John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

Titel: John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard

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Arme und hielt sie, einen Moment lang vollkommen übermannt von dem Bedürfnis, ihre Umarmung zu spüren.
    Aber sie umarmte ja gar nicht ihn. Sie umarmte Dallas, sie träumte von ihrem Mann.
    Es kostete ihn mehr, als er wollte, aber er zwang sich, sie ein wenig von sich zu schieben. »Niema, wach auf«, sagte er sanft. »Du träumst.«
    Große, verschlafene schwarze Augen öffneten sich, im Licht der Taschenlampe so schwarz wie die Nacht. Er sah, wie sie zu sich kam, wie erst ein schockierter, dann ein entsetzter Ausdruck in diese wunderschönen Augen trat. Mit bebenden Lippen wich sie zurück. »Ich …«, begann sie, doch mehr brachte sie nicht heraus.
    Ein Schluchzen entrang sich ihrer Brust. Sie rollte sich von ihm fort und lag dann, am ganzen Körper zuckend, auf der Decke. Ein langer, schriller, klagender Laut drang aus ihrer Kehle, unterbrochen von heftigen, krampfhaften Schluchzern. Sie brach vollkommen zusammen. Sie weinte, bis sie würgte, bis sich ihre Kehle zuschnürte und kein Laut mehr herausdrang. Sie weinte, bis er glaubte, jetzt müsste es doch endlich nachlassen, aber das tat es nicht. Sie weinte noch, als er das langsam lauter werdende Brummen eines Motors hörte, das sich ihnen in der kalten, finsteren Dämmerung näherte, und er trat vor, um Hadi zu begrüßen.

Z WEITER T EIL

3
Atlanta, Georgia, 1999
    Delta Flug Nummer 183 von Atlanta nach London war voll.
    Die Passagiere der ersten Klasse waren bereits an Bord, auf dem Schoß Zeitung, Buch oder Zeitschrift, in der Hand einen Drink. Die Stewardessen hatten Mäntel und Jacken entgegengenommen und in die Schränke gehängt, mit den kommunikationsfreudigeren Passagieren geplaudert und im Cockpit nachgesehen ob die Jungs da vorne vielleicht etwas brauchten.
    Kongressabgeordneter Donald Brookes und seine Frau Elaine machten Urlaub, der erste seit so langer Zeit, dass Elaine kaum glauben konnte, wie Donald sich überhaupt dazu hatte breitschlagen lassen. Seit er vor fünfzehn Jahren das erste Mal in den Kongress gewählt wurde, betrugen seine Arbeitstage eher häufig als selten achtzehn bis zwanzig Stunden. Selbst nach dieser langer Zeit als Staatsdiener hatte er sich einen gewissen Idealismus bewahrt. Er war der Meinung, dem Steuerzahler so viel wie möglich für sein Geld bieten zu müssen. Also war sie es längst gewöhnt, allein zu Bett zu gehen, doch erwachte sie immer, wenn er heimkam, und dann lagen sie Händchen haltend im Bett und redeten. Anfangs hatte er noch nicht zu den besonders gefährdeten Personen gehört, und sie hatte viele Abende allein mit den Kindern verbracht.
    Jetzt lagen die Dinge allerdings ein wenig anders. Donald war Vorsitzender des Komitees für Auslandsbeziehungen und daher durchaus eine Zielscheibe für terroristische Gruppierungen. Dieser Tage mussten sie häufig irgendwelche Veranstaltungen besuchen, aber zumindest waren sie dann zusammen.
    Sicher, es gab die Zeit, wenn der Kongress in die Sommerpause ging und sie in ihre Heimat nach Illinois zurückkehrten, dann liefen die Dinge zwar gemächlicher, doch nutzte Donald auch diese Zeit, um sich in seinem alten Wahlkreis sehen zu lassen. Seit er das erste Mal gewählt worden war, hatten sie keinen richtigen Urlaub mehr gehabt.
    Elaine freute sich schon darauf, ausschlafen zu können, Frühstück beim Zimmerservice zu bestellen und gemütlich London zu erkunden. Erst fünf Tage London, dann ein kurzer Hopser nach Paris, dort noch einmal fünf Tage, dann Rom und Florenz. Es war der Urlaub ihrer Träume.
    Zwei Reihen hinter ihnen war Garvin Whittaker bereits in die Papiere aus seiner Aktenmappe vertieft. Er war Geschäftsführer einer brandheißen Softwarefirma, deren Umsatz in den letzten sieben Jahren förmlich explodiert war und sich nun der Fünfzig-Milliarden-Marke näherte. Im Vergleich zu Microsoft natürlich nicht der Rede wert, aber wer konnte sich schon mit denen messen? Wenn seine derzeitigen Projekte marktreif waren, dann rechnete Garvin mit einer neuerlichen Umsatzverdopplung innerhalb von fünf Jahren. Zumindest erhoffte, ja, erträumte er sich das. Er übte sich in Geduld, wartete die rechte Zeit ab, wartete darauf, dass der Markt ihm hold war und achtete dabei auch darauf, keinem der großen Konzerne auf die Zehen zu treten. Aber wenn die Zeit reif war, dann würde er sein Betriebssystem wie eine Bombe platzen lassen, ein System, so schlank und effizient – und virusfrei –, dass es jedes andere weit hinter sich lassen würde.
    In der ersten Reihe saß