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John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie

John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie

Titel: John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Tillery
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ungesunder Weise Respekt erwiesen.
    Religiöse Leitfiguren und politische Führungsgestalten dienten den Menschen als Vaterersatz. Wie vielen wohnte von Natur aus die Neigung inne, zu tun, was ihr Vater von ihnen verlangte? Wie viele fühlten sich wohl in ihrer Haut, wenn sie sich dem Vater widersetzten, ihn herausforderten, sich der Konfrontation mit ihm stellten?
    Schließlich wurde Lennon klar, dass auch Arthur Janov, wie vorher schon der Maharishi, nur ein weiterer Ersatzvater in seinem Leben war. Um seine Unabhängigkeit geltend zu machen, würde er dem Mann die Stirn bieten müssen. Zu dieser aufschlussreichen Situation kam es in dem Moment, als Janov bei einer Sitzung Kameras aufstellen wollte, um sie filmisch zu dokumentieren: »Selbst von einem Vater werde ich mich nicht filmen lassen, zumal dann nicht, wenn ich mich schreiend auf dem Fußboden herumwälze. Er begann nun zu schimpfen: ›Manche Leute sind so was von wichtig, dass sie sich nicht filmen lassen wollen.‹ Jetzt sei halt einfach mal eine Sitzung an der Reihe, bei der die Kameras laufen. Darauf ich: ›Wen wollen Sie eigentlich verarschen, Herr Janov?‹ Er wollte also bloß mal eben die Sitzung mit John und Yoko filmen …« 144
    Aber genau wie bei Guru Maharishi hat Lennon auch aus der Urschrei-Erfahrung etwas Positives mitnehmen können – eine neue Offenheit für seine Gefühle. »Zuerst war ich verbittert darüber, dass der Maharishi auch nur ein Mensch war, und verbittert, dass Janov nur ein Mensch war. Also, jetzt bin ich nicht mehr verbittert. Beide sind eben auch nur Menschen. Was für’n Dummkopf war ich doch bloß, sage ich mir da. Das hält mich aber nicht davon ab, zu meditieren und zu schreien.« 145
    Bestärkt wurde Lennons Zynismus außerdem durch die Vorgänge in der internationalen Politik und durch das Verhalten all jener Politiker, Ministerialbürokraten und Militärbefehlshaber, die diese Vorgänge gesteuert beziehungsweise beeinflusst haben. Der Vietnamkrieg wurde, da er immer weiter eskalierte, in der zweiten Hälfte der Sechzigerjahre zu einem zentralen Thema der Weltpolitik. Niemand verstand so recht, wie und warum er eigentlich in so grausamer Weise ausgeartet ist. Jedenfalls war die ganze Sache inzwischen, gegen Ende der Sechzigerjahre, aber so weit gediehen, dass auch die normalen Leute von der Straße in zwei einander unversöhnlich sich gegenüberstehende Lager gespalten waren, wenn es um die Einschätzung des Kriegsgeschehens in Südostasien ging. Ebenso wie die Konservativen in anderen Teilen der Welt verfochten die stockkonservativen und ultrakonservativen Amerikaner die sogenannte Domino-Theorie, die besagte, die »Freiheit« müsse um jeden Preis verteidigt werden, wo auch immer auf der Welt sie durch den »gottlosen Kommunismus« bedroht sei. Jene Generation aber, die persönlich keine Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg hatte, bezweifelte die Legitimität eines derart begründeten Kampfeinsatzes. Wozu sollte es gut sein, zur Verteidigung eines korrupten Marionettenregimes in diesen entlegenen Dschungelgebieten gegen einen früheren Verbündeten zu kämpfen und im Kampf gegen einen Volkshelden zu sterben, der das löbliche Ziel verfolgte, sein Heimatland vom Joch der Fremdherrschaft zu befreien. Diejenigen jungen Leute, die sich, um der Einberufung zu entgehen, nach Kanada und an andere Zufluchtsorte absetzten, wurden von der erstgenannten Gruppe mit Verachtung gestraft; wer hingegen der Wehrpflicht nachkam und im Krieg diente, wurde von der zweiten Gruppe geschmäht – mitunter bei der Heimkehr vom Einsatz sogar bespuckt.
    Aufgrund ihrer »besonderen Beziehung« zu den Vereinigten Staaten sowie ihrer Entschlossenheit, sich dem Kommunismus überall auf der Welt zu widersetzen, stellte die britische Regierung sich klar und unmissverständlich hinter den amerikanischen Kriegseinsatz. Als der Konflikt immer weiter eskalierte und das Blutvergießen schlimmer und schlimmer wurde, begannen allerdings auch die britischen Bürger in wachsender Zahl Zweifel an dieser Politik anzumelden.
    Den Beatles wurden, wenn sie im Rahmen ihrer Tournee kreuz und quer durch die USA unterwegs waren, in Interviews des Öfteren Fragen zum Vietnamkrieg gestellt. In dem Bewusstsein, dass eine Kritik an diesem Krieg dem Beatles-Image etwas von seinem Glanz nehmen und einen negativen Einfluss auf die Verkaufszahlen ihrer Platten haben würde, konnte Brian Epstein sie eine Zeit lang dazu überreden, Fragen zu dem Thema ausweichend zu

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