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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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der Hoffnung, damit Falschmeldungen und Erpressungen hintanzuhalten. NEST und das FBI gaben nie Bedrohungsfälle bekannt, und selbst jene nicht – oder gerade jene nicht –, die als glaubhaft eingestuft wurden.
    Auf ihren Missionen trugen die NEST-Wissenschaftler normale Zivilkleidung und auch ihre Kernstrahlungsdetektoren in der Größe von Laptops waren in üblichen Aktentaschen und übergroßen Handtaschen untergebracht. Die Detektoren selbst konnten auf eine Distanz von bis zu 12 Metern ungewöhnlich
geringe Alpha- und Gammastrahlungen wahrnehmen und sendeten ihre Signale drahtlos an Miniaturempfänger, die die Wissenschaftler wie Hörapparate trugen. NEST besaß auch eine Flotte von LKWs, die wie gewöhnliche Lieferwägen aussahen, jedoch große Detektoren enthielten, die Strahlung bis auf eine Entfernung von mehreren Hundert Metern aufspüren konnten. Um Bomben zu entschärfen, besaß NEST mehrere Lagerhäuser voll von exotischen Geräten in ihrem Hauptquartier in der Nellis Air Force Base, etwas außerhalb von Las Vegas: Roboter, die aus mehreren Kilometern Entfernung ferngesteuert werden konnten, die leistungsstärksten tragbaren Röntgengeräte, die je hergestellt worden waren, Sägen, die mit einem Hochdruck-Wasserstrahl statt mit Metall schnitten. Die gesamte Ausrüstung von NEST war aus Plastik oder nichtmagnetischem Metall wie Aluminium hergestellt, da starke Magnetfelder die Computerchips im Inneren von Atomwaffen verwirren konnten.
     
    Die bislang ernsteste Bedrohung, die NEST je untersucht hatte, war im Oktober 2001 aufgetreten. SISMI, der militärische Nachrichtendienst Italiens, hatte die CIA gewarnt, dass die Al-Quaida eine Zehn-Kilotonnen-Atombombe – eine sogenannte Kofferbombe – nach New York geschmuggelt hätte.
    Eine Zehn-Kilotonnen-Bombe zählt zu den kleinsten noch herstellbaren Atombomben. Sie hat kaum die Hälfte der Sprengkraft der »Fat Man«-Bombe, die die USA am Ende des Zweiten Weltkriegs über Nagasaki abwarfen. Eine Bombe dieser Größe hätte jedoch immer noch genug Sprengkraft, um das Zentrum von Manhattan dem Erdboden gleichzumachen und zweihunderttausend Menschen zu töten. Die meisten Zivilisten begriffen nicht, was Atomwaffen
anrichten konnten, dachte Exley. Wie sie sie beneidete! Wenn man zu lange über die Sehnsucht der Al-Quaida nach einer Atombombe nachdachte, sah man das Ende der Welt vorher oder sogar den eigenen Tod. In jedem Fall war es eine Übung in Demut, die zu einer morbiden Besessenheit führen konnte.
    Exley erinnerte sich lebhaft an die Suche, die auf die Warnung des SISMI gefolgt war. Hastig hatte NEST Hunderte Wissenschaftler ausgeschickt, um jede Straße in Manhattan zu prüfen, jeden Airport-Terminal und jedes Stockwerk des Empire State Buildings, ohne eine Bombe zu finden. Und weder die CIA noch ein anderer Nachrichtendienst konnten je den ursprünglichen italienischen Bericht bestätigen. Zu Weihnachen 2001 war die Untersuchung eingeschlafen. Vier Monate später erklärten NEST und JTTF offiziell, dass der Bericht eine Falschmeldung war. Duto, der damals die Nr. 2 im Operations Department der CIA war, flog nach Rom, um den SISMI um neue Quellen zu bitten. Wie gern wäre Exley bei diesem Gespräch dabei gewesen.
    Außerdem hätte sie sich gewünscht, dass die Kofferbombenepisode ihr Vertrauen in die Fähigkeiten von NEST gestärkt hätte, wenn schon alle anderen Institutionen gescheitert waren. Leider war dem nicht so. Während der Suche hatten die NEST-Wissenschaftler gar nicht erst versucht, ihre Grenzen zu verbergen. Trotz ihrer Ausrüstung hatten sie bei einer blinden Suche nur geringe Chancen, die Bombe aufzuspüren. Sie standen vor einem nahezu unüberwindlichen Problem: Plutonium und Uran sind bis zur Detonation nur in geringem Maß radioaktiv. Städte hingegen sind voll von radioaktiven Hotspots: Röntgenapparate in Zahnarztpraxen; CAT-Scanner in Krankenhäusern; Herzschrittmacher, die von minimalen Mengen Plutonium angetrieben werden.
Selbst frisch geschnittener Granit strahlt genug Radioaktivität aus, um falschen Alarm auszulösen.
    Am dritten Tag der Suche nach der Kofferbombe hatte Stan Kapur, ein rundlicher Physiker aus Los Alamos – der Exley gedroht hatte, sie jedes Mal zum Essen auszuführen, wenn er nach Washington käme –, etwas gesagt, an das sie sich immer noch erinnerte. Während eines Meetings hatte jemand gefragt, wie groß die Wahrscheinlichkeit sei, dass NEST die Bombe fände, falls sie tatsächlich existierte.
    »Eine

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