John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie
Hauptausstellungsgelände platzieren, da es sich um geweihten Grund und Boden handele. Nach einem hitzigen Wortwechsel zwischen Ono und dem Geistlichen, der durch seine Anmerkung, eigentlich seien die Eicheln ja ohnehin keine Skulpturen, nur noch kräftig weiter angeheizt wurde, verständigten die Parteien sich schließlich doch auf einen Kompromiss: Den beiden Künstlern wurde gestattet, die Eicheln in einem bestimmten Rasenstück nahe der Kathedrale ins Erdreich einzupflanzen – in ungeweihten Boden. 160
Zwei Wochen später, am 1. Juli 1968, wurde Lennons erste eigene Kunstausstellung eröffnet. Ort des Geschehens war die renommierte Robert Fraser Gallery in der Duke Street. Indem er die Ausstellung Ono widmete, machte er bei dieser Gelegenheit seine Beziehung zu ihr allgemein publik: »Für Yoko von John. In Liebe.«
Die Ausstellung lebte vor allem von Lennons exzentrischem Witz. Ihren Mittelpunkt bildete ein großes kreisförmiges Stück weißen Segeltuchs, auf dem in Lennons Handschrift zu lesen stand: »Sie sind hier« (»You are here«). Mit diesem Satz, zugleich Motto der Ausstellung, bestätigte er nicht nur dem Besucher augenzwinkernd dessen Anwesenheit. Für einen Londoner hatte diese Redewendung zugleich eine auf geradezu surreale Weise witzige Nebenbedeutung. Denn wer in London lebt, assoziiert mit »You are here« automatisch die jeweils standortspezifische Positionsangabe auf dem Plan des Londoner U-Bahn-Netzes.
Um zu der Leinwand zu gelangen, mussten die Besucher allerdings erst einmal an einer Reihe von kuriosen Sammelbüchsen vorbeigehen, die um Spenden für denkbar skurrile Wohltätigkeitsorganisationen warben. Das Spektrum reichte vom nationalen Hundeschutzbund bis zu den Söhnen der göttlichen Vorsehung. Bei der Eröffnung ließ Lennon außerdem 365 weiße Luftballons in den Himmel über Mayfair aufsteigen. An jedem Luftballon hing ein Zettel mit den Worten: »You are here – please write to John Lennon c/o The Robert Fraser Gallery, Duke Street, London W1.« 161
Gerade weil die Ausstellung sich durch diese unbeschwerte Leichtigkeit auszeichnete, trafen die teilweise ausgesprochen bissigen Reaktionen Lennon ziemlich unvorbereitet. Das sei »nicht einmal Pop-Art«, erklärte ein Kritiker. »Es ist Lollipop-Art.« Zwar sind die meisten Finder eines der 365 Luftballonzettel auf die Bitte um Rücksendung eingegangen, doch aus den wenigsten Rückmeldungen schien eine gewisse Seelenverwandtschaft zu sprechen. Kaum ein Brief reflektierte die Stimmung, in der sie die Ballons hatten aufsteigen lassen. Die meisten Leute ergingen sich in Vorwürfen wegen der außerehelichen Beziehung, hielten ihm vor, sich Cynthia gegenüber schändlich zu betragen, tadelten ihn wegen seiner langen Haare, kreideten ihm seinen Reichtum an oder meinten, er ziehe die erhabene Welt der Kunst ins Lächerliche.
Lennon versuchte, die Kritik gelassen zu nehmen: »Ich glaube, dass ich mir damit mein Image verdorben habe. Die Leute wollen mich einfach nicht anders sehen als vorher. Ich soll liebenswert für sie sein. Das bin ich aber nie gewesen. Sogar in der Schule war ich nur der Lennon, nie der herzige Junge!« 162
Die Öffentlichkeit hatte sich in den geistreichen Schlingel aus
Yeah Yeah Yeah
verliebt. Als er sich zum Wortführer der Flowerpower-Generation machte und seinen Rolls-Royce kunstvoll in floralem, an Paisleymuster erinnerndem Design lackieren ließ, war man noch bereit, ihm das durchgehen zu lassen. Sogar seine Vernarrtheit in jenen eigenartigen kleinen Yogi aus Indien hatten viele nach einigem Widerstreben schließlich einfach als das exzentrische Verhalten eines Mannes akzeptiert, dessen hochfliegendes Ziel darin bestand, der Welt Liebe zu bringen. Nun aber schien er vollständig den Verstand verloren zu haben und sich kopfüber in etwas hineinstürzen zu wollen, womit er die Gesellschaft gegen sich aufbringen und seine Anhänger vor den Kopf stoßen würde.
Innerhalb einiger kurzer Monate gelang es ihm, das im Lauf der Jahre angesammelte Wohlwollen zu verspielen. Angesichts der offen zur Schau gestellten Beziehung zu Yoko Ono reichte Cynthia am 22. August ihrerseits die Scheidungsklage gegen ihn ein. 163 Am 18. Oktober führte die Polizei in der Wohnung, in der er damals vorübergehend (der Wohnungsinhaber war Ringo Starr) mit Ono lebte, eine Razzia durch. Laut Polizeiangaben wurden dabei elf Gramm Haschisch gefunden – obwohl Lennon zuvor gewarnt worden war, die Polizei habe es auf ihn abgesehen, er
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