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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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solche Bombe in New York zu suchen, das ist wie eine Nadel im Heuhaufen zu suchen. Allerdings in einem Heuhaufen, der aus lauter Nadeln besteht«, hatte Kapur geantwortet. Das wollte niemand hören. Aber Kapur, der mittlerweile das NEST-Team in Albany leitete, hatte die Wahrheit gesagt, dachte Exley. Ohne genaue Informationen waren alle Physiker der Welt nicht imstande, eine Bombe zu finden. Nur wenn man in die Gedanken des Feindes vorstieß, konnte man diesen Wettkampf gewinnen.
     
    Als Exley die Fotos der Stofftasche auf dem Boden des Schließfaches D-2471 sah, das ungeachtet seiner Bezeichnung als Schließfach so groß war wie eine Einzelgarage, lief ihr ein seltsamer Schauer über den Rücken. An dem Sonntag nach Farouks Geständnis hatte der Präsident überlegt, die Evakuierung von Albany anzuordnen. Dieser Schritt hatte sich als unnötig herausgestellt, nachdem die NEST-Wissenschaftler festgestellt hatten, dass der Koffer in der Tasche zu klein war, um eine Atombombe zu enthalten.
    Nachdem das Schließfach D-2471 mit einem schnell gepulsten Neutronenscanner und einem modifizierten CT-Scanner geprüft worden war, vermutete NEST, dass der Koffer etwa vier Kilogramm C4-Sprengstoff enthielt, die um zwei schmale,
mit Blei ausgekleidete Stahlbehälter angeordnet waren, die Plutonium oder Uran enthielten. In anderen Worten handelte es sich bei dem Koffer um eine schmutzige Bombe in Miniaturform, die einige Hundert Menschen rund um Albany töten konnte, wenn der Wind in die falsche Richtung blies. NEST konnte den Radioaktivitätsgehalt der Bombe jedoch nicht genauer abschätzen, weil die Bleiauskleidung nahezu die gesamte Alpha- und Gammastrahlung abblockte, die von dem Material ausging. Mittlerweile hatte der Entschärfungsdienst des Militärs berichtet, dass der Koffer offenbar durch eine Sprengfalle gesichert war, die detonierte, sobald er bewegt oder ohne Eingabe des richtigen Codes geöffnet würde.
    Nach einer zweitägigen Diskussion beschloss der Präsident, die Bombe dort zu belassen, wo sie lag, und unterzeichnete eine Durchführungsverfügung, durch die das Depot mit der vagen Begründung »zum Zweck der nationalen Sicherheit« verstaatlicht wurde. Nicht einmal das Büro des Rechtsberaters des Präsidenten hielt diese Verfügung für legal, und der Eigentümer des Depots, Joey O’Donnell, hatte sich gesträubt, sein Eigentum aufzugeben. Kijiuri, der stellvertretende Leiter des FBI, hatte Joey in nicht allzu höflichen Worten erklärt, dass er vor einer einfachen Wahl stand. Er konnte ein guter Amerikaner sein und die Million Dollar akzeptieren, die die Regierung ihm bot, was dem zweifachen Wert seines Eigentums entsprach und selbstverständlich steuerfrei ausgezahlt wurde. Oder er konnte seine Verfassungsrechte schützen, indem er Klage einbrachte und alle, vom FBI bis zum Präsidenten persönlich, gegen sich aufbrachte. »Sie haben soeben in der Lotterie gewonnen, Joey«, meinte Kijiuri abschließend. »Ich rate Ihnen, den Scheck zu nehmen und Urlaub zu machen. Oder wollen Sie, dass wir uns Ihre Steuerunterlagen genauer ansehen?«

    Joey nahm den Scheck und ging auf Urlaub. Noch ehe er den Vertrag für die Übereignung des Gebäudes unterzeichnet hatte, waren schon die Spezialisten für Kampftechnologie eingetroffen, um die Wände und die Decke rund um D-2471 mit fünfzehn Zentimeter dicken Blei-Stahl-Platten zu verstärken. Bis Ende September hatte das gesamte Gebäude ein neues Dach und ausgekleidete Wände erhalten, die dick genug waren, den radioaktiven Niederschlag einer Explosion abzufangen.
     
    Gleichzeitig mit dem neuen Dach bekam das Capitol Area Self Storage ein neues Arbeitsteam. Nicht ein Einziger der bisherigen Angestellten hatte sich über seine Kündigung beschwert, denn alle hatten Schecks erhalten, die ihre Erwartungen bei weitem übertrafen. Die Mitglieder der Delta Force, die ihre Plätze einnahmen, behandelten die Kunden mit unfehlbarer Höflichkeit, bis darauf, dass ihr Südstaatenakzent nicht ganz in das Hinterland von New York passte. Währenddessen lieferten sich die Techniker des FBI und der CIA ein unverhülltes Wettrennen, wer die ausgefalleneren Überwachungsgeräte im Zentrum installierte. Da es der CIA verboten war, auf amerikanischem Territorium einzuschreiten, hätte die Agency diese Aufgabe dem FBI überlassen müssen. Duto beharrte jedoch darauf, dass diese Einschränkung durch die Verfügung des Präsidenten zur Einsetzung der Operation Earnest Badger außer Kraft

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