sagte er, immer noch grinsend, ein Muster an Selbstvertrauen. »Meine Anwälte reichen in diesem Augenblick tonnenweise Habeas-Corpus-Klagen ein, und sie sind sich ziemlich sicher, dass der U. S. Supreme Court die Revision zulassen wird.«
    »Was heißt das?«, frage Inez.
    »Das heißt, dass der Supreme Court sich mit dem Fall befasse n will, und das bedeutet automati sch einen Aufschub. Das heißt, dass wir vermut li ch in
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