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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Sportschuhen trug er Jeans und ein blaues T-Shirt, als Tarnung für dieses alberne Land, in dem man stolz darauf war, sich so schlecht wie möglich zu kleiden.
    Eine halbe Stunde später, mit dem Gefühl, einhundert Runden durch den Bahnhof gedreht zu haben, kaufte er sich einen Becher Kaffee und ließ sich in einen Drahtstuhl fallen, der unter seinem Gewicht auf ungleich langen Beinen schaukelte. Während sich Khadri mit der Hand durch sein kurz geschnittenes dunkles Haar fuhr, versuchte er, seinen Ärger zu katalogisieren. Der Kaffee war bitter und kalt. Die Luft verbraucht und heiß.
    Und er war von Amerikanern umringt. Von verschwitzten, fetten, armen Amerikanern. Frauen in billigen weißen Uniformen und Haarnetzen trotteten mit offenem Mund an ihm vorüber, sodass man erkennen konnte, dass ihrem Lächeln ein paar Zähne fehlten. Bis zum Ende des Tages würden sie ein paar Dollar verdienen, die, wenn sie Glück hatten, gerade reichten, um die Familie zu ernähren. Obwohl es in dem Bahnhof elektrisches Licht und Fließwasser gab, erinnerte er Khadri in seiner stinkenden Verzweiflung an die ärmlichsten Gegenden von Islamabad.
    Khadri empfand beinahe Mitleid mit diesen Dummköpfen. Durch ihre Religion wurden diese Ungläubigen blind für die Wahrheit: dass sie für die Juden, die in den USA das Sagen hatten, nichts waren als dummes Vieh. Wenn sie nur begriffen, dass Allah der einzige Gott war und Mohammed sein Prophet. Wenn sie nur den Mut hätten, sich gegen dieses
korrupte Land und seine teuflischen Anführer zu erheben. Aber sie waren in ihrer Verehrung für Jesus gefangen. Allerdings war der Großteil der Amerikaner keineswegs so arm, erinnerte sich Khadri. Sie genossen das Leben und unterstützten die Kriege, die die USA führten. Nein, die USA würden sich nie selbst befreien, nicht solange die Al-Quaida nicht unzweifelhaft beweisen würde, dass sich nur Dummköpfe gegen den Islam stellten.
    Dass dieser Tag käme, glaubte Khadri mit der selben Sicherheit, wie er an seinen eigenen Herzschlag glaubte. Deshalb bemühte er sich auch, nicht überzureagieren, wenn er eine schlechte Nachricht erhielt wie jene von Tarik Dourant in Montreal. Tarik sollte sich weniger um seine Frau und mehr um seine Arbeit kümmern, dachte er. Obwohl Tarik ein genialer Biochemiker war und sich voll und ganz in den Dienst der Sache stellte, machte sich Khadri Sorgen um ihn. Er war aufgrund seiner Einsamkeit zur Al-Quaida gestoßen, nachdem ihn die Grausamkeit des Westens fast gebrochen hatte.
    Diesem Typ von Rekruten traute Khadri genauso wenig wie den Fanatikern, die darum bettelten, sich in die Luft zu sprengen. Sie glichen einander wie Spiegelbilder. Die Fanatiker waren irrational, aber stark, während Männer wie Tarik schwach waren und leicht in Panik gerieten. Ein starker Mann hätte nicht zugelassen, dass seine Frau einen Job bei den Ungläubigen annimmt. Tarik musste die Kontrolle über Fatima wiedergewinnen oder sich von ihr scheiden lassen, anstatt nutzlos über seine Lage zu klagen, als wäre sie der Mann und er die Frau. Im Grund interessierte es Khadri nicht, was Tarik mit Fatima machte, solange er seine Arbeit vorantrieb.
    Um dem Kaffee die Bitterkeit zu nehmen, schüttete Khadri zwei Päckchen Zucker in die dunkle Brühe. Vor einem Monat
war Farouk Khan nach einer amerikanischen Razzia in Bagdad verschwunden und hatte seitdem nicht mehr auf seine Nachrichten geantwortet. Khadri fürchtete das Schlimmste. Wenn die Amerikaner Farouk lebend in die Hände bekommen hatten, wussten sie vielleicht schon von den Paketen, die die Al-Quaida in die USA transportiert hatte. Jetzt ging es Khadri darum festzustellen, ob Farouk das Geheimnis verraten hatte.
    Dafür war Khadri nach Albany gekommen. Er wollte eine Art Experiment durchführen. Nur benötigte er dazu einen Helfer, und zwar einen unwissenden Helfer. Jemanden, der Geld brauchte und Anordnungen befolgte, ohne Fragen zu stellen. Jemanden, der ersetzbar war. Der Busbahnhof im Schatten des Highways am Ostrand dieser hässlichen Stadt war ihm als geeigneter Ort für diese Suche erschienen. Bisher hatte Khadri jedoch keine passende Person gefunden. Einer Frau würde er diese Aufgabe nie anvertrauen, und die Männer, die hier umherstreiften, waren alt und verwahrlost. Er brauchte jemanden, der jünger war. Vielleicht einen Farbigen. Farbige taten alles für Geld, und Albany war voll von ihnen.
     
    Mit diesem Gedanken verließ er den Bahnhof und spazierte durch das heruntergekommene

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