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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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sprach er weiter. »Aber dafür müssen Sie mir die Wahrheit sagen. Und das werden Sie tun. Sie werden mir alles sagen, was ich von Ihnen wissen will.«
    Farouk fand seine Stimme wieder. »Aber es gibt doch Regeln«, fuhr er auf. »Das dürfen Sie nicht.« Noch während er sprach, wusste er, dass er im Irrtum war.
    »Ich werde Ihnen jetzt etwas sagen, das ich Ihnen vermutlich nicht sagen sollte«, erklärte der Amerikaner. »Es gibt nur eine einzige Regel. Ich darf Sie nicht töten. Zumindest nicht vorsätzlich.«
    Dann lächelte er. Der Ausdruck auf seinen Lippen machte Farouk mehr Angst, als alles, was ihm bisher geschehen war. Dieser Mann war ein Teufel, ein Teufel in Menschengestalt. Bitte, ich werde Ihnen alle Informationen geben, hätte Farouk beinahe gesagt. Ich werde Ihnen von Khadri erzählen und
von der Kiste, die ich von Dmitri bekommen habe. Ich werde Ihnen sogar mein größtes Geheimnis verraten, nämlich wo sich diese Kiste heute befindet. Wenn Sie mich nur in Ruhe lassen. Dann erinnerte sich Farouk, dass er keine Furcht haben sollte. Aber vielleicht konnte er diesem Mann eine Kleinigkeit verraten, nur damit dieses Lächeln verschwand.
    »Farouk, hören Sie mir überhaupt zu?«
    Farouk nickte. Er hasste sich dafür, dass er diesem Mann antwortete, aber irgendwie schien sein Wille dahinzuschmelzen.
    »Ich darf Sie nicht töten. Aber ich darf Sie dazu bringen, dass Sie sich wünschen, tot zu sein.«
    Nach diesen Worten verließ der Amerikaner den Raum. Noch ehe sich die Tür hinter ihm schloss, fühlte Farouk, wie ihm die Kapuze über den Kopf gezogen wurde.
    »Nein«, wehrte Farouk ab. »Bitte. Fragen Sie mich etwas. Ich werde Ihnen alles sagen«, rief er mit ansteigender Stimme. »Ich werde Ihnen alles sagen! Bitte!«
    Aber als der Raum in Dunkelheit verschwand, wusste Farouk, dass ihn das Loch erwartete.
     
    Die nächsten Wochen verliefen genauso. Während die Verhöre weitergingen, machte Farouk Bekanntschaft mit immer erschreckenderen Maßnahmen. Er wurde mit Adrenalin vollgepumpt, bis sein Herz so raste, dass er glaubte, es würde explodieren. Dann verabreichte man ihm LSD und überließ es seinem Bewusstsein, ihn in dem lautlosen Raum zu jagen. Wenn er zu schlafen versuchte, wurde er von Männern geschlagen und getreten, die er nicht sehen konnte.
    Inzwischen verlängerte Saul die Zeiträume, die Farouk außerhalb der Isolationszelle verbrachte, um den Kontrast zwischen dem Loch und der Welt noch schärfer hervorzuheben.
Saul wollte, dass Farouk lernte, dass er ihn retten oder zerstören konnte, dass er den Tag zur Nacht machen und Weiß in Schwarz verwandeln konnte.
    Die Lektionen waren wirkungsvoll, und Farouk gab bei jeder Sitzung neue Geheimnisse preis. So erzählte er, wie er Bin Laden kennen gelernt hatte, wie er drei Angestellte des pakistanischen Atomprogramms rekrutiert hatte, und wie er einen amerikanischen Agenten der Al-Quaida getroffen hatte, der in die USA zurückgesendet worden war, um einen großen Anschlag vorzubereiten. Saul hatte nicht erwartet, dass Farouk so früh bereits so viel verraten würde. Er war einfach nicht so widerstandsfähig wie Khalid Mohammed oder andere hohe Al-Quaida-Anführer, die erst nach Monaten zusammengebrochen waren. Dennoch war Saul überzeugt, dass Farouk etwas verschwieg.
     
    Während die C-5 über den Indischen Ozean flog, arbeitete sich Exley durch die Abschriften von Farouks Verhören und seinen Reaktionen auf die Isolationshaft. Die Beschreibungen in den Berichten waren kühl und klinisch: »Der Befragte schrie mehrere Minuten lang ›Allah‹, ehe er das Bewusstsein verlor. Als er wieder zu sich kam …« Während des Lesens breitete sich auch in Exley Kälte aus, und ein Teil von ihr wünschte, dass der Jet umdrehen und sie wieder nach Hause bringen würde.
    »Was halten Sie davon?«, erkundigte sich Shafer.
    »Ich verstehe jetzt, warum ich diese Geheimhaltungserklärung unterzeichnen musste«, gab sie zurück. »Besitzen wir auch ein Video?«
    »Nein.«
    Das überraschte sie nicht. Das Pentagon hatte aus den Vorfällen in Abu Graib gelernt, wenn auch vielleicht nicht die
Lektionen, die sich Menschenrechtsgruppen erhofft hatten. »Ich bin nicht vollkommen naiv, Ellis«, fuhr sie fort, während ihr ein Schauer über den Rücken lief. »Selbstverständlich weiß ich, dass solche Dinge passieren. Aber vermutlich ist es anders, wenn man aus erster Hand darüber liest. Das ist alles.«
    Shafer knurrte nur als Antwort, und den Rest des Fluges saßen

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