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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Depotraum.
    Auf seinem Weg zum richtigen Depotraum hatte DiFerri ein halbes Dutzend Schilder gesehen, auf denen darauf hingewiesen wurde, dass es verboten war zu rauchen. Aber hier sah er keines. Zum Teufel mit dem Mann am Eingangsschalter. Er klopfte eine Zigarette aus der Packung und zündete sie an.

    Nur eine Handvoll Zivilisten befand sich im Depot, als der Mann mit dem Schlüssel kam. Sie wurden nicht evakuiert. Denn Duto und Kijiuri hatten festgelegt, dass der Betrieb im Depot normal weitergeführt werden sollte, bis jemand versuchte, die Tasche zu entfernen. Auch die Männer der Spezialeinheit drangen nicht bis D-2471 vor. Allerdings wurde jede Person im Depot beschattet. Sollte die Bombe explodieren, würde die Spezialtruppe die Zivilisten, wenn nötig sogar mit Gewalt, aus dem Gebäude bringen und sie in ein provisorisches Dekontaminationszentrum bringen, das NEST etwa eineinhalb Kilometer entfernt eingerichtet hatte. Dort würden sie auf radioaktive Strahlung geprüft werden.
    Die von NEST durchgeführten Computersimulationen ergaben Folgendes: Die Wahrscheinlichkeit, dass keine Zivilisten einer schädlichen Menge an Strahlung ausgesetzt würden, lag bei siebzig Prozent, solange alle das Gebäude innerhalb von drei Minuten nach der Explosion verließen. Selbstverständlich lag die Wahrscheinlichkeit, dass es doch zu einer schädlichen Verstrahlung kam, damit bei dreißig Prozent, aber dem war nicht abzuhelfen.
    Als Exley die Sportbar betrat, beobachtete bereits ein Dutzend CIA-Beamte die Monitore. Im Depotraum zog ein verwirrt aussehender Weißer an einer Zigarette, während er die Leinentasche mit dem Fuß anstieß.
    »Das ist der Mann?«, fragte sie Shafer. Er sah wie ein Mechaniker aus, oder vielleicht wie ein arbeitsloser LKW-Fahrer. Aber nicht wie ein Terrorist.
    »Ich weiß nicht mehr als Sie.«
    »Was sagt die NSA?« Die National Security Agency besaß eine Erkennungssoftware, die Fotos von Gesichtern mit einer Datenbank von möglichen Al-Quaida-Mitgliedern vergleichen konnte.

    »Sie haben nichts gefunden. Vermutlich ist er bloß ein Eiscremebecher«, sagte Shafer. »Angeheuert für den Fall, dass wir zusehen.«
    »Netter Ausdruck«, meinte Exley. Als ›Eiscremebecher‹ bezeichnete man im CIA-Jargon eine Person, derer man sich problemlos wieder entledigen konnte, die ohne Folgen verhaftet oder sogar getötet werden konnte. »Ich verstehe es nicht«, sagte sie. »Wenn sie sich so große Mühe gemacht haben, das Material ins Land zu bringen, warum gehen sie dann jetzt so nachlässig damit um?«
    Auf den Bildschirmen stieß der Mann in D-2471 die Tasche mit der Hand an, ehe er daneben in die Hocke ging.
    »Wir stecken in der Scheiße«, sagte Shafer.
    Exley wusste genau, was er dachte. Die CIA und das FBI befanden sich in einer ausweglosen Situation. Der Mann im Depotraum wusste vermutlich nicht, womit er spielte. Allerdings besaß er den Schlüssel. Er konnte also ein echter Al-Quaida-Kämpfer und wahrer Gläubiger sein, der bloß wie ein LKW-Fahrer aussah. Solange sie ihn nicht verhafteten, würden sie es nicht erfahren. Wenn sie jedoch zu schnell eingriffen, platzte vielleicht die ganze Operation. Wenn sie zu langsam vorgingen, riskierten sie, dass sich der Kerl selbst in die Luft sprengte, vor allem, wenn man auch ihn hinters Licht geführt hatte.
    Exley fühlte sich wie mit siebzehn Jahren, als sie erstmals mit einem Auto mit Gangschaltung fuhr. Vom Gas gehen, einkuppeln, Gang einlegen. Eine einfache Sache. Nur dass sie es damals nicht zusammenbrachte. Dadurch war die Kupplung im alten Willys-Jeep ihres Bruders durchgebrannt. Was für ein grauenvoller Tag. Schlimmer jedoch war, dass ihr Bruder so sehr mit seinen eigenen Dämonen kämpfte, dass er ihr kaum Aufmerksamkeit schenkte, als sie es ihm erzählte.

    Sie konzentrierte sich wieder auf die Monitore. Der Mann spielte immer noch mit der Tasche. »Das heißt … wir erlauben ihm, die Tasche zu öffnen?«, fragte sie Shafer.
    »Wenn Sie eine bessere Idee haben, wäre jetzt ein günstiger Zeitpunkt, mir davon zu erzählen.«
    Sie hatte keine.
     
    DiFerri trat die Zigarette mit dem Fuß auf dem Betonboden des Depotraums aus. Es war Zeit, an die Arbeit zu gehen. Vorsichtig öffnete er die große Leinentasche. Als er den schwarzen Plastikreißverschluss zurückzog, wurde die glatte metallene Oberseite des Aluminiumkoffers im Inneren sichtbar.
    Er versuchte, den Koffer aus der Tasche zu heben, aber er war schwerer, als er erwartet hatte, und glitt

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