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John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

Titel: John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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ein UN-Delegierter aus Deutschland und drückte sich seinen eiskalten Drink an die Schläfe. Er hoffte, seine Kopfschmerzen würden so weit nachlassen, dass er auf dem langen Überseeflug ein wenig schlafen könnte. Auf Platz 2F befand sich eine Vertreterin der Weltbank, die mit gerunzelten Brauen das Wall Street Journal studierte. Als Kind hatte sie immer davon geträumt, etwas Romantisches zu werden, wie Gehirnchirurgin oder Filmstar, aber inzwischen hatte sie gelernt, dass Geld die Welt regierte. Geld war die stärkste und mächtigste Droge, die es gab. Sie war schon überall gewesen: hatte in Paris diniert, sich Klamotten in Hongkong gekauft, war in der Schweiz beim Skilaufen gewesen. Das Leben war herrlich, und sie würde dafür sorgen, dass es noch herrlicher wurde.
    Auf Platz 4D saß ein Berufsdiplomat. In der Regierungszeit von George Bush senior war er Botschafter in Frankreich gewesen, seitdem jedoch befand er sich sozusagen auf dem Abstellgleis. Doch er hatte kürzlich geheiratet, ein Mädchen aus einer angesehenen und sehr wohlhabenden Chicagoer Familie. Er erwartete, schon bald wieder zum Botschafter ernannt und in ein »richtiges« Land geschickt zu werden, nicht an irgendeinen Flecken, den keiner kannte.
    In der zweiten Klasse wischte sich Charles Lansky gerade den Schweiß von der Stirn und versuchte nicht an das bevorstehende Abflugmanöver zu denken. Das Fliegen an sich machte ihm nichts aus, nur vor den Starts und Landungen graute ihm jedes Mal. Nach einem kurzen Stopp in London würde er nach Frankfurt weiterfliegen, und das hieß, gleich zwei Starts und zwei Landungen. Nur ein sozusagen überlebenswichtiges Meeting konnte ihn dazu bewegen, sich einer derartigen Tortur auszusetzen.
    Collegestudenten auf einer Reise durch England, Schottland und Irland strömten laut schwatzend ins Flugzeug, alle mit den unvermeidlichen Backpacks, in denen all das steckte, worauf die Jugend heutzutage nicht verzichten zu können schien: eine Flasche stilles Mineralwasser, ein tragbarer CD-Player, eine Box mit den Lieblings-CDs, Schminke, wenn der Student weiblich war, und ein Gameboy, wenn männlich, dazu ein paar Klamotten. Alle waren kerngesund und braun gebrannt und glichen sich wie ein Ei dem anderen, waren aber jung genug, sich für einmalig zu halten.
    Das übliche Kontingent an Geschäftsleuten und Urlaubern drängte sich herein, wuselte ein wenig herum und fand schließlich die Plätze. Eine junge Frau umklammerte ängstlich die Reisetasche auf ihrem Schoß, bis ihr eine Stewardess mitteilte, dass alle Handgepäckstücke in den Fächern über den Sitzen verstaut werden müssten. Sie erbot sich, ein freies Fach für die Reisetasche zu suchen. Die junge Dame schüttelte heftig den Kopf und stopfte die Tasche unter den Sitz vor ihr, hatte danach jedoch keinen Platz mehr für ihre Füße. Ihr Gesicht war bleich und wächsern, und sie schwitzte trotz der kühlen Luft aus den Ventilatorschlitzen über ihr.
    Endlich setzte sich die gigantische L-1011 in Bewegung und kroch langsam wie ein übergroßer Käfer auf die Rollbahn zu. Siebzehn andere Flugzeuge befanden sich in der Schlange vor ihnen. Einer der Piloten meldete sich regelmäßig bei den Passagieren und teilte mit, wie lange es voraussichtlich noch dauern würde. Die meisten Passagiere der ersten Klasse hatten bereits die Schuhe ausgezogen und die schwarzen Reisesocken aus dem Geschenksäckchen übergestreift, das die Fluglinie den Erste-Klasse-Passagieren bei Überlandflügen zur Verfügung stellte. Man blätterte durch Zeitschriften, holte das eine oder andere Buch aus der Reisetasche, ein paar schnarchten bereits.
    Endlich war der Flug 183 an der Reihe. Die mächtigen Triebwerke brüllten auf, die Maschine gewann an Fahrt, immer schneller und schneller rollte sie über die Piste, bis schließlich der Auftrieb Oberhand über die Schwerkraft gewann und man sich in die Luft erhob. Es ratterte ein wenig, als die Räder langsam im Bauch des Kolosses verschwanden. Flug 183 schwang sich mit erhobener Schnauze in den blauen Himmel, höher und höher, bis die Flughöhe erreicht war, in der man zunächst der Ostküste folgen und dann, kurz vor New York, auf den Atlantik hinausschwenken wollte.
    Dreiunddreißig Minuten später explodierte Flug 183 in einem flammenden Feuerball über dem Gebirge im Westen North Carolinas. Eine Kerosinsäule schoss in hohem Bogen heraus, fiel dann in sich zusammen, und ein Trümmerhaufen ergoss sich über die waldige

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