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John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

Titel: John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Verfassung so etwas weiß Gott nicht auch noch gebrauchen konnte.
    Er aß im Licht der Taschenlampe. Das Fieber raubte ihr auch noch den wenigen Appetit, den sie hatte. Sie aß an diesem Abend gar nichts, trank nur sehr viel. »Versuch ein wenig zu schlafen«, sagte er, und sie legte sich gehorsam auf die Decke, die er für sie ausgebreitet hatte. Nachdem er jedoch eine Weile ihrem Atem gelauscht hatte, wusste er, dass sie nicht schlief. Sie lag nur da und starrte in die Dunkelheit, mit den Gedanken bei ihrem Mann, der nicht da war und nie mehr wiederkommen würde.
    Tucker starrte auf ihren Rücken. Sie und Dallas waren äußerst zurückhaltend gewesen, hatten ihre Liebe nie zur Schau gestellt. Aber nachts hatten sie immer eng aneinander geschmiegt geschlafen, Dallas an ihrem Rücken, den muskulösen Arm über ihre Taille gelegt. Da hatte sie geschlafen wie ein Murmeltier, sicher und geborgen in den Armen ihres Mannes.
    Vielleicht konnte sie ja deshalb nicht schlafen, weil sie allein war und den eisigen Wind im Rücken spürte. Es war im Grunde eine simple Sache, eine Gewohnheit, die sich Paare ganz einfach anzueignen schienen; die tröstliche, wärmende Gegenwart des anderen, das Atemgeräusch des Liebsten. Vielleicht war es ja das Vertrauen, die Intimität, die so viel bedeuteten. Intimität fiel Tucker nicht leicht, Vertrauen noch weniger, aber er wusste, dass beides zwischen Niema und Dallas existiert hatte. Dallas’ Tod hatte eine Riesenlücke gerissen, und sie fand nachts nicht länger Trost und Geborgenheit.
    Tucker seufzte innerlich. Er seufzte seinetwegen, wusste er doch, was er zu tun hatte und was es ihn kosten würde.
    Er nahm eine Flasche Wasser und ging still zu ihr, legte sich neben sie auf die Decke und die Flasche in Reichweite. »Schscht«, murmelte er, als sie sich versteifte. »Schlaf jetzt.« Er schmiegte sich an ihren Rücken und ihre Oberschenkel und wärmte sie. Nachdem er eine zweite Decke über sie beide gezogen hatte, um die Kälte der Nacht fern zu halten, schlang er einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich.
    Er spürte ihr Fieber, die Hitze, die ihr Körper verströmte und die sie beide wie eine dritte Decke umhüllte. Trotzdem zitterte sie ein wenig, und er zog sie fester an sich. Sie lag auf ihrer unverletzten linken Schulter und hielt ihren rechten Arm möglichst ruhig, um nicht an der Wunde zu zerren.
    »Das Fieber bekämpft die Infektion«, sagte er mit leiser, sanfter Stimme. »Im Erste-Hilfe-Kasten ist Aspirin, falls es schlimmer wird, aber ich würde sagen, solange das Fieber nicht deutlich ansteigt, sollten wir es seinen Job erledigen lassen.«
    »Ja.« Ihre Stimme klang ganz dünn und lustlos vor Müdigkeit.
    Er streichelte ihr sanft übers Haar und überlegte, wie er sie ablenken könnte. Wenn sie nur aufhören könnte, zu denken, würde sie vielleicht Schlaf finden. »Einmal habe ich eine Sonnenfinsternis beobachtet, das war in Südamerika.« Mehr ins Detail ging er nicht. »Es war so heiß, richtig stickig. Eine kalte Dusche nützte nichts, sobald man sich abtrocknete, brach einem schon wieder der Schweiß aus. Jeder hatte nur das Allernötigste an.«
    Er wusste nicht, ob sie ihm zuhörte, es war nicht wichtig. Er sprach immer weiter, in diesem monotonen Tonfall, etwas lauter als ein Flüstern. Vielleicht konnte er sie ja so sehr langweilen, dass sie einschlief.
    »Im Radio haben sie gesagt, dass es an dem Tag eine Sonnenfinsternis geben würde, aber die Hitze war so schlimm, dass es allen mehr oder weniger egal war. Es war nur ein kleines Dorf, in das verirrten sich keine Sonnenfinsternisanbeter. Ich selbst hatte es auch vergessen. Es war ein sonniger Tag, so hell, dass es in den Augen wehtat, daher trug ich eine Sonnenbrille. Die Sonnenfinsternis kroch ganz unbemerkt an uns heran. Die Sonne schien, der Himmel war makellos blau, und schlagartig war es, als würde sich eine Wolke über die Sonne legen. Die Vögel hörten auf zu zwitschern, und die Haustiere suchten Deckung.
    Ein Dorfbewohner blickte auf und sagte: ›Seht mal, die Sonne‹, und da fiel mir die Sonnenfinsternis wieder ein. Ich sagte den Leuten, sie sollten nicht direkt in die Sonne schauen, denn das kann einen blind machen. Es herrschte auf einmal eine ganz unheimliche Stimmung, wie schwarzer Sonnenschein, wenn du dir so was vorstellen kannst. Der Himmel wurde dunkelblau, und die Temperatur fiel um mindestens zehn Grad. Es wurde immer dunkler, aber der Himmel war trotzdem noch blau. Schließlich war die

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