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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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gesagt, dass er das Plutonium und Uran im vorigen Sommer gekauft und diesem mysteriösen Mann übergeben hatte, der sich selbst Omar Khadri nannte. Fast ein Jahr lang hatte er dann nichts von ihm gehört.
    Erst kurz vor seiner Reise in den Irak hatte Khadri Farouk anvertraut, dass die Al-Quaida das Material über Mexiko in die USA gebracht hatte. Diese Route erschien Exley glaubhaft. Immerhin gab es in der Wüste von Arizona weder Geigerzähler, noch Zollbeamte, noch Transportfirmen, die eine Papierspur hinterlassen würden. Die besten Schlepper hatten eine nahezu einhundertprozentige Chance, die Grenze unentdeckt zu passieren. Und die Al-Quaida hatte für diese Reise sicher die Besten angeheuert.
    Kopfschüttelnd stellte sich Exley die sorgfältigen Schachzüge der Al-Quaida vor. Zum tausendsten Mal staunte sie über die Geduld dieser Dschihadis. Sie waren langsam, beständig und gaben nie auf. In letzter Zeit hatte sie öfter daran gedacht, ihr Apartment aufzugeben und wieder nach Virginia zu übersiedeln, um näher bei ihren Kindern zu sein. Während sie diesen Bericht las, fragte sie sich, ob es nicht sinnvoll wäre, ihre Wohnung augenblicklich zum Verkauf anzubieten. Der Logan Circle lag kaum eineinhalb Kilometer vom Weißen Haus entfernt, und radioaktiver Niederschlag wirkte sich gewiss nicht positiv auf die Immobilienpreise aus.
     
    Als Farouk Khan Saul verriet, wo das Plutonium und das Uran versteckt lagen, war es in Diego Garcia zwei Uhr
nachmittags. Zwei Uhr nachmittags in Diego Garcia bedeutete drei Uhr nachts an der amerikanischen Ostküste, und dies an einem Sonntag. Aber das war einerlei. Weniger als neunzig Sekunden, nachdem die als kritisch kodierte Nachricht Langley und das Weiße Haus erreicht hatte, läuteten in sämtlichen Städten Virginias die Sicherheitstelefone. Der Präsident selbst hörte die Nachricht erst vier Stunden später beim Aufwachen, weil er die immergültige Anweisung erteilt hatte, dass sein Schlaf nur im Fall eines Großangriffs auf amerikanischem Boden gestört werden dürfe.
    Bei Sonnenaufgang hatte die JTTF bereits eine Untersuchung eingeleitet, die den Namen Operation Earnest Badger – »Ernster Dachs« – erhielt. Innerhalb der Nachrichtendienste schien das ungeschriebene Gesetz zu bestehen, dass die wichtigsten Aufgaben die lächerlichsten Namen erhielten, dachte Exley. Der Name war jedoch nicht der einzige absurde Aspekt dieser ersten Sitzung am Sonntagmorgen. Eine ganze Stunde lang hatten das FBI und die CIA darüber gestritten, wer die Operation Earnest Badger durchführen solle. Schließlich kamen sie überein, eine gemeinsame Führung zu ernennen: Exleys alten Freund Vinny Duto und Sandford Kijiuri, den stellvertretenden Direktor des FBI. Nach diesem Kampf um bürokratische Macht, wandten sich Duto und Kijiuri den eigentlichen Aufgaben zu und entsandten fünfzig Mitglieder des Nuclear Emergency Search Team – auch NEST genannt – nach Albany.
    Das Energieministerium hatte NEST im Jahr 1975 ins Leben gerufen, nachdem eine fingierte Atombombenwarnung in Boston die Notwendigkeit einer Spezialeinheit aufgezeigt hatte, die imstande war, atomare Bedrohungen rasch zu untersuchen. Heute bestand das Notfallteam aus etwa eintausend Personen, von denen aber nur ein Dutzend Vollzeitangestellte
waren. Der Rest setzte sich aus Freiwilligen zusammen, und hier vorwiegend aus Wissenschaftlern, die in den Atomlabors der Regierung in Los Alamos und Oak Ridge arbeiteten. Zu NEST gehörten sogar noch einige Wissenschaftler in Ruhestand, welche die Macht der Atombomben bei den oberirdischen Tests der 50er Jahre noch mit eigenen Augen gesehen hatten.
    Exley bewunderte den Mut dieser Wissenschaftler, ungeachtet ihrer Altersklasse. Sie hatten die wenig beneidenswerte Aufgabe übernommen, nach Atombomben und schmutzigen Bomben zu suchen, und den noch unglücklicheren Job, sämtliche gefundenen Waffen zu entschärfen. Sie arbeiteten Seite an Seite mit Antiterroragenten des FBI, sowie Spezialeinsatztruppen, die durch eine geheime Weisung des Präsidenten autorisiert waren, jeden sofort zu erschießen, von dem sie annahmen, dass er im Besitz eines atomaren Sprengsatzes sei.
    Während des Kalten Kriegs wussten nur hochrangige Mitarbeiter des Nachrichtendienstes und des Militärs von NEST. Im Lauf der Zeit hatte sich der Schleier langsam gelüftet. Dennoch unternahm die Regierung umfangreiche Vorkehrungsmaßnahmen, um zu verhindern, dass die Öffentlichkeit von atomaren Bedrohungen erfuhr, in

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