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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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sie schweigend nebeneinander. In Diego Garcia setzte das Flugzeug so sanft auf, dass Exley kaum merkte, dass sie bereits gelandet waren. Sobald sich die gewaltige Hintertür der Maschine öffnete und den Laderaum der C-5 mit Sonnenlicht erfüllte, rannten die Ranger johlend hinaus. Nie zuvor hatte sich Exley so sehr gewünscht, wieder fünfundzwanzig zu sein. Sie tröstete sich jedoch damit, dass Shafer noch schlimmer aussah, als sie sich fühlte, denn er hatte zusätzlich noch einen kratzigen Stoppelbart auf den Wangen und blutunterlaufene Augen.
    »Welcher Tag ist heute?«
    »Samstag. Samstagmorgen«, antwortete Shafer nach einem Blick auf seine Uhr.
    »Wir sind am Donnerstagabend aufgebrochen.«
    Shafer gähnte ausgedehnt. »Neunzehn Stunden Flug, und dazu sind wir Washington D.C. noch elf Stunden voraus.«
    Vorsichtig stiegen sie auf die Rollbahn hinunter. Die Äquatorsonne brannte heiß auf die rundum geparkten Humvees und spiegelte sich in Außenspiegeln und Fenstern. Exley war froh, dass sie ihre Sonnenbrille mitgenommen hatte. Rund um die Rollbahn standen vereinzelte Kokospalmen und Eisenbäume, die einen seltsamen Gegensatz zu dem militärischen Gerät bildeten. Die warme feuchte Luft erinnerte sie an Washington, wobei die leichte Meeresbrise die Luftfeuchtigkeit hier erträglicher machte. Rund um sie entluden
die Ranger ihre Seesäcke und scherzten gutgelaunt über den Flug. Für sie war Diego Garcia nur eine weitere Basis. Exley hingegen sehnte sich heftig danach, an irgendeinem anderen Ort zu sein.
    Ein Soldat kam auf sie zu. »Sir? Ma’am? Sie müssen Mr Shafer und Mrs Exley sein. Wenn Sie bitte mit mir kommen.«
     
    Farouk saß in einer grauenvollen Finsternis, einer grauenvollen, alles sehenden Finsternis. Es war die schwärzeste Finsternis, die es gab. Sie war so dunkel, dass er sich fast überzeugen konnte, dass die Dunkelheit Licht war. Nur dass es nicht stimmte.
    Mittlerweile wusste er, dass Allah ihn verlassen hatte, um in den Klauen der Ungläubigen zu verrotten. Ihm blieb nur die Dunkelheit. Dieser Raum und der andere. In Wirklichkeit war es ein und derselbe Raum, nur dass dieser Raum dunkel war und der andere nicht. Und das war ein unermesslicher Unterschied.
    »Ich kann es nicht«, murmelte er. »Ich kann es nicht tun. Bitte.« Allah hat mich verlassen. Du hast mich verlassen.
    Tränen rollten über seine Wangen. In dem begrenzten rationalen Winkel seines Geistes wusste er, dass die Amerikaner diesen Raum so gebaut hatten, um ihn festzuhalten. Es war bloß eine Zelle, eine besonders abgeschirmte Zelle, in die kein Laut eindrang und in der es stockdunkel war. Manchmal versuchte er, sich vorzustellen, wie sie sie gebaut hatten. Aber er konnte seine Gedanken nicht lang auf ein Thema konzentrieren. Schon nach kurzer Zeit übernahm wieder die Dunkelheit die Kontrolle. Die Dunkelheit und diese … Tricks. Er wusste nicht, wie er sie sonst nennen sollte. Diese Tricks … sie schmerzten.
    Farouk hatte Saul wesentlich mehr erzählt, als er je beabsichtigt
hatte. Aber Saul wollte immer noch mehr. »Ich weiß, dass das noch nicht alles ist, Farouk«, sagte er schließlich leise. Und im nächsten Augenblick wurde ihm wieder die Kapuze über den Kopf gezogen. Farouk gelang es einfach nicht, ihn vom Gegenteil zu überzeugen, wie sehr er sich auch bemühte. Selbstverständlich hatte er Saul nichts von seinem bedeutendsten Geheimnis erzählt, von dem Paket von Dmitri. Aber dieses Geheimnis musste er um jeden Preis hüten, in der Dunkelheit.
     
    Für den heutigen Tag hatte sich Saul vorgenommen, Farouk zu brechen, um den Leuten aus Langley eine Show zu bieten. Er sah auch keinen Grund, seine Methoden vor ihnen zu verbergen. Immerhin waren sie weder vom Roten Kreuz noch hochnäsige Reporter. Sie spielten im selben Team. Außerdem hatten sie die Berechtigung erhalten, alles zu sehen. Dann sollten sie es auch sehen.
     
    Der Lieutenant begleitete Exley und Shafer zu einem dicken Betongebäude am Nordrand des Geländes. GEBÄUDE 12. BESCHRÄNKTER ZUGANG: BEWILLIGUNG 1. STUFE TF 121 ERFORDERLICH, stand in roten Buchstaben auf einem kleinen Schild. Ein groß gewachsener, unfreundlicher Mann mit Schlapphut stand vor dem Stahltor des Gebäudes Wache, wobei er vor der Nachmittagssonne Schutz im Schatten suchte.
    »Mr Shafer, Mrs Exley, bis hierher darf ich Sie begleiten«, erklärte der Lieutenant. »Aber ich werde dort drüben auf Sie warten, sobald Sie wieder herauskommen.« Dabei deutete er auf ein Bauwerk, an

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