John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie
diese Frage ließ Lennon offen. Sein Augenmerk galt dem Hier und Jetzt: Wie können wir die Lebensspanne, die wir zur Verfügung haben, möglichst gut nutzen? Was können wir als Individuen, die ihrer Natur nach soziale Wesen sind, erreichen, solange wir noch am Leben sind.
Was den Weg anbelangt, war er undogmatisch: »Wie fatal ist es doch, wenn jemand sagt: ›Es gibt nur diesen Weg.‹ Das ist das Einzige, was ich Menschen unweigerlich immer vorwerfe – wenn sie sagen: ›Darauf gibt es nur diese eine Antwort.‹ Niemand soll mir so was erzählen. Die eine Antwort auf alles existiert nicht.« 255
Jeder Mensch sollte Autorität hinterfragen und seine eigenen Schlüsse ziehen. Das hielt er für ganz wesentlich. Aus seiner Sicht ließen viel zu viele Menschen unbewusst zu, dass ihr Denken nicht aus dem Einflussbereich der Eltern heraustrat, Letztere vielmehr maßgeblich ihr Denken prägten – bis hinein in die Lebensmitte, vielleicht sogar ein Leben lang. Welch trauriger Zustand für einen eigenständigen Erwachsenen; ein Zustand, der Lennon freilich als Folge seiner gebrochenen Beziehung zu Mutter und Vater erspart geblieben war.
Jeder Mensch hat das Recht und die Pflicht, sich darüber schlüssig zu werden, welchen Weg er einschlagen will. Warum sollten wir, nachdem wir uns diesbezüglich Klarheit verschafft haben, unser Dasein nicht als ein Abenteuer betrachten? Manche von uns können dabei mehr aus dem Vollen schöpfen, manche weniger. Manche haben einen gewissen Vorteil, andere sind im Vergleich mehr oder weniger stark im Hintertreffen. Die vorhandenen Möglichkeiten nach Belieben zu nutzen ist jedem von uns freigestellt. Warum aber sollte man sich dann für ein Leben ohne klare Richtung entscheiden? Warum es nicht bewusst zu einem Kunstwerk machen?
Um dieses zu verwirklichen, traf Lennon die Entscheidung, zusammen mit Yoko Ono daran zu arbeiten. Mit ihr wollte er die Idee des Weltfriedens vorantreiben, soziale, politische und ökonomische Gerechtigkeit fördern und dies zugleich in seiner Musik, den Filmen, Texten und Zeichnungen ausdrücken. Für jemanden mit anderen Talenten könnte sich das Bild auf der Leinwand ganz anders darstellen. Doch es hätte ebenso große Gültigkeit, denn es würde von einem mit Begeisterung und Inspiration gelebten Leben und von einem Streben nach Verwirklichung des vollen Potenzials zeugen.
In einem Interview hat ein Gesprächspartner einmal ein wenig provokant nachgehakt: »Alle seien gleich, sagen Sie, doch manche Leute sind gleicher als andere.« Lennon warf den Ball sofort zurück: »Aber sie alle sind nicht begrenzt. Alle verfügen über grenzenlose Möglichkeiten, mein Freund.« 256
Unbeschränkte individuelle Möglichkeit ging mit persönlicher Verantwortung einher:
»Erweckt euren eigenen Traum zum Leben. Wer Peru retten möchte – nur zu, rettet Peru. So ziemlich alles ist machbar, aber nicht, wenn man es den Anführern überlässt. … Erwartet nicht, dass Carter, Reagan, John Lennon, Yoko Ono, Bob Dylan oder Jesus Christus kommen und euch das abnehmen.
Das müsst ihr schon selbst tun.
Die großen spirituellen Lehrer und Lehrerinnen sagen es uns seit Menschengedenken: Sie können uns den Weg zeigen, können Wegweiser hinterlassen und uns in verschiedenen Büchern, die heutzutage als heilig bezeichnet und verehrt werden – aufgrund von Äußerlichkeiten, nicht aufgrund dessen, was sie uns zu sagen haben –, ein wenig Anleitung mit auf den Weg geben. Aber die Weisungen sind, für jeden sichtbar, alle vorhanden, sind dies immer gewesen und werden es immer sein. … Niemand kann euch das abnehmen. Ich kann nicht dafür sorgen, dass ihr wach werdet. Nur ihr selbst könnt das. Ich kann euch nicht heilen.
Ihr
könnt euch heilen.« 257
Sich von Führungsfiguren zu lösen, darauf hat Lennon allergrößten Wert gelegt. »Ich glaube einfach, dass all die Generationen vor uns den Fehler begangen haben, sich an Führer und Vaterfiguren zu halten. Aber wir dürfen uns nicht auf Nixon verlassen oder auf Jesus oder wer auch immer sonst in uns die Neigung dazu hervorruft. Es zeugt lediglich von mangelndem Verantwortungsbewusstsein, wenn man erwartet, dass jemand anderes einem diese Dinge abnimmt – nach dem Muster: ›Er muss mir helfen. Sollte er mir jedoch nicht helfen, wird er ins Jenseits befördert oder nicht wieder gewählt.‹ Genau darin besteht meines Erachtens der Fehler: Vaterfiguren zu haben.« 258
Um den Kern der Sache noch etwas unmissverständlicher zu
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