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John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie

John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie

Titel: John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Tillery
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beruhigenden Einfluss auf sein Nervensystem und gestattete es ihm, sein schöpferisches Potenzial wieder aufzuladen, sondern sie gewährleistete auch, dass er den illusionsgleichen Charakter der »Realität« unserer Alltagserfahrungen nicht aus dem Blick verlor. (»Alle Materie besteht aus durch die Gegend schwirrenden Atomen, oder? Es ist wie in
Rashomon
. Alle sehen wir es, leben jedoch in der Illusion, auf die wir uns verständigt haben.«) 254
    Er war jedoch kein Buddha. (Oder vielleicht war er ein Buddha, mit dem wir alle gut zurechtkommen können, einer mit ganz offenkundigen menschlichen Gefühlen.) Denn trotz all des Idealismus und der guten Absichten hatte Lennon eine starke Neigung zu Jähzorn – und die vielfach unwahrhaftige Einstellung von Experten oder Behörden konnte ihn schier in die Verzweiflung treiben. Sein Leben lang blieb er von dem Bestreben beseelt, fundamentale Wahrheiten zu ergründen. Wenn der Zyniker in ihm es auch nur ansatzweise mit Doppelzüngigkeit und Heuchelei zu tun bekam, konnte er daher ausgesprochen gehässig reagieren. (Um sich das besser vorstellen zu können, brauchen Sie sich bloß mal »Gimme Some Truth« anzuhören.)
    Im Kern war Lennon ein zynischer Idealist. Nur zu gut hat er verstanden, welches Hindernis der Egoismus für den Fortschritt in Richtung einer besseren Welt darstellt. Seine optimistische Einschätzung, dass wir dennoch dorthin gelangen werden, sofern wir nur unseren Traum nicht aus den Augen verlieren, ist ihm jedoch nie abhandengekommen. Als Philosoph hat er uns immer wieder ermutigt, den Blick weiterhin auf den Horizont gerichtet zu halten. Als Künstler hingegen ließ er seiner Frustration über unsere zählebige Kurzsichtigkeit unbekümmert freien Lauf.
    Nicht viele von uns rechnen damit, in diesem Leben Shangri-La zu erblicken. Und erst recht wird, wer Niccolò Machiavelli zu den größten Denkern der Geschichte zählt, Lennons hoffnungsfrohe Sicht der Dinge stets als naiv einstufen. Falls Lennon naiv gewesen sein sollte, war er das freilich auf dieselbe zielstrebige Art und Weise wie der Buddha, wie Jesus und Gandhi. Wie vieles auf dieser Welt ist durch Menschen zum Besseren gewendet worden, die in erster Linie darauf aus waren, die eigenen Interessen durchzusetzen? Und wie vieles durch idealistische Menschen, die im Sinn eines übergeordneten Interesses, im Sinn des Allgemeinwohls gehandelt haben?
    Hätte Lennon sich dazu entschlossen, in einer Tonne am Rand der Stadt zu leben und sich damit zu begnügen, was andere ihm gaben – Diogenes, das berühmte Urbild aller Zyniker, wäre auf seinen philosophischen Erben stolz gewesen; und das mit Recht. In Lennon würde er einen geistes-und seelenverwandten Weltbürger erkennen; jemanden, der sich an gesellschaftliche Normen nicht gebunden fühlte; jemanden, der bereitwillig in Kauf nahm, von Millionen Menschen mit Verachtung gestraft zu werden, solange er dadurch in Einklang mit den eigenen Überzeugungen leben konnte; jemanden, der berühmt war für seinen Witz; jemanden, der es wagte, der Königin seine Ehrenmedaille, mit einem locker formulierten Begleitschreiben versehen, zurückzugeben. Vielleicht hätte Diogenes sogar murrend und zähneknirschend Lennons Idealismus in Kauf genommen, der mit Platons Formenlehre praktisch nichts mehr zu tun hatte. Vielmehr drehte sich bei diesem Idealismus alles um die Überwindung menschlicher Kleingeistigkeit und Engherzigkeit und um die Entfaltung und Verwirklichung des vollen Potenzials, das uns Menschen zur Verfügung steht.
    In der Vorstellung von Lennons idealer Welt würden die Menschen auf den Einsatz von Gewalt verzichten, stattdessen wäre ihr Handeln das Ergebnis von Liebe und Einfühlungsvermögen. Sie würden die Tatsache anerkennen, dass solche überkommenen Kategorien wie Religionszugehörigkeit, Nationalität oder Hautfarbe, von einer universellen Warte aus betrachtet, völlig ohne Belang sind und jeder Mensch schlicht und einfach als Mitmensch behandelt werden sollte. Außerdem wäre ihnen klar, dass die geschlechtsspezifischen Rollen in erster Linie aus einem bestimmten kulturellen Kontext hervorgegangen sind und dem Wandel unterliegen.
    Ferner würden die Menschen Bodenschätze und andere Arten materiellen Reichtums bereitwillig miteinander teilen, weil ihnen wesentlich mehr daran liegt, in einem harmonischen gesellschaftlichen Umfeld zu leben, in dem sie ihr gesamtes Potenzial ausschöpfen können.
    Ob es womöglich ein Leben nach dem Tod gibt,

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