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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Gesettz
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Ford County ein neues Verfahren bekommen, wobei ich nicht weiß, ob ich das dort will.«
    Raymond trug weiße Gefängniskleidung, keine Socken und ein Paar billige Gummisandalen. Es war nicht zu übersehen, dass er Speck angesetzt hatte. Seine Wangen waren rund und aufgedunsen. Ein Rettungsring hing ihm über den Gürtel. Sie hatten ihn fast sechs Wochen nicht gesehen, und seine Gewichtszunahme war bemerkenswert. Wie gewöhnlich plapperte er über Dinge, die sie nicht verstanden und auch nicht glaubten, zumindest Butch und Leon nicht. Raymond besaß von jeher eine blühende Fantasie, ausgeprägte Schlagfertigkeit und die angeborene Unfähigkeit, die Wahrheit zu sagen.
    Der Junge konnte das Blaue vom Himmel lügen.
    »Ich hab zwei Dutzend Anwälte, die sich da reinverbissen haben«, sagte er. »Da hat der Staat gar keine Chance.«
    »Wann wirst du was vom Supreme Court hören?«, wollte Inez wissen.
    »Jeden Augenblick. Ich hab Bundesrichter in Jackson, New Orleans und Washington sitzen, die warten nur drauf, dem Staat in den Arsch zu treten.«
    Nachdem ihm der Staat elf Jahre lang in denselben getreten hatte, war es schwer, zu glauben, dass es Raymond jetzt, in letzter Sekunde, gelingen sollte, das Blatt zu wenden. Leon und Butch nickten ernst, als nähmen sie ihm seine Geschichte ab und glaubten tatsächlich, dass das Unvermeidliche nicht stattfinden würde. Sie wussten seit langem, dass ihr kleiner Bruder Childers aufgelauert und ihm mit der gestohlenen Flinte buchstäblich den Kopf weggeblasen hatte. Raymond hatte Butch vor Jahren, lange nachdem er in der Todeszelle gelandet war, erzählt, er sei so stoned gewesen, dass er sich an den Mord kaum erinnern könne.
    »Außerdem haben wir in Jackson ein paar Promianwälte, die Druck auf den Gouverneur machen, nur falls sich der Supreme Court wieder mal drückt«, sagte er.
    Alle drei nickten, aber niemand erwähnte, was der Gefängnisleiter gesagt hatte.
    »Hast du meinen letzten Brief bekommen, Mama? Den über den neuen Anwalt?«
    »Ja, sicher. Hab ihn auf der Fahrt hierher gelesen«, sagte sie mit einem Nicken.
    »Ich will ihn beauftragen, sobald das neue Verfahren grünes Licht hat. Er ist aus Mobile und knallhart, kann ich euch sagen. Aber wir können später noch über ihn reden.«
    »Sicher, mein Sohn.«
    »Danke. Schau, Mama, ich weiß, dass das schwer ist, aber du musst Vertrauen haben, in mich und meine Anwälte. Ich kümmere mich jetzt seit einem Jahr selber um meine Verteidigung und sag den Anwälten, was sie tun sollen, weil das muss man heutzutage, und es wird alles gut werden, Mama. Vertrau mir.«
    »Mach ich doch, mach ich doch.«
    Raymond sprang auf die Füße und hob die Arme, um sich mit geschlossenen Augen zu dehnen. »Ich mach jetzt Yoga, hab ich das erzählt?«
    Die drei nickten. Seine Briefe waren voll gewesen mit Einzelheiten über seine neue Leidenschaft. Über die Jahre hatte die Familie alle seine enthusiastischen Berichte ertragen, wie er zum Buddhismus, zum Islam, zum Hinduismus übergetreten war, wie er Meditation, Kung-Fu, Aerobic, Gewichtheben und Fasten entdeckt hatte und natürlich wie er versucht hatte, Dichter, Schriftsteller, Sänger und Musiker zu werden. Er hatte in seinen Briefen an zu Hause wenig ausgelassen.
    Was auch immer aktuell war, mit Fasten und Aerobic hatte es augenscheinlich nichts zu tun. Raymond war so dick, dass seine Hosen am Hintern spannten.
    »Hast du Brownies mitgebracht?«, fragte er seine Mutter. Er liebte ihre Pekannuss-Brownies.
    »Nein, Schatz, tut mir leid. Ich war so durcheinander wegen dieser ganzen Sache.«
    »Du bringst immer welche mit.«
    »Tut mir leid.«
    Das war typisch für Raymond. Sein letzter Gang lag nur noch wenige Stunden entfernt, und er schimpfte seine Mutter wegen nichts.
    »Okay, aber vergiss sie nicht wieder.«
    »Bestimmt nicht, Schatz.«
    »Und noch was. Tallulah dürfte jeden Moment kommen. Sie würde euch zu gern kennenlernen, weil ihr habt sie ja nie gewollt. Sie gehört zur Familie, ganz egal, was ihr meint. Und deshalb bitte ich euch in diesem unerfreulichen Augenblick meines Lebens um den Gefallen, sie zu akzeptieren und nett zu ihr zu sein.«
    Leon und Butch konnten nichts sagen. Inez brachte nur heraus: »Ja, mein Herz.«
    »Wenn ich endlich draußen bin aus diesem verdammten Kasten, ziehen wir nach Hawaii und bekommen zehn Kinder. Ich bleibe auf gar keinen Fall in Mississippi, nicht nach all dem, was passiert ist. Sie gehört also von jetzt an zur Familie.«
    Zum ersten Mal

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