John Sinclair - 0978 - So jagten wir Shimada
für alle Zeiten verloren zu haben.
Was sollten wir dagegen unternehmen? War er durch Worte zu überzeugen? Kaum. Durch Taten aber auch nicht, denn seine Maschinenpistole sprach Bände.
Er hatte sich trotzdem gut in der Gewalt. Von seinem inneren Kampf oder seinem Aufruhr war nichts zu sehen. Das Gesicht blieb glatt. Nur die Augen funkelten stärker. Hin und wieder zitterten auch seine Lippen, aber er brachte kein Wort hervor.
Yakup bückte sich und streckte dabei seinen Arm aus. Er hob die Eisenkrone der Ninja an, schüttelte zugleich den Kopf und erklärte, daß Gazza den falschen Weg eingeschlagen habe.
»Das mußt du schon mir überlassen, verdammt!«
»Ja, ich weiß.«
Gazza konzentrierte sich jetzt mehr auf Yakup. Uns beobachtete er nur am Rande, aber er brauchte keine Furcht zu haben, daß wir ihm etwas taten, denn hier war es besser, wenn wir Yakup das Feld überließen. Er würde schon wissen, was richtig war.
Die Krone hielt er in beiden Händen. Das Metall schimmerte wie frisch geputzt. Sie war sehr schlicht und auf keinen Fall prunkvoll wie die eines Königs. Wenn ich daran dachte, welch mörderische Kämpfe es um die Krone gegeben hatte, konnte ich bei ihrem Anblick eigentlich nur den Kopf schütteln.
»Tritt hinter mich. Setz sie mir auf, Yakup.«
»Keine Sorge. Alles wird geschehen, wie du es willst.«
Daran glaubten Suko und ich nicht.
Mein Freund hob kaum merklich die linke Augenbraue. Ich kannte dieses Zeichen. Auch er wartete darauf, daß der Ninja zu einem Trick griff. Yakup war kein Mensch, der sich durch eine Waffe einschüchtern oder aus dem Konzept bringen ließ. Er behielt auch in brandgefährlichen Situationen den Überblick.
Er war kaum zu hören, als er sich auf den Japaner zubewegte. Er hielt die Krone mit beiden Händen fest. So wie man einen kostbaren Schatz trägt. Es fehlte nur noch das Samtkissen, dann wäre das Outfit perfekt gewesen.
Gazza beobachtete ihn. Er wußte selbst, daß er für sich ein Risiko einging, aber er hatte uns und vor allen Dingen auch die junge Frau vor der Mündung.
Eva Karman verhielt sich ruhig. Sie zitterte nicht mal. Etwas von der starken inneren Ruhe ihres Freundes war auch auf sie übergegangen. Kein Wunder, wenn man mit einem Menschen zusammenlebte, der eine derartige Ausbildung hinter sich hatte.
Yakup schaute uns nicht mal aus dem Augenwinkel an. Er tat genau das, was man von ihm verlangte. Er umrundete Gazza, der sich wieder auf uns konzentrierte und den Finger tatsächlich am Abzug hielt. Ein Zucken nur würde reichen, um den Tod zu verbreiten.
Yakup atmete kaum. Er hatte sich fantastisch unter Kontrolle, und er blieb auch hinter Gazza stehen.
Er hatte sogar noch die Nerven, ihn anzusprechen. »Ist das so recht?«
»Sehr sogar. Jetzt setz sie auf!«
»Keine Sorge, ich werde es tun!«
Wir standen günstig, konnten es beide sehen. Aber Gazza blickte in die entgegengesetzte Richtung.
Er konnte nicht erkennen, was hinter ihm geschah, und er mußte sich schon auf die Worte des Mannes verlassen.
Der Ninja hob die Krone an.
Wir schauten zu. Die Bewegung in seinem Rücken sah Gazza zwar nicht, aber er konnte sie ahnen oder spüren, möglicherweise durch einen schwachen Luftzug, der entstand.
Die Krone schwebte jetzt fast über seinem Kopf. Yakup hielt sie mit beiden Händen.
Er setzte sie auf den Kopf.
Nicht auf Gazza, sondern auf seinen, was der Japaner nicht mitbekam, denn von einem Moment zum anderen war der Ninja verschwunden. Es war auch nicht das leiseste Geräusch zu hören. Ich war sicher, daß er sich zurückgezogen hatte.
Gazza wartete noch immer. »Verdammt noch mal, setz die Krone …«
Suko unterbrach ihn mit leiser Stimme. Dennoch waren seine Worte gut zu hören. »Ich möchte Sie bitten, die Ruhe zu bewahren, Gazza. Hinter Ihnen ist niemand mehr.«
Der Japaner versteifte. Dennoch fürchteten wir uns davor, daß er abdrücken würde, aber er hielt sich zurück und fragte nur: »Wieso?«
»Yakup hat sich die Krone selbst aufgesetzt. Er ist unsichtbar geworden, und wie ich ihn kenne, befindet er sich längst nicht mehr in unserer Nähe.«
Das hatte Gazza begriffen. Er wirbelte herum, seine MPi-Mündung wies ins Leere, dann sprang er über die Türschwelle in den Gang hinein, und wir befürchteten, daß er schießen würde, denn unverletzbar war Yakup trotz der Krone nicht. Wenn Gazza seine Kugelgarben durch den Gang streute, sah es böse aus.
Er tat es nicht. Und wir, die wir uns schon auf dem Sprung befanden,
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